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Demre

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Nach 40 weiteren Fahrminuten hatten sie ihr Ziel erreicht.

Der Karpfen stoppte sein Gefährt mitten im Zentrum von Demre, ganz in unmittelbarer Nähe eines schmucklosen Hotels namens Kiyak. Nachdem sie den geforderten Fahrpreis entrichtet hatten, der im Gegensatz zu den Taxigebühren eher einer Almose entsprach, stiegen sie aus.

Auf Nimmerwiedersehen, du gräulicher Osmane, verabschiedete sich Santu im Stillen von dem Fahrer, um sich dann erst einmal gründlich umzusehen.

Nur wenige Menschen trieben sich auf der Straße herum. Bei den wenigen Touris hier hätten wir gar nicht buchen müssen, glaub' ich. Aber Sicherheit ist die Mutter aller Porzellankisten oder so... Dann betraten sie das Hotel.

„Guten Abend. Wir haben eine Reservierung", sprach Rooperti den Mann an der Rezeption an, der - passend zur Herberge - ebenfalls einen recht traurig bis ungepflegten Eindruck machte. Dieser schreckte unwillig aus seinem Halbschlaf hoch. Nach kurzem Blick auf den Monitor seines alten Dell-Laptops lächelte der Unrasierte erst den kleinen, dicklichen Mann, dann seinen hageren Gegenüber an, um mit süffisanter Stimme nachzufragen: „Ein Doppelzimmer?"

Jawohl, ging es Santu durch den Kopf. Ein Doppelzimmer, du Schmierlappen. Was gibt's da so dämlich zu grinsen? Was meinst du eigentlich, wer wir sind? Elton John und Georg Michael in den Flitterwochen?!?

"Ja bitte. Ein Doppelzimmer, wie gebucht."

Mit einem zweideutigen “Ich wünsche Ihnen eine entspannende Nacht“ übergab Ihnen der Rezeptionist den Zimmerschlüssel und deutete auf eine Treppe im hinteren Teil des Empfangsraums.

Die Zimmer in dem dreigeschossigen, rosafarbenen Hotel waren sehr schlicht, um nicht zu sagen spartanisch.

„Schatz, äh, Chef, wollen Sie zuerst unter die Dusche? Wir können auch gemeinsam…", versuchte Rooperti die laten angespannte Situation mit gequältem Humor zu entkrampfen. Gemeinsam über Nacht in einem Zimmer? Das hatte es noch nie gegeben.

„Ja, will ich", kehrte sein Chef den Chef raus. „Und du kannst schon mal auf den Stadtplan gucken, wie wir am besten zur Nikolauskirche kommen."

„Sie sind immer noch der Überzeugung, dass wir dort diese Tafel oder etwas Ähnliches finden, stimmt's?"

„Ja, bin ich", antwortete der Angesprochene energisch. „Wofür, meinst du, haben wir diese ganze Tortur auf uns genommen? Um hier gepanschten türkischen Honig zu kaufen?“

„Aber vielleicht verrottet die Tafel in irgendeinem Museum, Gott, wer weiß wo."

„Schnickschnack. Dann werden wir Gott-wer-weiß-wo da-nach suchen", erwiderte er und machte sich auf den Weg ins Bad. „Aber nicht durchs Schlüsselloch pillern." Rooperti staunte nicht schlecht: Sein Boss verstand ja doch Spaß.

Gut eine halbe Stunde lagen sie im Doppelbett, getrennt durch die kleine Mittelspalte, die von den beiden Einzelmatratzen erzeugt wurde.

„Gute Nacht, Chef."

„Gute Nacht, Roopi-Boy."

Rooperti verzog das Gesicht. Er drehte sich zur Seite und löschte das Licht, um noch ein müdes „Gute Nacht… Grand-Pa" zu murmeln. Aber da ratzte Santu Claus bereits, derart niederfrequent, dass Kolonien von Hausstaubmilben erschreckt ihre Spinnenbeinchen in die Hand nahmen und panisch die Flucht ergriffen.

Steinige Jagd

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