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PAVIA – GEISTIGE GRÖSSE UND SCHLICHTE SCHÖNHEITEN

PERLE DER LOMBARDEI


Wo Bildung schon seit dem 9. Jahrhundert großgeschrieben wird, wo sich eine der beeindruckendsten Kartausen Europas erhebt und man den romantischen Charme italienischer Kleinstädte ganz ohne touristischen Rummel genießen kann – in Pavia findet sich alles.

Bereits im Jahr 825 hatte Kaiser Lotario I., König Italiens und später Kaiser der Karolinger, in der von den Römern gegründeten Kleinstadt die sogenannte Scuola Palatina eingerichtet. Sie war eine der ersten europäischen Bildungseinrichtungen des Mittelalters, die an antike Vorbilder anknüpfte. Kaiser Karl IV. gründete 1361 die Universität Pavia, die schnell zu einer der wichtigsten und einflussreichsten von ganz Italien heranwuchs. Der Baumeister des Mailänder Opernhauses Teatro alla Scala, Giuseppe Piermarini, schuf im Auftrag von Kaiserin Maria Theresia um 1770 einen prächtigen Neubau mit der ehrwürdigen Bibliothek im Salone Teresiano. Die Universität Pavia bezeugt den großen kulturellen Reichtum dieser Provinzstadt, die immer ein wenig im Schatten des urbanen Giganten Mailand im Norden stand.

Stadt der Türme

Die mittelalterlichen Dichterfürsten Petrarca und Boccaccio nannten Pavia »Stadt der 100 Türme«. Einflussreiche Familien errichteten mehr als 100 sogenannte Geschlechtertürme, um ihre Macht und ihren Wohlstand für alle gut erkennbar zu demonstrieren. Nur einige dieser hohen Türme blieben erhalten, wie etwa der 60 Meter hohe Torre Belcredi aus dem 13. Jahrhundert oder der Torre del Maino, 51 Meter hoch. Die Stadt der Türme liegt am Ufer des Ticino und hat im Wesentlichen ihr mittelalterliches Bild erhalten.

Das im 14. Jahrhundert errichtete Castello Visconteo mit seinen abweisenden Wehrtürmen beherbergt heute das Stadtmuseum mit Funden von der Antike bis ins 20. Jahrhundert. In der Pinacoteca Malaspina, einer kleinen, aber feinen Gemäldesammlung, sind Meisterwerke von Giovanni Bellini, von Antonio da Correggio, Antonello da Messina, Giovanni Battista Tiepolo und vielen anderen großen Namen der italienischen Kunstgeschichte ausgestellt.

Wahre Kirchenschätze

Besucher sollten vor allem drei Gotteshäusern einen Besuch abstatten. San Pietro in Ciel d’Oro ist eines der schönsten Beispiele romanischer Architektur in Norditalien. Über dem Altar befindet sich die Arca di S. Agostina: Die Knochenreliquie des Heiligen Augustinus soll schon im 8. Jahrhundert nach Pavia gelangt sein. Santa Maria del Carmine gilt als eines der schönsten Beispiele der von Nordeuropa beeinflussten Gotik, die vor allem in der Lombardei Verbreitung fand. Mit dem Bau wurde 1375 begonnen. Der Innenraum ist eine Art Kunstmuseum. Besonders berührt das Gemälde »Der Schutzengel« des Barockmalerstars Sebastiano Ricci von 1694.

San Michele, eine Gründung der Langobarden, ist das eindrucksvollste Gotteshaus Pavias. Hier wurden verschiedene Kaiser gekrönt, darunter der Deutsche Barbarossa. Auch diese Kirche präsentiert außen und innen schlichte und elegante romanische Architektur, ganz ohne störende Hinzufügungen späterer Jahrhunderte. Der Dom hingegen ist ein Meisterwerk der Renaissance von 1488. Der berühmte Baumeister Donato Bramante soll die Krypta entworfen haben.

Als Hauptflaniermeile des Städtchens mit 73 000 Einwohnern führt die Strada Nuova fast schnurgerade vom Castello zum Fluss. Rechts und links erheben sich Prachtbauten wie das Teatro Fraschini aus dem späten 18. Jahrhundert, die alte Universität, Kirchen, Paläste und das 1449 gegründete Ospedale S. Matteo. Apropos Flanieren: Pavias Altstadt ist fast komplett verkehrsberuhigt. Zahlreiche Cafés, Lokale und Geschäfte laden zum Verweilen ein.


AUCH PAVIA IST KEIN ZIEL FÜR DIE BREITE MASSE, SONDERN PRÄSENTIERT SEINE SCHMUCKE ALTSTADT GANZ ENTSPANNT. IN DER KÜNSTLERISCHEN BLÜTEZEIT ZWISCHEN DEM 14. UND 16. JAHRHUNDERT ENTSTANDEN ZAHLREICHE MEISTERWERKE.


UNVERÄNDERT SEIT JAHRHUNDERTEN

1376 wurde mit dem Bau der Kartause von Pavia, der Kirche und Grabstätte der Familie Visconti, begonnen. Entstanden ist ein hochgotisches und mit Frührenaissance-Elementen ausgeschmücktes Gebäude von eleganter Schönheit. Die reichverzierte Fassade stammt aus dem 15. Jahrhundert. Im Innenraum glorifizieren Wandbilder die Taten der Mailänder Fürstenfamilie Visconti. Die Kruzifixe und andere Sakralkunstwerke wurden zumeist im späten 15. Jahrhundert von regionalen Meistern geschaffen. Auch die beiden Wandelgänge, Chiostro Piccolo und Grande, stammen aus jener Zeit. Die Kartause liegt 15 Autominuten nördlich von Pavia.

WEITERE INFORMATIONEN

Pavia,

www.visitpavia.com

Pinacoteca di Malaspina,

https:malaspina.museicivici.pavia.it

Kartause von Pavia,

www.certosadipavia.it

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