Читать книгу Das Blut der Auserwählten - Thomas Binder - Страница 9
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ОглавлениеDann gab es da noch Kurts Bruder Paul, der ein Jahr jünger als er war.
Paul war interessanterweise größer gewachsen und muskulöser als der schlaksige, kleinwüchsige Kurt und musste seinen großen Bruder jedes Mal vor den nimmermüden Schulverfolgern und darauf folgenden Abschürfungen und Knochenbrüchen retten. Seltsam, nicht? Tja, dies wiederum ließ Kurt noch lächerlicher erscheinen und ihn zur absoluten Witzfigur der Schule und des Viertels, in dem sie wohnten, avancieren.
Alle diese heldenhaften Rettungsaktionen waren jedoch in Wahrheit nur Teil von Pauls eigenem, sadistischen Teufelskreis, den dieser um Kurt spann. Nicht nur, dass Kurt sich wehrlos verprügeln ließ, er ließ sich von seinem jüngeren Bruder retten, der stärker als er selbst war. Das war wirklich der Brüller in seiner ganzen Klasse gewesen.
Paul war abgrundtief bösartig, obwohl niemand einen Grund für seinen Hass heraus gefunden hätte.
Die ganze Sache wurde wohl durch die Tatsache noch skurriler und komischer, dass Paul seinen großen Bruder absichtlich - also genau aus diesem Grund, dass alle Kurt nur noch mehr verachten würden – rettete. Nicht, weil er sein Bruder war, sondern weil sie ihn verachten sollten. Weil Kurt ein Würstchen war, ein Verlierer. Weil jeder ihn verachten sollte. Verdammt noch mal alle.
Paul war wirklich ein kleiner Teufel.