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Am Goldenen Horn

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Ohne weitere Zwischenfälle erreichten sie den Flughafen in Antalya. Die Anzeigetafel in der Abflughalle wies zu ihrer Erleichterung aus, dass ihr Flug nach Istanbul pünktlich um 18.45 Uhr starten sollte. Nachdem sie ihr Gepäck aufgegeben und die Boarding-Pässe entgegen genommen hatten, stärkten sie sich in der Flughafen-Lounge für die bevorstehenden Aufgaben erst einmal mit kräftiger Honigmilch und ein paar breiigen Lebkuchentalern mit Mandelsplittern.

Dann machte sich das Duo langsam auf den Weg in Richtung Gate. Nach der Passage der Sicherheitskontrolle warteten sie in der Abflughalle auf den Aufruf zu ihrem Flug.

Diesmal schien alles glatt zu gehen. Keine vorlauten Gören mit unverschämten Fragen. Keine kampfbereiten Muttertiere - zumindest auf den ersten Blick.

„Chef, ohne meine Rute fühle ich mich ein wenig nackt", erinnerte Rooperti an die prognose Santus, dass es in der Türkei nur so an Weidenruten wimmelte.

„Und ich fühle mich hier, ohne deine Rute und angesichts der vielen Blagen hier ziemlich relaxed und sicher", entgegnete er. „Also beruhig‘ dich. Du hast ja für den Fall der Fälle noch deine Leihgabe, den Regenschirm."

„Ich finde trotzdem, dass hier sehr viele ungezogene Kinder 'rumlaufen", nahm der Knecht den Faden auf, „darf ich vielleicht…?"

„Ja, und es gibt hier viele kräftige Muttis, noch kräftigere Vatis und vor allem entspaßte Polizisten."

Das stimmte.

Bekanntlich sind die türkischen Ordnungshüter nicht gerade für ihr hohes Maß an Aufklärungsraten bekannt, dafür mehr für ihre Nervenschwäche, gepaart mit Humorlosigkeit und Selbstkontrollverlust. Das führt in der Regel zu psychischem Leid und vor allem zu physischen Schmerzen: Die unliebsamen jedoch beabsichtigten Nebenwirkungen des großzügigen Gebrauchs ihrer verschiedenen Hiebinstrumente wie zum Beispiel Gummiknüppel oder Tonfa. Bei Letzterem handelte es sich um einen japanischen Schlagstock in Form einer großen Kurbel, oder eines Sensenstils, mit der zum Leidwesen der Betroffenen beziehungsweise Getroffenen geschlagen, gestoßen und auch gewürgt werden konnte.

Erster Aufruf.

Für Rooperti jedoch noch ausreichend Zeit, um noch einmal kurz "für kleine Wichtel" zu gehen.

Und keine 20 Minuten später rollten sie in Richtung Startposition, um dann auf die Flug-Freigabe vom Tower zu warten.

Dann war es soweit: Mit brüllenden Triebwerken setzte der Schub des Jets ein und presste sie in ihre Sitze.

„Konstantinopel, Goldenes Horn, wir kommen."

Die Maschine benötigte nur 55 Minuten bis zum Bosporus.

Mit quietschenden Reifen setzte das Flugzeug, pünktlich, fast auf die Minute, auf das Rollfeld des protzigen Atatürk-Flughafens auf (DAS ist ein Flughafen, mein unbedarfter Rooperti...).

Keine Stunde später standen Santu und Rooperti mit ihren beiden Koffertrolleys am gleißend hell erleuchteten Oto-Park des Flughafens.

„Fahren wir wieder, Chef?"

„Nein, natürlich nicht. Wir laufen. Quatsch: Wir reiten. Und zwar auf Dasher und Dancer. Also los, ruf' die beiden Rentiere herbei...", erwiderte der Angesprochene lapidar.

Rooperti staunte nicht schlecht über seinen Boss. Das war der Beweis: Santu konnte doch witzig sein.

"War nur ein Scherz", klärte Santu überflüssigerweise auf. "Natürlich gönnen wir uns hier ein Taxi", bestimmte er. „Wir suchen uns diesmal aber vorher den Fahrer aus. Dann gucken wir uns erst einmal die Sitze des Autos an. Und wir machen einen Festpreis aus. So macht man das, verstanden? Also los, mach' dich endlich mal nützlich. Und wehe, du besorgst uns diesmal nicht was Vernünftiges..."

Kaum ausgesprochen, stoppte mit quietschenden Reifen ein gelbes Fahrzeug vor den beiden Männern, Millimeter nur von ihren Fußspitzen entfernt. „Ho, ho, ho, das war knapp!", zeigte sich Claus sichtlich beeindruckt.

Steinige Jagd

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