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Die öffentliche Brille

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In der Öffentlichkeit waren Wechseljahre lange ein Tabuthema. Heute findet sich kaum eine Illustrierte, kaum ein Gesundheitsmagazin, das nicht darüber berichtet. Immer wieder wird mit Nachdruck betont, das Klimakterium sei etwas ganz Natürliches. Allein der rechte Glauben daran fehlt. Wechseljahre und Beschwerden gehören zusammen wie der sprichwörtliche Deckel zum Topf. Schweißausbrüche, Migräneanfälle, Schlafstörungen, Depressionen – sobald die Kinder aus dem Haus sind, schwebt das Grauen des Alterns über uns Frauen, raubt uns Weiblichkeit und gesellschaftliche Attraktivität, der Gatte flüchtet in die Arme unserer jüngeren Alterskonkurrenz. Selbst die renommierte Frankfurter Allgemeine Zeitung, die in einem Artikel gegen den üblichen Mainstream ruderte, tat das unter der Flagge »Paukenschlag der Weiblichkeit« – so die reißerische Schlagzeile. Auch die Titel mancher Ratgeber lassen uns angstvoll erschauern: Wechseljahre, ein behandelbares Schicksal.

Zum Glück halten nicht alle für bare Münze, was Aufmacher, wie jüngst der in einer Frauenzeitschrift, versprechen. Da heißt es: »Wechseljahre machen so sexy«. Darüber mokierte sich eine Kursteilnehmerin: »›Sexy machen‹ heißt in dem Fall wohl für blöd verkaufen. Wer glaubt denn, dass Schwitzen sexy macht?« Ob »Lustvoll durch die Wechseljahre« oder »Diese schrecklich schönen Jahre«: Werbung und Medien spielen gezielt mit unseren Emotionen, selbst wohlgemeinte Ratgeber. »Sex sells« gilt sowieso (fast) immer, und Angst vor dem Alter verkauft sich bestens. Das Klimakterium ist schließlich ein Verkaufsschlager und die Scharen von Frauen in der »kritischsten Phase ihres Lebens« sind kaufkräftige Kundinnen. Eine Flut an Maßnahmen, die gegen die leidigen Auswirkungen des Wechsels ankämpfen sollen, steht bereit und manch eine verliert in dem unüberschaubaren Angebot an Nahrungsergänzungsmitteln, Hormonberatungen, Hormonkochkursen, Hormonkosmetik und anderen Lifestyle-Produkten den Überblick und die Nerven. Selbst die, die eigentlich keine oder wenig Probleme haben. So wie Gabriele, 56, die mich deshalb um einen Termin bat.

Auf meine Frage, was denn zu besprechen sei, antwortete sie: »Also, meine letzte Mens, die ist über ein halbes Jahr her. Mein Frauenarzt sagt: Menopause.« Kurzes Schweigen. Dann Gabriele: »Also …, soll ich einfach abwarten oder doch lieber nachhelfen?« Meine Gegenfrage: »Ja, wobei denn? Haben Sie Probleme?« Gabriele, zögernd: »Das nicht, aber wegen des Östrogenmangels …, ich bin ja eigentlich gegen Pillen, aber andererseits … muss man nicht doch was dagegen tun?« Meine Antwort: »Auf jeden Fall dürfen Sie etwas für sich tun.«

Wir haben einen schlauen Organismus, der sich selbst in außergewöhnlichen Situationen zu helfen weiß und sich regenerieren kann. Oft genügt es, dem Körper erst einmal Zeit zu geben und oft reguliert er sein Hormonchaos von ganz allein. Ein gesunder Lebensstil, gesunde Lebensmittel und Bewegung an der frischen Luft unterstützen ihn dabei, schonen Figur und Geldbeutel und sind nicht nur für die Wechseljahre empfehlenswert.

Wechseljahresbeschwerden sind kein Muss und Maßnahmen keine Pflicht. Jederzeit haben Sie eine Option: einen kühlen Kopf bewahren – und abwarten.

Gut durch die Wechseljahre für Dummies

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