Читать книгу Der Weg eines Erzdruiden - Thomas Nawroth - Страница 19
Unbelehrbar
ОглавлениеEs war später Nachmittag, als meine Mutter, immer noch angestrengt atmend, das Schlafzimmer verließ, um das Abendessen für unsere Familie vorzubereiten. Wenig später kehrte mein Vater von der Arbeit zurück und bemerkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Als ich ganz vorsichtig davon berichtete, was sich während seiner Abwesenheit zugetragen hatte, erhielt ich von ihm wieder einmal eine schallende Ohrfeige. Es schien, als ob er aus den vergangenen Ereignissen nichts gelernt habe.
„Das glaube ich dir nicht! Schäm dich, so etwas über deine Mutter zu sagen! Das würde deine Mutter niemals tun! Geh sofort in dein Zimmer! Für deine Frechheit bekommst du heute nichts zu essen. Ich will dich heute nicht mehr sehen!“
Noch immer am Tisch sitzend, blickte ich in das Gesicht meiner Mutter. Sie sah nach unten auf ihren Teller und war nicht in der Lage, mir in die Augen zu schauen. Als ich zu ihr hinübersah, begann sie mit einem Mal zu zittern. Sie hatte große Angst, dass ihr Mann die Wahrheit erfahren könnte. Schweigend erhob ich mich schließlich, noch immer den Blick auf meine Mutter gerichtet, und verließ das Zimmer, um ins Bett zu gehen. Doch bevor ich die Türschwelle übertrat, manifestierte sich ein Gedanke in meinem Kopf, der nicht von mir zu kommen schien. Er war so intensiv, dass ich ihn tatsächlich in Worte fasste: „Dafür, dass du nicht geglaubt hast, wirst du zur Rechenschaft gezogen!“
Ich war zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 13 Jahre alt und wusste gar nicht, was das Wort „Rechenschaft“ bedeutete. Wie konnte es da in meinen Gedanken auftauchen? Ich selbst wunderte mich so sehr darüber, dass ich die Schmerzen der Ohrfeige vergaß. Auch hatte ich noch immer das Gefühl, von diesem besonderen Schutzmantel umgeben zu sein. Zudem erstaunte mich, dass mein Hunger nicht mehr zu spüren war.