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TORCELLO – EIN TRAUM VON EINER INSEL

RUHEPOL IN DER LAGUNE


Unter den vielen Inseln vor Venedig gibt es eine, die einen besonderen Reiz ausübt und die bis heute vom Massentourismus verschont blieb. Eine Stippvisite würde Torcello aber nicht gerecht. Nur mit etwas Zeit offenbart die Insel ihren ganzen Charme.

Ernest Hemingway liebte Torcello. Hier ging er jagen und wohnte in der Locanda Cipriani, die einst das Landhaus der Eigentümer von Harry’s Bar in Venedig war. Ob der US-amerikanische Schriftsteller auf Torcello seine enge Freundschaft zur bildschönen Gräfin Adriana Ivancich vertiefte, in seinem Hotelzimmer oder in seinem kleinen Haus, der Casa rossa, ist unklar. Klar ist hingegen, dass der Autor sich in das Eiland verliebte.

Fluchtort seit 1500 Jahren

Außerdem steht fest, dass Torcello zu den allerersten Inseln der Lagune gehörte, auf denen sich ganz am Rand des Römischen Reiches Menschen vom Festland niederließen, um vor möglichen Barbareneinfällen sicher zu sein. Angeblich nannten sich diese Leute Turris. Der Insel gaben sie den Namen Turricellum, woraus dann Torcello wurde.

Seit dem Jahr 638 ist die Insel Bischofssitz. Die Geistlichen brachten wichtige Reliquien und pflegten gute Beziehungen zu Kaufleuten. Zwischen dem 6. und 9. Jahrhundert entwickelte sich Torcello zu einem bedeutenden Handelszentrum. Rund 20 000 Menschen sollen hier einst gelebt haben – auf nur 0,44 Quadratkilometer Land! Heute sind es noch knapp 20 Menschen, die auf Torcello leben, umgeben von viel Natur und Ruhe und großer Kunst.

Wertvolle Kirchenkunst

Gleich zwei Kirchen gibt es zu besichtigen, wobei S. Maria Assunta zu den kunsthistorisch bedeutendsten in ganz Nordostitalien gehört. Errichtet im 7. und erweitert im 11. und dann im 15. Jahrhundert, präsentiert sich das Gotteshaus heute im romanischen Stil. Drei Schiffe im Innern und die Decke werden von antiken und byzantinischen Säulen getragen. Der Mosaikfußboden stammt aus dem 11. Jahrhundert – ein Meisterwerk. Die gesamte Westseite des Innenraums wird von einem goldgrundigen Mosaik aus dem 12. und 13. Jahrhundert geschmückt. Das komplett erhaltene Kunstwerk zeigt das Jüngste Gericht mit zum Teil drastischen Bildern. Überall in der Kirche finden sich byzantinisch anmutende Mosaikkunstwerke. Besonders schön ist jenes in der Apsis, das die Madonna mit dem Jesuskind zeigt. Auch am Eingangsportal findet sich in der Lunette ein herrliches goldenes Mosaik mit der Gottesmutter. Wer beim Altar, auf der linken Seite, genau hinschaut, entdeckt eine Inschrift mit dem Datum 639. Damit ist das Gründungsjahr der Kirche gemeint. Es handelt sich hierbei um das zeitlich älteste historische Dokument der venezianischen Geschichte.

Die Kirche Santa Fosca hingegen, errichtet über den Reliquien der gleichnamigen Märtyrerin, ist innen ganz schlicht. Doch der romanische Bau aus dem 11. Jahrhundert strahlt eine große Ruhe aus, wie geschaffen zur Meditation.

Wandern und entspannen

Torcello eignet sich ideal zum Ausruhen nach dem Rummel in Venedig. Spazierwege laden zum Wandern und das einzige Inselhotel zum Verweilen ein; es ist nicht ganz preiswert, aber zauberhaft. Obwohl es aussieht wie eine einfache Herberge, bietet dieses seit 1934 existierende Hotel in jedem seiner nur fünf Gästezimmer allen Komfort. Und dazu ein Restaurant, das zu den besten der ganzen Lagune gehört. In der Locanda wohnten und speisten neben Hemingway auch Prinz Charles und Lady Diana, Elton John und andere Prominenz. Kein Spaß für jedermann, doch wer ein paar Tage das ganz Besondere auf einer Insel mitten in der Lagune sucht, der wird es hier finden.


FREI VON VENEZIANISCHEM RUMMEL: DIE EINSAM IN DER LAGUNE GELEGENE INSEL TORCELLO MIT IHRER BERÜHMTEN KIRCHE. JÜNGSTE FORSCHUNGEN ERGABEN, DASS DAS GOTTESHAUS SAMT SEINEN WANDMALEREIEN UNTER DEM EINFLUSS DER KAROLINGER ERRICHTET WURDE.


GEMÜTLICHE ÜBERFAHRT

Nach Torcello kommt man ganz schnell mit dem Wassertaxi, die Insel liegt ja nicht weit vom Markusplatz entfernt. Doch sollte man sich Zeit nehmen, um sie zu erreichen. Das Linienboot, das auch wesentlich preiswerter als das teure Wassertaxi ist, braucht etwas mehr als eine Stunde. Es hält an verschiedenen anderen Inseln, von denen man einen Eindruck gewinnt. Diese eine Stunde Fahrzeit gemächlich durch die Lagune schafft Distanz zum Trubel, und man kommt innerlich zur Ruhe. Wer Torcello so erreicht, ist in der richtigen Stimmung, um im langsamen Leben der Insel aufzugehen.

WEITERE INFORMATIONEN

Torcello,

www.turismovenezia.it

Locanda Cipriani,

www.locandacipriani.com

ACTV, Wasserbusse,

www.muoversi.venezia.it

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