Читать книгу Manipuliert - Teri Terry - Страница 24

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Am Himmel stehen die Sterne, aber der Maschendrahtzaun ist so präsent, dass man sich trotz der Weite des Himmels eingesperrt fühlt.

»Endlich sind sie eingeschlafen«, flüstert Bobby und schlüpft aus dem Zelt, um sich neben mich zu setzen.

Er sieht mitgenommen aus, die letzten Tage haben ihm zugesetzt. Mir auch. Ich kann es kaum fassen, dass all das hier mitten in Schottland geschieht, in Großbritannien. Die Zelte vollgepfropft mit Kindern, die in versifften Schlafsäcken im Dreck liegen. Und niemand, der sich anständig um sie kümmert. Die werden hier einfach aufbewahrt, bis sich einer von draußen ein Herz fasst und sie aufnimmt.

»Können wir reden?«, frage ich leise. Bobby nickt.

»Die fragen ständig nach ihrem Vater«, meint er. »Was ist nur mit ihm geschehen? Und warum?«

»Meinst du, das stimmt, was diese Frau gesagt hat? Dass man ihn gefesselt auf den Scheiterhaufen geworfen hat? Traust du denen das zu?«

Keiner von uns kann das beantworten, und da ist noch eine weitere Frage, die ich gar nicht laut aussprechen mag. Wenn die Zuständigen Überlebende verbrennen, schaffen sie damit weitere Callies? Callie hat die Krankheit überlebt, bis sie im Feuer geheilt wurde. Callie wüsste vielleicht, ob es noch mehr von ihr gibt, aber ich habe keine Möglichkeit, sie zu fragen.

»Und was hat es mit diesem Scantest auf sich, den der Mann nicht bestanden hat?«, fragt Bobby. »Wonach suchen die überhaupt?«

»Das habe ich mich auch schon gefragt. Erst dachte ich, dass die mit dem Scanner prüfen, ob wir wirklich immun sind. Aber warum haben sie uns dann anschließend noch einen Tag zur Kontrolle eingesperrt? Irgendwie scheinen die mit dem Scanner Überlebende herauszufiltern. Anders kann ich es mir nicht erklären.«

»Offenbar haben die anderen das auch gedacht. Bloß Adriana und Jacob meinten ja, dass ihr Vater nie krank gewesen ist, also kann er kein Überlebender sein. Trotzdem hat er den Scantest irgendwie nicht bestanden. Und lügen tun die Kinder sicher nicht.«

»Womöglich haben sie es nicht mitbekommen. Er könnte es vor ihnen verheimlicht haben.«

»Wie wollen die an einem Scan sehen, ob jemand die Krankheit überlebt hat?«

Nun senke ich die Stimme noch mehr. »Und wenn sie die Ursache der Epidemie doch kennen und es bloß verschweigen? Ich habe dir ja erzählt, dass wir auf den Shetlandinseln erfahren haben, dass die Krankheit durch Antimaterie ausgelöst wird. Vielleicht findet sich bei Überlebenden noch ein Teil davon im Körper und deshalb sind sie auch ansteckend. Dann könnte im Scan nach so einem verrückten Zeug wie Antimaterie gefahndet werden.«

Bobby wiegt den Kopf. »Kann sein. Aber in den Nachrichten hieß es doch immer noch, dass sie nicht herausgefunden haben, woher die Epidemie kommt.«

»Und wenn es gelogen ist? Nur warum?«

Hinter uns wimmert Adriana im Schlaf. Bobby beugt sich ins offene Zelt. Als er ihr über den Kopf streicht, beruhigt sie sich gleich wieder. Bobby schaut traurig, bestimmt erinnert sie ihn an seine Töchter.

Und was ist bloß mit Adrianas Vater? Was haben sie ihm angetan? Würden die ihn wirklich bei lebendigem Leib verbrennen?

Wie Callie?

Mit aller Kraft habe ich versucht, an etwas anderes zu denken, nur nicht an diese eine Sache, aber es funktioniert nicht. Innerlich quält es mich, und ich habe Mühe, mir nichts anmerken zu lassen. Was ist mit Shay geschehen, nachdem sie aus der Quarantänezone gebracht wurde? Wenn man schon hier im Lager so mit den Überlebenden umgeht? Auch wenn ich kaum Hoffnung habe, Shay zu finden, muss ich es versuchen. Callie hat versprochen, mir zu helfen, nur was bringt mir das? Wenn nicht gerade zufällig irgendwo jemand in der Nähe stirbt, kann sie mir gar nichts sagen.

Und auch wenn Bobby im Moment neben mir sitzt, weiß ich doch, dass er mit den beiden Kindern im Zelt mehr verbunden ist als mit allem anderen.

»Ich muss so schnell wie möglich hier raus«, sage ich. »Ich muss die Leute da draußen über die Epidemie aufklären und ich muss Shay finden. Aber du kommst nicht mit, oder?«

Bobby scheint erleichtert, dass ich es ausgesprochen habe. »Nein, mein Junge, ich muss hierbleiben. Geh du die Welt retten. Mir reicht es, wenn ich die beiden Kinder rette, vielleicht auch noch ein paar mehr.«

»Das ist okay. Ich verstehe dich.« Und das tue ich wirklich, dennoch wünschte ich, er würde mich begleiten.

»Du kommst schon klar«, erwidert Bobby, als könnte er meine Gedanken lesen. »Alles, was du mit diesem Mädchen bereits auf die Beine gestellt hast, ist beeindruckend. Nichts kann euch aufhalten!«

»Schon möglich.«

»Aber bevor du dich vom Acker machst, gehe ich heute Abend und morgen früh ein bisschen im Lager herum und mache hiermit Fotos.« Er hält sein Tablet hoch. »Das nimmst du dann mit. Wenn die Leute sehen, was hier vor sich geht, sind sie vielleicht bereit zu helfen.«

Manipuliert

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