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TREVISO – KLEIN-VENEDIG AUF DEM FESTLAND
DICHT ANS WASSER GEBAUT
Paläste, kleine Kanäle, mittelalterliches Flair und viel Ruhe: Treviso ist eine jener typischen Kleinstädte Italiens, die viel zu bieten haben, an denen aber der große Touristenstrom vorbeigeht. Ein Glück für alle, die Venetien erkunden wollen.
Die Ortschaft ist vollständig von Wasser umgeben, obwohl das Städtchen mit seinen rund 80 000 Bürgern auf dem Festland liegt; auch ein See fehlt. Die Besonderheit Trevisos sind der Fluss Sile und die von ihm abgeleiteten Wasserkanäle. Das auf fast rechteckigem Grundriss angelegte Zentrum ist auf drei Seiten von Kanälen umgeben. Die vierte Seite bildet der Fluss. Eine flüssige Mauer, wenn man so will, hinter der sich ein intaktes Stadtzentrum verbirgt. Zu entdecken gibt es viel: Die im 13. und 14. Jahrhundert errichtete gotische Kirche S. Nicolò ist ein Meisterwerk nordostitalienischer Baukunst mit ihren drei Kirchenschiffen, den fünf Kapellen und riesigen Pilastern, auf denen das Dach ruht. Kunst zeigt sich auf Schritt und Tritt wie etwa die Fresken von Tomaso da Modena, Gemälde der lombardischen Schule und eine historische und voll funktionstüchtige Orgel. Allein das Altarbild »Heiliges Gespräch« aus dem frühen 16. Jahrhundert und das prächtige Grabmonument für den venezianischen Senator Agostino Onigo lohnen den Besuch.
Nordeuropäische Einflüsse
Wie überall in Treviso wird man in dieser und in anderen Kirchen feststellen, dass sich italienische und nordeuropäische Einflüsse mischen. Viele gotische Elemente erinnern an ähnliche Ausprägungen nördlich der Alpen. Diese Einflüsse kamen vor allem durch die engen Handelsbeziehungen Trevisaner Bürger mit Geschäftsleuten nördlich der Alpen zustande. Schon im frühen Mittelalter pflegte man wirtschaftliche Kontakte zu Kaufleuten in Süditalien und im Deutschen Reich. Im Museo Civico Luigi Bailo gibt es große Malerei zu bewundern. Hier hängen Werke von Giovanni Bellini und Cima da Conegliano, von Lorenzo Lotto, Tizian und vielen anderen.
BEEINDRUCKENDE ARCHITEKTUR: TREVISO IST EIN MINI-VENEDIG OHNE MASSENTOURISMUS, ABER MIT VIEL LOKALKOLORIT. WIE IN VENEDIG IST ES VON KÜNSTLICHEN KANÄLEN DURCHZOGEN, IN DENEN SICH ZAHLREICHE PALAZZI SPIEGELN.
Am Dom kommt natürlich keiner vorbei. Errichtet im Mittelalter, wurde er mehrfach umgebaut; in seinem Innern befindet sich eine Art Kunstmuseum. An Altären und in Kapellen prangen die Werke bedeutender Maler – unter anderem von Tizian. Das Baptisterium, die romanische Taufkapelle direkt am Dom, schmücken Fresken und antike Reliefs.
Vom Domplatz streift der Stadtbummel rustikale Trattorien und Feinschmeckerläden mit lokalen Spezialitäten und führt zur Piazza dei Signori. Den zivilen Hauptplatz Trevisos säumen wichtige weltliche Gebäude aus dem späten Mittelalter und der frühen Renaissance. Schön ist die Loggia dei Cavalieri aus dem 13. Jahrhundert, in der sich einstmals die lokalen Adligen trafen, um Politik zu machen.
Entlang der Wasserwege
Mitten durch die Altstadt führen kleine Wasserwege, den Kanälen in Venedig nicht unähnlich. Man nennt sie Buranelli. Der Name erinnert an die Bewohner der Insel Burano in der Lagune von Venedig. Sie hatten Häuser in Treviso, um die gut 40 Kilometer landeinwärts gelegene Kleinstadt stets mit frischem Fisch zu versorgen. Die Kanäle waren einst, wie in Venedig, Handelswege für Waren aller Art. Entlang einiger dieser Wasserwege stehen alte Häuser über Bogengängen, die Händler und Käufer vor Regen schützen. Die Kanäle haben, je nach Wetter, eine ganz eigene Aura. Mit dem Einbruch der Dunkelheit werden sie szenografisch ausgeleuchtet.
Wer sich durch das Gassengewirr der Altstadt treiben lässt, verliert schnell die Orientierung, was ungemein reizvoll ist. Beim Rundgang wird man auf eine Insel mitten in einem Kanal stoßen, Pescheria genannt. Das ist einer der magischen Orte Trevisos: Hier, wo seit Jahrhunderten Fisch verkauft wird, laufen viele Gassen und Kanäle zusammen.
BERÜHMTES GEMÜSE
Der Radicchio Rosso di Treviso ist eine Spezialität in Rot und Weiß – ein knackiges Gemüse mit einem unvergesslich zartbitteren Geschmack. Produziert wird er zwar nicht nur in Treviso, sondern auch in Nachbarkommunen, doch Kennern zufolge kommt der beste Radicchio aus der Stadt der Kanäle. Als typisches Wintergemüse findet er in Salaten, als Nudelfüllung und bei nahezu allen Gerichten Verwendung. Es gibt in Treviso sogar ein lokal gebrautes Bier, das mit Radicchio aromatisiert wird. Das Gleiche gilt für eine städtische Teespezialität. Ein Konsortium wacht darüber, dass der Radicchio auch wirklich nur aus Treviso und seiner Umgebung stammt. Natürlich trägt die Spezialität das begehrte Herkunfts- und Qualitätsgütesiegel IGP!
WEITERE INFORMATIONEN
Treviso,