Читать книгу Der NSU Prozess - Tanjev Schultz - Страница 159

Tag 141

Оглавление

22. September 2014

Manfred Götzl, Richter. Thomas B., 37, Maler aus Jena.

(Der Zeuge Thomas B. sollte schon am 130. Verhandlungstag aussagen. Er brach seine Anreise damals ab. Nun kommt er direkt aus einer Suchtklinik angereist, wo er in Behandlung ist.)

Götzl Was können Sie zu Uwe Böhnhardt sagen?

Thomas B. Wir waren in den Neunzigerjahren eine Clique und haben gemeinsam verschiedene Straftaten begangen. Autodiebstähle, Einbrüche – für die ich dann ja auch bestraft wurde. Mit fünfzehn hatte ich einen Autounfall. Danach bin ich von Jena weggezogen, da hatte ich keinen Kontakt mehr zu Uwe Böhnhardt.

Götzl Wer zählte zu der Clique?

Thomas B. Wir waren eine Clique in Winzerla und eine in Lobeda, mit Uwe Böhnhardt und Enrico Theile, Ingo J. und zwei, drei, wo ich die Namen nicht mehr weiß. Der Ingo J. hatte schon Erfahrung mit Autos gehabt, der hat mich drauf gebracht, mir gezeigt, wie man Autos stiehlt. Der Uwe Böhnhardt hat so Sachen auch mehrfach mit dem Ingo J. betrieben. So hab ich den Uwe Böhnhardt kennengelernt, so ist es passiert, dass wir Autos geknackt haben oder Rennen gefahren sind, bis zu meinem Unfall eben. Das war ja auch so ne Fahrt praktisch.

Götzl Können Sie etwas zu dem Unfall sagen?

Thomas B. Ich weiß es nur aus Erzählungen, ich hatte einen Schädelbasisbruch. Wir waren in einem Waldstück oberhalb von Jena. Wir sind Rennen gefahren, einer sagt, ich bin durch die Frontscheibe geflogen, andere sagen, ich wurde neben der Tür gefunden. Ist bis heute ungeklärt, wer da überhaupt gefahren ist.

Götzl Wer hat Ihnen davon berichtet?

Thomas B. Meine Familie, mein Vater hat damals auch Einsicht in das Polizeiding bekommen, und der Kripobeamte, der mich vernommen hat, hat mir das noch mal geschildert. Ich war ja auch im Koma. Es war auch berichtet worden, dass Leute zu mir ins Krankenhaus wollten, dann war auch Polizeischutz da, das ist erzählt worden. Meine Familie hat rumerzählt, dass ich gestorben wäre.

Götzl Warum haben die das erzählt?

Thomas B. Ich war weder rechts noch links, mir war das egal, ich stand zwischen den Stühlen, da hab ich öfter Prügel bezogen. Sie hatten einfach Angst, dass die Leute nach mir suchen würden, dass mir irgendwas passiert.

Götzl Gab es da jetzt bestimmte Gründe, dass die Leute nach Ihnen suchen würden?

Thomas B. In erster Linie, dass ich zu viel wusste über die Autoklauereien. Dass ich da was erzählen könnte, was die belasten könnte. Ich hab ziemlich viel getrunken, bin einige Male von der Polizei kontrolliert und verhört worden, und da ist vermutet worden, ich könnte mal Leute verraten.

Götzl Gab es denn Drohungen gegen Sie oder dass etwas passiert wäre?

Thomas B. Linke Gruppen sind gekommen und wollten uns alle plattmachen. Es war schon eine harte Zeit. Ich bin von rechten Gruppierungen gejagt worden, ich hatte Todesangst, hab mich verstecken müssen, ich war dreizehn, vierzehn, das war schon relativ schwierig.

Götzl Können Sie mir mal Uwe Böhnhardt beschreiben?

Thomas B. Er war ein ziemlich lustiger Typ. Er wusste genau, was er wollte und wie er’s kriegt. Er war aber auch ganz schnell aggressiv, es hat schnell umgewechselt, von lustig und locker auf aggressiv und schwierig. Wenn man ihn richtig gekannt hat, hat man schon gemerkt, dass er gefährlich ist. Mir hat er Angst gemacht, ganz einfach. Deswegen hab ich mich auch vor dem Unfall schon abgesondert, soweit es ging. Dann war da noch ein anderer, der war ziemlich groß, der hat mich von jetzt auf gleich mal verdroschen. Drahtiger Typ.

Götzl Sie sagten, Uwe Böhnhardt sei ein lustiger Typ gewesen. Können Sie das näher beschreiben?

Thomas B. Er hatte halt immer so ein Lächeln im Gesicht und hat immer Sprüche gerissen, mehr so ein lockerer Typ. Er konnte aber ruckzuck umschalten.

Götzl Wie sah das dann aus?

Thomas B. Da ist er richtig losgegangen, hat entweder zugeschlagen oder rumgebrüllt.

Götzl Sie sagten, Uwe Böhnhardt habe genau gewusst, was er wollte und wie er es kriegt. Wie ist das gemeint?

Thomas B. Ich hatte das Gefühl, er hat nichts gemacht, ohne es vorher vernünftig geplant zu haben. Er war zu clever, das war schon immer alles gut durchdacht bei ihm.

Götzl Was meinen Sie damit?

Thomas B. Wenn ich damals nachts nach Lobeda bin und mir ein Auto gefiel, habe ich’s einfach genommen. Uwe hat erstmal genau geschaut, wann es da steht, wann nicht und wie das Zeitfenster ist, in dem er nicht überrascht werden kann.

Der NSU Prozess

Подняться наверх