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Da wir gerade bei Kurts Eltern sind: Diese hatten – wenn es nach den beiden ging, was eigentlich immer der Fall war - grundsätzlich keine 'normalen' Vornamen, sie waren nur 'Mom und Dad'. Niedlich, findet ihr nicht? Herzallerliebst, oder?

Nun, Kurt und Paul hatten kein großes Problem damit. Abgesehen davon, dass sie ihre Eltern nie wirklich als normale, gleichwertige Menschen – wie Freunde oder spätere Vorgesetzte – sahen und sich daher geistig nie komplett von ihnen trennen konnten. Tief in ihrem Inneren, obwohl sie es beide nie zugegeben hätten, waren die beiden Brüder bis zu ihrem Tod immer noch Kinder, die ihren Dad verehrten und ihre Mom liebten.

Aber sie waren glücklich, naja, sie versuchten es jedenfalls zu sein. Das war es, was ihr Dad am allermeisten satt hatte - diese Verpflichtung, alles schön und friedlich und unerschütterlich perfekt erscheinen zu lassen. Und immer schön zu lächeln.

Kurt wurde irgendwie durch die Schule geschoben mit C's und D’s, seine Frau klaute zeitweise aus Spaß mehr als manche Idioten aus einer Tankstelle zerren konnten - er hätte ihr aber nie gesagt, dass er das wusste - und verglichen mit seinem Job war die Hölle mitsamt Fegefeuer ein Wochenendausflug an den See mit anschließendem Familien-Picknick.

Dads einziger Lichtblick war Paul, der überaus sportlich begabt war und gleichzeitig gute Noten nach Hause brachte, was Kurt – neben seiner Demut als beschützter großer Bruder - vor lauter Neid und Eifersucht in den Wahnsinn trieb.

Paul war (in Dads Augen) ein Abziehbild der ureigensten amerikanischen Anschauung von Perfektion - ein junger, blonder, strahlender, durchtrainierter Captain America, der im Krieg gegen die bösen Kommunisten tapfer seine Heimat verteidigte.

Trotz ihrer osteuropäischen Abstammung hatten sie – Mom und Dad – schon immer ein Faible für den amerikanischen Traum, Patriotismus und republikanische Ideale gehegt. Interessante Kombination, oder?

In ihrer Heimat hatten sie immer als Spinner gegolten, als Freaks, die man bei jeder Gelegenheit benutzen konnte, um sich selbst aufzuwerten; um über sie lachen und sich besser fühlen zu können.

Wäre Paul nicht gewesen, hätte ihr Vater sich sicher mittlerweile in einem Whisky-Vollrausch mit seinem '45er Colt Revolver eine Kugel in den Kopf gejagt. Diesen bewahrte er übrigens - wie jeder andere pflichtbewusste Familienvater - sorgsam unter dem Kopfpolster (und dem militärischen Bürstenschnitt seines Kopfes) auf seiner Seite des Bettes auf.

Das Blut der Auserwählten

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