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MONTAGNANA – DIE UMMAUERTE
PERFEKTER SCHUTZ
Sogar viele Italiener kennen Montagnana nicht. Wirklich schade, denn die Kleinstadt hat etwas ganz Besonderes zu bieten: Es gibt in Europa nur sehr wenige Orte, die seit Jahrhunderten von einer derart beeindruckenden Wehrmauer umgeben sind.
Allein die Maße machen staunen: Sie ist zwischen 6,5 und 8 Meter hoch und zwischen 96 und 100 Zentimeter dick. Ganze 24 Wehrtürme stehen ringsum, alle 60 Meter erhebt sich einer. Diese Türme messen zwischen 17 und 19 Meter Höhe. Innerhalb des Mauerrings existiert ein Gang, der es Besuchern erlaubt, die gesamte Altstadt zu umrunden. Das Ortszentrum innerhalb der Mauern hat die Form eines Rechtecks im Format 600 mal 300 Meter. Montagnana in der Provinz Padua besitzt diese wahrhaft epochale Stadtmauer, eine der am besten erhaltenen weltweit und eines der anschaulichsten Beispiele mittelalterlicher Wehrarchitektur. Es war die Familie der Carraresi, die Mitte des 13. Jahrhunderts den ersten Mauerring errichten ließen. Schließlich lag der Ort damals im Grenzgebiet zwischen Padua mit der Herrscherfamilie Carrara und den gegnerischen Scaligeri, die das benachbarte Verona regierten.
Von der Geschichte vergessen
Heute präsentiert sich Montagnana als kurioser und stiller, romantischer und fast schon ein wenig weltabgeschiedener Ort. Keine 9000 Menschen leben hier. Von den Römern gegründet, gehörte die Siedlung zwischen 1405 und 1707 zur Republik Venedig.
Bei einem Rundgang durch Montagnana gibt es dennoch einiges zu entdecken. Der Umstand, dass das Städtchen seit Jahrhunderten tiefste Provinz ist, hat dazu geführt, dass viel historische Bausubstanz erhalten blieb. Neben der Stadtmauer aus dem Mittelalter zählen dazu das Netz alter Straßen, die das Zentrum durchziehen, und die historischen Gebäude, die allesamt aus der Zeit zwischen der Renaissance und dem 19. Jahrhundert stammen.
BIS HEUTE IST MONTAGNANA KOMPLETT VON EINER MITTELALTERLICHEN WEHR-MAUER UMGEBEN. WIE EIN BÜHNENBILD WIRD DIE ALTSTADT NACH EINBRUCH DER DUNKELHEIT AUSGELEUCHTET.
Der Dom aus dem späten 15. Jahrhundert trägt spätgotische Züge und birgt einen Gemäldeschatz: eine Transfiguration des venezianischen Starmalers Paolo Veronese. Auf einem anderen Gemälde wird die Schlacht von Lepanto dargestellt, in der 1571 ein christliches Heer muslimische Angreifer abwehren konnte. Die Kircheninnenwände zeigen Fresken, darunter eines, das erst kürzlich einem der ganz großen Künstler der italienischen Renaissance zugeschrieben werden konnte: Giorgione.
Rundgang durch die Altstadt
Vor dem Dom an der Piazza erheben sich verschiedene Palazzi. Das Rathaus in der nahen Via Carrarese ist ein Werk des Renaissancebaumeisters Michele Sanmicheli von 1538. Das Ospedale di Santa Maria, ein frühes Krankenhaus, es befindet sich in der Via dei Montagnana, soll vom Templerorden errichtet worden sein. Etwas außerhalb der Altstadt steht eines der Hauptwerke des Renaissance-Allroundkünstlers Andrea Palladio, dessen Stil über mehrere Jahrhunderte hinweg den Bau von Landvillen beeinflusste. Die Villa Pisani aus den 1550er-Jahren ist ein ungemein eleganter rechteckiger Bau mit nur wenig Dekorationen. Meister Palladio wollte damit direkt an die architektonischen Vorbilder der klassischen römischen Antike anknüpfen.
Montagnana verfügt, wie kann es anders sein, über gleich zwei Burgen. Die Rocca degli Alberi aus dem 14. Jahrhundert diente allein der Verteidigung der Stadt. Das Castello di San Zeno wurde dagegen auch bewohnt, unter anderen von den Este-Herzögen. Beide Anlagen sind sehr gut erhalten und vermitteln einen schönen Eindruck mittelalterlicher Prachtarchitektur.
FEIER FÜR DIE FREIHEIT
Seit 1977 wird an jedem ersten Sonntag im September, gutes Wetter ist also mehr oder weniger garantiert, der sogenannte Palio dei 10 Comuni del Montagnanese veranstaltet. Ein Volksfest, an dem nicht nur die Bewohner der Altstadt, sondern die Bürger aller Stadtviertel auch außerhalb der Mauern teilnehmen. Erinnert wird mit Umzügen und Wettkämpfen in historischen Gewändern an das Ende der Tyrannei von Ezzelino III., dem Fürchterlichen. An diesem Festtag präsentiert sich fast die ganz Altstadt wie ein Set für einen Kinofilm zum Thema Mittelalter, und gute Gerüche nach den lokalen Leckereien wehen durch die Gassen. Abends steckt ein Feuerwerk die Rocca degli Alberi »in Brand«.
WEITERE INFORMATIONEN
Montagnana,
Palio dei 10,