Читать книгу Manipuliert - Teri Terry - Страница 27
ОглавлениеNachdem ich eine Weile zugesehen habe, wie Kai Sachen im Internet liest, ist mir schon bald langweilig, und ich wandere durchs Hostel, dann gehe ich ein Stück die Straße entlang spazieren.
Jetzt am frühen Abend ist alles ruhig. Die meisten Läden sind zu, nur ein alter, abgeranzter Pub hat geöffnet und ein Tante-Emma-Laden. Im Pub sitzen die Leute und trinken; im Laden kaufen sie Krimskrams. Und nirgends trägt jemand einen Schutzanzug.
Ich versuche, daran zu denken, niemandem zu nahe zu kommen.
Ein paar Häuser vom Hostel entfernt halten zwei schwarze Lieferwagen. Darin sind lauter Uniformierte, zwar tragen sie eigentlich nur unscheinbare schwarze Kleidung, aber daran, wie sie sich bewegen und miteinander reden, sehe ich gleich, dass es Soldaten sind. Sie steigen aus.
Und dann marschieren sie zum Hostel.
Was wollen die hier?
Besorgt folge ich ihnen, horche.
Sie betreten das Hostel. Einer der Männer hält der Frau an der Rezeption einen Ausweis unter die Nase.
»Wo ist das Telefon, das die Bewohner nutzen?«, fragt er sie.
»Direkt hier«, sagt sie und zeigt zu einem Telefon an der Wand. »Und oben gibt es auch noch einen Anschluss.«
»Von hier ist ein Anruf getätigt worden«, er schaut auf seine Armbanduhr, »vor genau dreiundzwanzig Minuten. Ich will wissen, wer hier telefoniert hat.«
Hat Kai um die Zeit Mum angerufen?
Die Frau an der Rezeption zuckt die Achseln. »Ich habe nicht drauf geachtet.«
Sind die Soldaten hinter Kai her? Dass ich nicht sprechen kann, macht mich wahnsinnig. Ich kann Kai nicht warnen. Ich kann überhaupt nichts tun.
Die Soldaten schwärmen aus, kontrollieren sämtliche Personen im Erdgeschoss, eigentlich schauen sie jeden nur an. Offenbar wissen sie also, nach wem sie Ausschau halten müssen.
Ein paar der Männer bleiben unten vorm Eingang stehen, die anderen gehen nach oben in den ersten Stock.
Nacheinander kontrollieren sie alle Zimmer, sehen jedem ins Gesicht. Anschließend fragen sie herum, ob jemand mitbekommen hat, wer vor einer halben Stunde telefoniert hat. Alle sagen das Gleiche, keiner hat was gesehen. Die komischen Soldaten-Leute sind ungeduldig, ärgerlich. Sie glauben, dass hier jemand lügt.
Dann steigen sie zum nächsten Stockwerk hoch, gehen auf die Balkontür zu, hinter der Kai sitzt. Ich muss etwas tun, irgendwas, um sie aufzuhalten, um ihn zu warnen.
Ich kann nur eins.
Wer hat hier das Kommando? Das ist unschwer zu erkennen. Der, der sich im Hintergrund hält und den anderen die Befehle gibt.
Heute ist nicht sein Tag.
Ich lasse die Wut in mir hochkochen. Eigentlich ist sie immer da, köchelt unter der Oberfläche, deshalb schlagen die Flammen gleich hoch.
Ich stürze mich auf den Mann.
Er schreit, als er in Flammen aufgeht. Die anderen Uniformierten, auch die, die schon auf halbem Weg zum Balkon waren, kommen angerannt, stolpern aber gleich wieder rückwärts.
Niemand schaut mehr in den Flur und merkt, wie Kai kurz den Kopf durch die Balkontür steckt und sie dann hastig wieder zuschlägt.