Читать книгу Das Blut der Auserwählten - Thomas Binder - Страница 3
Kapitel 0: Einleitung
ОглавлениеMan konnte die Angst im Raum knistern hören. Genauso stark wie die Aggression. Das Opfer lag gekrümmt vor Schmerzen auf dem Boden. Blut tropfte von seiner Stirn auf den beigen, mittlerweile ziemlich vergilbten 70er-Jahre-Teppichboden in einem winzigen, trostlosen, billigen Zwei-Zimmer-Apartment.
Kurt Powell stand über ihm und hielt einen Siegespokal der Leichtathletik-Mannschaft der High School von Littleton in der rechten Hand, von dem ebenfalls Blut tropfte. Keuchend. Schwitzend. Sabbernd, wie ein scharfer Rottweiler.
Der Pokal war wohl das einzige bedeutende Erfolgserlebnis seines Opfers, Al. Der übergewichtige, unrasierte, alleinstehende, vereinsamte, blutüberströmte Mann stöhnte, noch immer in der Phötusposition liegend, lautstark unter Kurt auf.
Man braucht weniger Kraft um die Schädeldecke eines erwachsenen Mannes aufzubrechen, als ihr jetzt glauben würdet.
Das Opfer versuchte kläglich, seinen letzten Funken an Überlebenskraft zu nutzen, um es seinem Peiniger, den er vor Sekunden noch umarmen wollte, verdammt noch mal heimzuzahlen. Powell sollte für all seine Lügen, seinen grenzenlosen Egoismus, seine Komplexe und seine Schadenfreude büßen.
Wie beurteilt man Gerechtigkeit?
Wer hat das Recht, zu beurteilen, was richtig ist und was falsch? Muss diese Entscheidung immer und für alle Zeit zutreffend sein?
Aber das ist sicher noch zu früh, um Kurt Powell, den Betrüger, zu verstehen. Ganz zu schweigen von Kurt Powell, dem sadistischen Triebtäter.