Читать книгу Secret Citys Italien - Thomas Migge - Страница 18

Оглавление

10

TURIN – DER COOLE KLASSIKER

FIAT, BAROCK-FINESSEN UND VIEL FLAIR


Die frühere Hauptstadt des Königreichs glänzt mit barocken Schlössern, eleganten Kaffeehäusern, einer Auto-Rennstrecke auf einem Fabrikdach und dem wichtigsten ägyptischen Museum nach Kairo. Und die Berge liegen gleich um die Ecke.

Es gibt nur wenige italienische Städte, die einerseits so viel zu bieten haben wie Turin, die aber andererseits so selten von Italienreisenden besucht werden. Das mag an der geografischen Lage im Nordwesten Italiens liegen, vor allem aber kommen so wenig Reisende, weil sie nicht ahnen, was ihnen in Turin, der 890 000-Einwohner-Stadt, entgeht.

Stolze Bauten

Das piemontesische Königshaus wollte in Sachen Kunst und Architektur Eindruck beim mächtigen Nachbarn Frankreich hinterlassen. Und so entstand im 18. Jahrhundert ein für seine Zeit modernes Stadtbild mit geraden Straßen und Alleen, flankiert von Prachtbauten, deren Stil französische Einflüsse verraten. Dazu gehört der Palazzo Madama mitten im historischen Zentrum – ein Meisterwerk von Baumeister Filippo Juvarra, dessen eleganter und nicht überladener Barockstil im Turin des 18. Jahrhunderts groß in Mode war. Im Palazzo Madama ist heute das Museo Civico d’Arte antica untergebracht, eine Gemäldesammlung mit Hauptwerken von Malern wie Antonello da Messina und Jan van Eyck.

Der Renaissancedom wurde im Barock prächtig umgebaut. In der Cappella della Sacra Sindone aus dem späten 17. Jahrhundert ist das Heilige Grabtuch untergebracht, eine der wichtigsten und zugleich wissenschaftlich umstrittensten Reliquien der katholischen Christenheit.

Über das Innenstadtgebiet, das im 19. und 20. Jahrhundert verschiedene Veränderungen erfuhr, liegen etliche barocke Prachtbauten verstreut, die vom Baufieber der Savoyen-Könige zeugen. In den vergangenen Jahren wurden diese Architekturjuwelen aufwändig restauriert – wie etwa die Armeria Reale, ein Teil des Palazzo Reale. In ihr ist eine der reichsten historischen Waffensammlungen der Welt untergebracht. Oder die elegante Piazza San Carlo, der Hauptplatz Turins: Symmetrisch stehen sich Palazzi des 18. Jahrhunderts mit Bogengängen gegenüber. Wie auf einem Bühnenbild wird der Platz am südlichen Eingang von zwei Barockkirchen eingefasst.

Im Palazzo Carignano, einem der besonders französisch wirkenden Barockbauwerke der Stadt, riefen italienische Patrioten 1861 das Königreich Italien aus.

Zehn Jahre nach dem Ereignis gestaltete man den Garten des Palastes zur Piazza Carlo Alberto um. Ein Reiterstandbild erinnert an den König, der sich Mitte des 19. Jahrhunderts liberalen Ideen öffnete.

Besonders reizvoll: die Palazzina di Caccia di Stupinigi am Stadtrand. König Vittorio Amedeo II. ließ sich von Filippo Juvarra dieses vielleicht schönste, größte und eleganteste Jagdschloss Italiens errichten.

Stadt der Museen

Italiens viertgrößte Stadt bietet Museen-Unikate. Neben ungewöhnlich reichen Sammlungen wie etwa der Galleria Sabauda, eine der bedeutendsten Gemäldesammlungen Europas, gibt es das wichtigste Filmmuseum des Landes, das Museo Nazionale del Cinema. Untergebracht ist dieses interaktive Museum im kuriosen Gebäude der Mole Antonelliana, deren Turm ganze 165,15 Meter aufragt und von überall zu sehen ist. Das Museo Egizio, erst vor wenigen Jahren komplett modernisiert und szenografisch eingerichtet, ist neben dem Nationalmuseum in Kairo das wichtigste seiner Art weltweit. Es präsentiert ägyptische Grabfunde, Kunstwerke, Sarkophage, Mumien und ausgezeichnet erhaltene Hieroglyphen.



DAS JAGDSCHLOSS STUPINIGI GILT WEGEN SEINER GRÖSSE UND PRACHT ALS EIN SCHLOSS DER SUPERLATIVE. AUF DEM DACH DER EHEMALIGEN FIAT-TESTSTRECKE PARKT EIN UFO, DAS IN WIRKLICHKEIT EINE KUNSTHALLE FÜR WECHSELAUSSTELLUNGEN IST.

Etwas außerhalb des historischen Zentrums, im Stabilimento FIAT Lingotto, kann die Teststrecke des Fiat-Konzers auf dem Dach der Exfabrik bestaunt werden. Heute ist in dem Riesenbau aus den 1930er-Jahren unter anderem ein minimalistisch eingerichtetes Luxushotel untergebracht.

Mekka für zeitgenössische Kunst

Und noch eine Perle offenbart Turin. Wie in nur wenigen anderen Kommunen Italiens wird hier zeitgenössische Kunst gefördert, privat von Stiftungen und in Galerien oder öffentlich in der Galleria Civica d’Arte Moderna und im Museo d’Arte Contemporanea im Castello di Rivoli vor den Toren der Stadt. Jedes Jahr im Herbst findet hier die Artissima statt, eine der wichtigsten Messen für zeitgenössische Kunst.

In der piemontesischen Landeshauptstadt lebt eine große Anzahl von Sammlern, die ihre Kunst auch der Öffentlichkeit zugänglich macht. Wie etwa Patrizia Sandretto Re Rebaudengo, die als eine der einflussreichsten Frauen in der italienischen Kunstszene gilt. In der Fondazione Sandretto Re Rebaudengo, untergebracht in einem schlichten Kunsthaus, entworfen vom Architekten Claudio Silvestrin, zeigt sie die Highlights ihrer 1500 Werke umfassenden Sammlung internationaler Künstler. Die Fondazione Merz stellt die Werke von Mario Merz aus, der als einer der wichtigsten italienischen Exponenten der sogenannten Arte Povera gilt. Das Museum befindet sich in einer ehemaligen Fabrik.

Die Galleria Civica d’Arte Moderna e Contemporanea ist eines der ersten und reichsten städtischen Museen für moderne und zeitgenössische Kunst in ganz Italien, entstanden viele Jahre bevor andere Kommunen solche Häuser einrichteten. Die GAM, wie sie genannt wird, präsentiert mehr als 45 000 Gemälde, Fotografien und Skulpturen, darunter von vielen Klassikern der Kunst des 20. Jahrhunderts wie etwa Paul Klee, Michelangelo Pistoletto und Filippo De Pisis.

Das Museo dell’Arte Contemporanea im Castello di Rivoli, einem Schloss, das auf das 10. Jahrhundert zurückgeht, gibt zeitgenössischem Kunstschaffen in all seinen Facetten Raum. Immer wieder sorgt es mit seinen Ausstellungen für großes Aufsehen.


HISTORISCHE KAFFEEHÄUSER

Turin ist neben Triest Italiens Hauptstadt der traditionellen Kaffeehäuser. Das Belle-Epoque-Café Baratti & Milano von 1875 ist für seine Nougatschokolade berühmt, das Mulassano von 1907, ganz im Stil des Art Nouveau eingerichtet, für die ersten Tramezzini-Schnittchen und das 1793 eröffnete Caffè Confetteria Al Bicerin für das Bicerin, das beliebte heiße Getränk aus Kaffee, Schokolade und Milchcreme. Das Caffè Gelateria Fiorio stellt seit 1780 Eisspezialitäten her, besonders gut schmeckt das Gianduia-Eis. Prunkvoll ausstaffiert hat sich das historische Caffè San Carlo am gleichnamigen Platz mit Kristalkronleuchter, Stukkaturen und viel Marmor. Dazu gibt es Kuchen und Torten zum Schwachwerden. Das Caffè Platti, das Caffè Torino und andere erstrahlen noch heute in der üppigen Pracht des 19. Jahrhunderts – frequentiert und geliebt von den Einheimischen.

WEITERE INFORMATIONEN

Turin,

www.turismotorino.org

Museo Egizio,

www.museoegizio.it

Königsschlösser,

www.residenzereali.it

Secret Citys Italien

Подняться наверх