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Kennen Sie Tupper-Partys?

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Sind Sie auch das, was man als »zugetuppert« bezeichnen könnte? Wenn Ihnen aus jedem Küchenfach Plastik-Döschen in Pastell entgegenkommen, dann dürfte dies der Fall sein. Bei mir ist es jedenfalls so. Das meiste habe ich von meiner lieben Schwiegermutter im Laufe der Jahre geschenkt bekommen. Deshalb war ich auch nicht besonders begeistert, als meine beste Freundin Marie mich neulich zu einer »Tupper-Party« einlud. »So was gibt es noch?«, fragte ich entgeistert, »das klingt wie amerikanischer Hausfrauentreff anno 1965 mit Erma Bombeck!«

»Sehr richtig!«, antwortete Marie, die sonst eigentlich eine ausgesprochen emanzipierte Persönlichkeit ist, »Tupper-Ware gibt es seit über 50 Jahren und begeistert Hausfrauen in 100 Ländern der Erde, kein moderner Haushalt könnte heute ohne …!«

»Mariiiiie!«, unterbrach ich sie, denn langsam machte sie mir Angst. »Alle 2,5 Sekunden findet irgendwo auf der Welt eine Tupper-Party statt …«, flüsterte sie verschwörerisch.

»Gut!«, sagte ich resigniert, »bevor ich dafür noch nach Neu-Delhi reisen muss, komme ich besser zu dir.«

»Genau!«, freute sich Marie, und ich war gespannt auf die erste Tupper-Party meines Lebens. Robert, der liebste Ehemann, lachte mich aus. »Dank meiner Mutter platzt unsere Küche doch aus allen Nähten«, rief er.

»Ich werde ja auch nichts kaufen«, verteidigte ich mich.

»Was willst du dann auf der Party?«, forschte Robert.

Ich zuckte mit den Schultern. »Nur mal gucken. Außerdem kriegt jeder Gast was geschenkt, und Marie macht ihren leckeren Kräuterdipp.«

Eine Woche später war es soweit. Marie hatte für die Tupper-Damen ein Büfett vorbereitet, und ich konnte ihren Kräuterdipp in einer flotten lindgrünen »Frischi-Schüssel« ausmachen. »So praktisch!«, schwärmte Marie, die sonst eigentlich nur bei unverheirateten Männern mit Waschbrettbauch ins Schwärmen geriet, »mit Deckel zum Wiederverschließen!«

Eine freundliche Dame, die aussah wie die »Klementine« aus der Ariel-Werbung, räusperte sich und stellte sich als die »Tap-per-Wär«-Beraterin vor. Ich konnte mir ein Kichern gerade noch verkneifen, als ich bemerkte, mit was für hingerissenen Gesichtsausdrücken die Frauen dasaßen und begehrliche Blicke auf das aufgebaute Tupper- (pardon: »Tapper«-) -Sortiment warfen.

»Ein ganz besonderes Sonderangebot für Sie, meine Damen, die ganz besonders hohe Ansprüche an Qualitätsprodukte stellen!« Wir Damen nickten. Klementine hielt drei blaue Plastikdosen in die Höhe, und ihre Stimme zitterte vor Ergriffenheit, als sie sagte: »Dieses Dreier-Set ›Klippi-Box‹ in Himmelblau kann ich Ihnen heute mit 20 Prozent Preisnachlass anbieten!« Na, aber hallo! Wenn das kein Wort war. Dann fuhr Klementine fort: »Ganz neu entworfen für die ordnungs- und trendliebende Hausfrau: der ›Maxi-Platz‹ in aerodynamischer Hightech-Form!«

Triumphierend hielt sie ein knallrotes Gebilde in die Luft, dessen Funktion ich nicht sofort deuten konnte. Ich wollte es aber nicht zugeben. Auf jeden Fall sah das Ding hochgradig praktisch aus. Und irgendwie auch ganz chic. Ich könnte es vielleicht als avantgardistische Designer-Handtasche benutzen und behaupten, es wäre ein Einzelstück aus London. Klementine riss mich aus meinen Grübeleien und stellte weitere »Tapper«-Artikel vor: ovale Schüsseln mit Deckel, viereckige Schüsseln ohne Deckel, Deckelhalter und Halterdeckel, Minis und Maxis … Und immer wieder war ich fasziniert von der umwerfenden Nützlichkeit all dieser formvollendeten Gegenstände. Ich besaß zwar schon den »Super-Schüsselsatz« in mittelgroß, aber der »Super-Schüsselsatz« in groß würde meinen Haushalt ungemein bereichern und noch dazu im Farbton »Brombeer«! Um mich herum schwirrten die Stimmen kaufwütiger »Tapper«-Damen, ich sah sogar, wie Marie ihrer Nachbarin das letzte Dreier-Set »Klippi-Box« aus der Hand riss, um es selbst zu kaufen. Glücklich streichelte ich verstohlen meine »Klippi-Box«, denn ich war am allerschnellsten gewesen. Doch dann präsentierte Klementine die brandneuen »Zwergenschätzchen«: vier winzige Döschen mit bunten Deckeln, entzückend anzusehen. »Einfach omnipotent!«, schnaufte Marie.

»Für Handcreme, Smarties, ein Schnäpschen oder …« Klementine kicherte schulmädchenhaft, »… Kondome! Diese Döschen sind wahre Schätzchen!«

Die Tupper-Damen kicherten eine Runde mit, ich zugegebenermaßen auch, und obwohl ich weder Kondome benutze, die Handcreme bei mir aus der Tube kommt und ich unterwegs weder Smarties noch Schnäpschen konsumiere, kaufte ich begeistert ein Set »Zwergenschätzchen«.

Als ich mit einer langen Bestell-Liste und großen Tüten voller »Tapper-Wär« nach Hause kam, feixte Robert: »Oh! Du hast aber viel geschenkt bekommen.«

Ich versuchte gar nicht erst, mich zu erklären. Auf die nächste »Tupper«-Party gehe ich besser nicht. Marie plant demnächst eine »Dessous-Party«, und ich bin eingeladen. Ich werde vielleicht hingehen, aber nur zum Gucken!

Tanjas Welt Band 2

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