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Ein Tag voller Missgeschicke

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Als Sanne sagte: »Du, Mama! Ich habe vergessen, dir zu erzählen, dass mir deine Zahnbürste gestern früh ins Klo gefallen ist …« – da machte ich ein betroffenes Gesicht.

Angeekelt rechnete ich nach, dass ich diese keimüberflutete Bürste seitdem ganze 4-mal wieder im Mund gehabt hatte. Nein, sogar 5-mal, denn gestern wollte ich es mit der Zahnhygiene ganz besonders gründlich halten.

So begann der Tag, an dem sich so viele Missgeschicke häuften, dass mir eigentlich bis zum Ende des Jahres überhaupt nichts Unangenehmes mehr passieren dürfte. Nachdem Sanne in der Schule war, machte ich mich mit meinen Jungs auf, ein bisschen einzukaufen. Ganz zuoberst auf der Liste, die ich auf dem Küchentisch vergaß, stand in großen Buchstaben »ZAHNBÜRSTEN«, an den Rest konnte ich mich, im Supermarkt angekommen, nicht mehr so recht erinnern. »Konzentrier dich!«, schimpfte ich halblaut mit mir, während Max aus dem Einkaufswagen heraus- und Samuel in den Einkaufswagen hineinklettern wollte.

»Hilf mir lieber beim Einkaufen«, sagte ich zu Samuel und riss hastig eine Packung Zwieback auf, um Max ruhig zu stellen. Dabei fiel mir die Hälfte auf den Boden, was meine Söhne rasend komisch fanden. Nur Zwieback fanden sie nicht komisch, sondern unlecker und staubig. Ihnen gelüstete nach Schoko-Keks und Vanillepudding, was mir Samuel beides schwungvoll in den Wagen schmiss. »Einkaufen helfen!«, kreischte er strahlend, und das Letzte, was ich von ihm sah, war sein geringelter Schal, der unternehmungslustig hinter ihm herwehte, als er zwischen den Süßigkeitsregalen verschwand.

Ich nutzte die Gelegenheit, um scharf nachzudenken und einen Eisbergsalat in den Wagen zu legen. Dazu kamen ein paar Weintrauben und … dann war Sam wieder da und wuchtete 2 Liter Erdbeereis, 10 Tafeln Nougatschokolade und drei Dosen Cola auf meine Trauben. Max jubelte, als er all diese Schätze erspähte und begann, unverzüglich zu quengeln, weil er sofort davon naschen wollte. »Ruhe jetzt, ihr Banditen!«, schimpfte ich und fing den Eisbergsalat auf, den mir Samuel sportlich entgegen warf. Dann hielt ich ihn am Ringelschal fest, bevor er mir weiter beim Einkaufen »behilflich« sein konnte und setzte ihn zu den zermatschten Trauben in den Wagen. Einigermaßen zügig beendete ich die Einkaufsrunde und stellte diskret Coladosen und 8 Tafeln Schokolade zurück ins Regal.

Schließlich stellte ich mich an der Kasse an, wo natürlich die Papierrolle umständlich gewechselt werden musste und pausenlos »Du, Frau Schulz, was kosten die Gewürzgurken?« gerufen wurde. Vor mir stand eine kleine Omi, die überfordert Pfennige und Centstücke aus ihrem Portemonnaie zählte. Und als ich endlich, endlich an der Reihe war, wusste Frau Schulz auch nicht, was der Kräuterfrischkäse kostet, und Samuel hatte spitzgekriegt, dass es keine Cola mehr in unserem Wagen gab. »Coooolaaaaa!«, kreischte er aufs Unerzogenste, und mir lief der kalte Schweiß den Rücken runter.

Als wir wieder zu Hause waren, konnte ich auf der Liste nachlesen, was ich alles vergessen hatte – und das war eine ganze Menge. Nicht mal einen schönen Kaffee würde ich mir auf den ganzen Ärger kochen können, denn der war leider alle.

Dann rief ich die Schwiegermutter an, um ihr zum Geburtstag zu gratulieren, und als sie mir säuerlich mitteilte, dass sie doch erst im nächsten Monat Geburtstag habe, da beschloss ich, mich für den Rest des Tages äußerst unauffällig zu verhalten, denn sonst würde ich mich noch in Lebensgefahr begeben.

Ich wollte weder kochen, noch telefonieren und schon gar nicht das Haus verlassen. Dieser Tag sollte nur zu Ende gehen. Am späten Nachmittag ließ ich mir ein Bad ein, testete die Temperatur, bevor ich vorsichtig in die Wanne kletterte. »Schööön!«, schnaufte ich behaglich, »das habe ich mir wirklich verdient!« Ein wenig zuversichtlicher trug ich meine dunkelbraune Meeresschlick-Gesichtsmaske auf. Dass Samuel ein paar Legosteine in der Wanne versenkte, und Sam einen Stapel Handtücher hinterherwarf, konnte mich schon gar nicht mehr schrecken. So gut tat dieses Bad, und bald würde dieser verhexte Tag vorüber sein.

Doch dann stand Robert, der liebste Ehemann, plötzlich da.

»Ich habe wohl ganz vergessen, dir zu sagen, dass heute ein paar Geschäftsfreunde zum Abendessen kommen«, sagte er und sah fragend in mein meerverschlicktes Gesicht. Aufheulend versank ich in der Wanne und wollte nie wieder auftauchen.

Robert verschob an diesem denkwürdigen Tag sein Geschäftsessen, brachte die Kinder ins Bett und mir eine Portion Erdbeereis. Nur aufs Zähneputzen musste ich verzichten, denn leider hatte ich vergessen, mir eine neue Zahnbürste zu kaufen …

Tanjas Welt Band 2

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