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AQUILEIA – STADT MÄCHTIGER BISCHÖFE
BASILIKA DER SUPERLATIVE
In Aquileias langer und bewegter Geschichte gingen die meisten historischen Bauwerke verloren. Doch eine Kirche hat alle Zerstörungen überlebt. Sie ist so reich und kostbar gestaltet, dass jeder Umweg in die Kleinstadt mit nur knapp 3200 Einwohnern lohnt.
Viel zu besichtigen gibt es nicht in Aquileia in der Region Friaul-Julisch-Venetien: Schon seit dem 3. Jahrhundert n. Chr. ärgerten nach Italien einfallende sogenannte Barbaren die Römer im Nordosten des italienischen Stiefels. Es gab reihenweise Schlachten und Zerstörungen. Doch die Basilika blieb erhalten. Was für ein Glück!
Kirche nach deutschem Vorbild
Die romanische Basilika aus dem frühen 11. Jahrhundert wurde nach dem Vorbild ähnlicher Kirchen im heutigen Niedersachsen errichtet. An erster Stelle steht hier die Michaeliskirche in Hildesheim, unmittelbar zuvor fertiggestellt. Wie sie ist Santa Maria Assunta eine ziemlich große Kirche, 23 Meter hoch, 30 Meter breit und fast 66 Meter lang.
Das Kostbarste dieser Basilika ist die Gestaltung des Innenraums. Die Fußbodenmosaiken gehören zu den schönsten, zu den an Motiven reichsten und am besten erhaltenen in ganz Europa. Sie wurden in verschiedenen Jahrhunderten geschaffen und liegen deshalb übereinander. Ein Großteil dieser Mosaiken stammt aus dem 4. Jahrhundert, andere aus späteren Epochen. Der Fußboden ist, kein Wunder, ziemlich uneben. Besucher können ihn von Glasstegen aus besichtigen. Ganze 760 Quadratmeter sind mit kleinen und kleinsten Mosaiksteinchen bedeckt. Ein Rekordkunstwerk: Es handelt sich um eines der ältesten und größten christliche Mosaiken der westlichen Welt.
ERRICHTET AUS DEN GRANDIOSEN RESTEN DER ANTIKE UND GESCHMÜCKT MIT EINEM HEIDNISCHEN FUSSBODENMOSAIK: DIE BASILIKA VON AQUILEIA. IHRE GESAMTE UMGEBUNG IST ARCHÄOLOGISCHES GRABUNGSGEBIET.
Einige dieser Mosaiken zeigen Porträts, etwa von einem der Geldgeber für die Kirche. Experten zufolge sind auch Kaiser Konstantin, der erste christliche Kaiser, und seine Mutter Helena, ein einstmals leichtes Mädchen, das später von der katholischen Kirche zur Heiligen ernannt wurde, dargestellt.
Kaiser Konstantin soll Aquileia zwischen 313 und 333 besucht haben. Dank seiner Gunst wurde die Stadt reich und mit großen Finanzmitteln ausgestattet. Es entstanden viele Prachtbauten wie etwa der Zirkus und ein Amphitheater. Die Reste dieser spätantiken Bauten sind heute in nächster Nähe der Basilika zu besichtigen. Umgeben von viel Natur macht die archäologische Stätte einen ziemlich romantischen Eindruck.
Gönner und Kaiser
Der Mosaikboden wirkt an vielen Stellen wie ein Mega-Comic. Da ist zum Beispiel die Geschichte des biblischen Jonas, der von einem Meeresungeheuer verschluckt und dann ausgespuckt wird. Oder Jonas, der unter einer Pergola ruht oder Gott anbetet. Ein Bilderteppich, den man sich lange anschauen kann. Die realistische Darstellungsweise dieser spätantiken Bilder beschränkt die Figuren auf das Wesentliche – eine einfache Bildsprache, die jeder versteht.
Häufig sind auch Allegorien mit christlichen Symbolen zu sehen, Fische, Weintrauben und Vögel. Interessanterweise ähneln diese Fußböden denen im Nationalmuseum in Tunis, dem Bardo-Museum. Man vermutet, dass die Mosaiken in Aquileia von denselben Künstlern stammen, die auch die Landvillen der reichen Großgrundbesitzer in den nordafrikanischen Provinzen verschönerten.
Ebenso die zwischen der Spätantike und dem 18. Jahrhundert über Aquileia regierenden 83 Bischöfe waren wohlhabend und mächtig. Dank der guten Verkehrsanbindungen der Stadt kamen viele Händler und Kaufleute vorbei.
Das Patriarchat von Aquileia wurde 1751 aufgehoben. Fortan wohnten keine Bischöfe mehr in der Stadt, das Bistum wurde ein sogenanntes Titularbistum. Und so verwundert es auch nicht, dass der damalige Bischof von Münster, Joseph Kardinal Höffner, 1969 zugleich Titularbischof von Aquileia war.
DAS LEIBLICHE WOHL
Nach der Besichtigung der Basilika sollte man sich verführen lassen. In der Pasticceria Mosaico lockt Wein-Eis: Speiseeis mit Malvasia-, Traminer- und Refosco-Traubensaft. Im Restaurant des Hotels Patriarchi schmecken die Gnocchi mit geräuchertem Ricottakäse. Eine Brotspezialität der Gegend ist die Gubana, ein Blätter- oder Brotteigstrudel mit kandierten Früchten, mit Schokolade, Nüssen, Sultaninen und süßem Wein. La Colombara serviert eingelegte Sardinen mit Prosecco und marinierten Zucchinis. Dass die Lokale in Aquileia die Weine der Region Friaul kredenzen, versteht sich von selbst – eine bei Deutschen nicht so bekannte Winzerregion, die aber hervorragende Tropfen hervorbringt, vor allem ausgezeichnete Weißweine wie den Aquileia Refosco oder den Carso.
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