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ОглавлениеWenige Schritte entfernt liegt die Kirche S. Andrea, die Renaissance-Star Leon Battista Alberti im späten 15. Jahrhundert entwarf. Fertiggestellt wurde das große Gotteshaus aber erst zur Zeit des Barock. Der Turiner Baumeister Juvarra schuf im 18. Jahrhundert die Kuppel. Das Kircheninnere ist eindrucksvoll: Drei große Neben- und zahllose Seitenkapellen sind mit Kunst ausgeschmückt – ein Triumph üppiger Verzierungen! Im Dom aus dem Mittelalter, der aber im Stil des römischen, also überaus dekorativen Barock umgebaut wurde, legte Giulio Romano Hand an. Der Hofmaler, Architekt und Baumeister ließ sich für sein Umbauprojekt vom Peters dom inspirieren.
Von Operationen zur Oper
Eines der kuriosesten und einzigartigsten Bauwerke Italiens ist das Teatro Scientifico. Der Name, »wissenschaftliches Theater«, erinnert an jene Zeit in der Renaissance, als Mediziner Operationen vor Publikum durchführten. In verschiedenen historischen Universitäten Italiens finden sich noch heute solche »Theaterräume«. Das Mantovaner Teatro Scientifico präsentiert sich dem Besucher als eine Art Opernhaus. Entworfen hat es Antonio Galli Bibiena, der bekannteste Bühnenbildner des Rokoko. 1769 wurde das Theater eingeweiht, ein Schmuckstück mit vier Rängen, Kristalllüstern und goldenen Dekorationen sowie, ganz im Stil des damals dominierenden Rokoko, reichlich Schnörkeln.
Hier trat übrigens im Dezember 1769 der noch nicht 14-jährige Mozart auf und spielte eigene Kompositionen. Das Innere dieses Theaters ist bis heute unverändert geblieben – selbst für Italien eine Seltenheit.
IN MANTUAS ALTSTADT SCHMIEGEN SICH WOHN- UND GESCHÄFTSHÄUSER AN DIE BASILIKA. DIE REPRÄSENTATIONSRÄUME IM PALAZZO DEL TE SIND ÜBER UND ÜBER MIT WANDMALEREIEN VERSEHEN.
Prachtvoller Palazzo del Te
Im Süden der Altstadt, bequem zu erreichen durch die fast schnurgerade Via Roma, die in die Via Principe Amadeo übergeht, erhebt sich ein Meisterwerk der Renaissance: Giulio Romano, übrigens ein Schüler von Raffael, entwarf jenes Lustschloss. Wegen seiner Lage auf der Insel Isola del Teieto wird es nur Palazzo del Te oder Palazzo Te genannt. Es handelt sich um eines der schönsten Beispiele der Architektur des italienischen 16. Jahrhunderts.
Den reckteckigen Bau mit einem Innenhof und verschiedenen Gärten schmückten Maler der Spätrenaissance, darunter Rinaldo Mantovano, mit eindrucksvollen Fresken aus. Dargestellt werden Bankette mit griechischen Göttern und, einfach fantastisch, lebensgroßen Pferden und überlebensgroßen Giganten. Diese Malereien haben schon Zeitgenossen sprachlos gemacht wie etwa Kaiser Karl V., als dieser hier 1530 von Federico II. Gonzaga beherbergt wurde.
Heute präsentiert sich der Palazzo del Te fast leer: 1630 wurde Mantua geplündert. Nur die Fresken blieben erhalten. Nicht wenige Besucher fühlen sich beim Gang durch die großen ausgemalten Säle, als würden sie durch einen riesigen Comic spazieren. Immerhin besetzt das kommunale Museum einige Räume. Interessant vor allem für Liebhaber alter Münzen ist eine Sammlung aus 400 historischen Geldstücken aus dem frühen 14. bis zum 18. Jahrhundert. Sehr reizvoll liegt auf dem Gelände des Palazzo Te das Casino delle Grotte. Man bummelt durch aufeinanderfolgende Räume, die rund um eine Loggia und eine Grotte angelegt wurden. Beim Bummel durch Mantua stößt man auch auf das Museo Diocesano Francesco Gonzaga. Statt weltbekannter Meisterwerke wartet hier die Sammlung sakraler Goldarbeiten und Gemälde aus dem späten Mittelalter bis ins Barock auf den geneigten Besucher.
AUF WASSERWEGEN RUND UM MANTUA
Die Barcaroli, die Schiffsleute von Mantua, bieten reizvolle Ausflüge nicht nur auf dem See, sondern auch auf dem Fluss Mincio, der westlich der Stadt verläuft. Vom Wasser aus ist der Blick auf das historische Mantua besonders schön. Keine modernen Gebäude stören die Silhouette, die sich wie auf einem alten Gemälde präsentiert. Die Barcaroli sul Mincio bieten zudem Ausflüge an, etwa von Mantua nach Rivalta – ein Naturschutzgebiet, das als eines der bekanntesten von Norditalien gilt. Reizvoll ist auch der Besuch der Wallfahrtskirche delle Grazie bei Curtatone, einem alten Fischerdorf, wo Regisseur Bernardo Bertolucci sein Filmdrama »Novecento« inmitten einer bukolischen Landschaft mit Reihern, Sümpfen und vielen Arten von Wasservögeln drehte.
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