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Nachdem Dad sein fünftes Dosenbier in einem Schluck hinunter gewürgt hatte und lautstark rülpsen musste, fuhr er mit seinem Monolog vor den Söhnen und drei ihrer – oder eher Pauls - besten Freunden an einem sonnigen Samstag Nachmittag im Innenhof ihres Häuserblocks fort. Sie waren mittlerweile von einem Kranz umgeben, der aus auf Dads Stirn zerdrückten leeren Bierdosen bestand.

Dad schrie in der Zwischenzeit - schon mehr als leicht berauscht - Eisenhower hätte noch Prinzipien. Er kreischte schon zwischen kurzen, sich abwechselnden Hust- und Würganfällen. Dad hatte sich wohl verschluckt. Trinken und Luft holen gleichzeitig war keine gute Idee, erkannte er.

Sie, da sie ja noch Kinder wären, würden sich nicht erinnern können, aber vor ungefähr zwei Jahren hätten diese Idioten im Kongress endlich Eisenhowers Vorschlag zugelassen, die verkackten Sowjets aus dem mittleren Osten raus zu drängen und selbst Truppen hin zu schicken. Das sollten sie (die Kinder) sich merken, dies wäre die 'Eisenhower Doktrin' gewesen und das wäre das einzig Richtige gewesen und er (Dad) hätte das ganz genauso gemacht.

Was interessierte Kurt schon irgendeine doofe „Eisenhower-Dohtrien“? Was sollte das überhaupt sein?

„Was aber ein verdammter Fehler war“, meinte Dad schon unverständlich nuschelnd, aber sehr laut, „war als eure Politiker vor ein paar Monaten Castros beschissene Kommunisten-Regierung in Kuba zugelassen haben. Wozu soll der Mist gut sein? Aber einen gibt es, das sag' ich euch, der eine Wende herbeiführen wird. Der es ihnen allen zeigen wird. Einen, der genau weiß, wie man was an zu packen hat.“ Er meinte Senator Joseph McCarthy.

Dads Gesicht formte sich zu einem benebelten, verehrenden, fast verliebten Lächeln.

Dieser McCarthy wüsste, wie man mit diesem Gesocks von sozialistischen Bastarden umzugehen hätte. Während diesem vor Stolz überschäumenden Monolog fing er durch die schnell zunehmende Alkoholmenge in seinem Körper immer stärker an zu lallen.

Kurt wunderte sich, was mit seinem Vater auf einmal los war. Natürlich verstand er Dads momentanen Zustand nicht. Die Kinder hatten ihrem Vater noch nie vorher beim Trinken zugesehen und hatten auch das Verhalten der wenigen Betrunkenen, die sie bis jetzt gesehen hatten, nie mit besonderem Interesse studiert. Sie hatten keine Ahnung, wie Dads gegenwärtiger geistiger Zustand aussah.

McCarthy würde „'en verhammt'n Kowunjismus en'lich volstän'ig auslöshn“, damit endlich alles richtig in der Welt liefe, brachte Dad noch brüllend hervor, bevor er schallend rülpsen musste und sich beinahe übergeben hätte. Er hatte bereits mehr als genug, was unmissverständlich durch den Speichelfaden angezeigt wurde, der sich allmählich seinen Weg von Dads Gesicht bis zum Boden bahnte.


Das Blut der Auserwählten

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