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Prolog
ОглавлениеUnsere Welt hat sich in den vergangenen Jahrhunderten massiv verändert. Von den alten Kulturen Europas scheint fast nichts erhalten. Doch ist das wirklich so?
Die riesigen Wälder des europäischen Kontinents, in denen einst – glaubt man den alten Überlieferungen – Elfen, Elben, Zwerge, Kobolde und andere Geistwesen in der Natur beheimatet waren, sind weitgehend verschwunden, und die Lebensumstände der Menschen haben sich im Laufe der nachfolgenden Jahrhunderte drastisch verändert. Was den meisten Leuten heute nicht bewusst ist: Die alte Welt ist in gewisser Weise immer noch da, und unsere moderne Zivilisation basiert sowohl wirtschaftlich als auch wissenschaftlich auf den Fundamenten vorangegangener Kulturen (z. B. den Griechen und Römern mit ihren Gelehrten).
Besonders interessant wird es, wenn es um die Religion geht. Stellt man in unserer Zeit den Menschen auf der Straße die Frage, welche Religion in Europa die meisten Anhänger aufweist, werden sie überwiegend darauf antworten, dass es das Christentum sei. Viele Menschen wird es daher überraschen, wenn ich behaupte, dass es das reine Christentum im Prinzip nirgendwo in der Welt gibt. Was wir aus heutiger Sicht in Europa als das Christentum bezeichnen, ist im Grunde eine Mischform aus Glaubensüberzeugungen, die sich sowohl aus christlichen Traditionen als auch aus individuellen, regionalen Überlieferungen und Riten der unterschiedlichen Völker Europas entwickelt hat.
So unglaublich es auch erscheinen mag, entspricht es doch der Wahrheit, dass die heidnischen Religionen in ganz Europa niemals verschwunden sind und tatsächlich auch heute noch weiter praktiziert werden. Ich möchte sogar behaupten, dass wir Europäer noch immer untergründig den alten Gottheiten dienen, auch wenn wir uns Christen nennen; ja, es ist sogar so, dass heidnische Anbetungen bis in unser hoch technisiertes Zeitalter hinein von den meisten christlichen Priestern jeglichen Standes praktiziert werden.
Die Prägungen durch heidnische Naturreligionen in all ihren Variationen wurden durch die ersten europäischen „Missionare“ niemals wirklich beseitigt. Im Gegenteil ging es vielen von ihnen hauptsächlich darum, den neuen Glauben so rasch wie möglich zu verbreiten. Dabei vertrauten sie weniger auf die Kraft ihrer Botschaft, als auf Arrangements mit den damaligen Priestern der „alten Welt“, um ihrem Ziel schnellstmöglich näherzukommen. Das war oft der Politik und den Gebietsansprüchen einzelner Fürsten geschuldet, und zumeist ging man dabei wider jegliche Menschlichkeit vor. Anstatt die friedliche Verkündigung des Evangeliums zu praktizieren, wurde die neue Religion den alten Völkern Europas durch Manipulation und sehr oft mit Gewalt aufgezwungen. Worum es damals wie heute vielen Verantwortlichen innerhalb der christlichen Kirchenführungen wirklich ging (auch in Verbindungen und Allianzen mit weltlichen Herrschern), war in erster Linie der Auf- und Ausbau des eigenen wirtschaftlich orientierten Machtbereichs. Dabei war jedes Mittel recht, auch in Form von Kompromissen mit den alten religiösen Strukturen und Anpassungen an die örtlichen Überlieferungen.
So blieben uns also die alten Geister aus grauer Vorzeit erhalten, und auch ich machte Bekanntschaft mit ihnen, enttäuscht von der Kraft- und Lieblosigkeit christlicher Kirchen und auf der Suche nach etwas, das mich wirklich sättigen und erfüllen würde. Dazu kam, dass meine Großmutter mütterlicherseits sehr gut mit dieser alten Geister-Welt vertraut war.
Ich war 28 Jahre in der esoterischen Szene unterwegs und hatte am Ende den Status eines Erzdruiden im keltischen Ritus. Meine Frau und ich standen kurz davor, eine Druidenschule zu gründen. So führten mich meine verschlungenen Wege durch die Urwälder alter und neuer Religionen, durch viel Nebel und Verwirrung bis hin zu meiner heutigen, doch um einiges klareren Sicht. Dies alles möchte ich in diesem Buch beschreiben.
Was auch immer du glaubst, ob du Christ bist oder ob du dich auf ganz anderen Pfaden der Erleuchtung befindest, vielleicht auch einfach noch auf der Suche nach Wahrheit, Leben, Heilung und Glück bist: Dir gilt meine Einladung, mich ein Stück auf dem Weg meines abenteuerlichen und außergewöhnlichen Lebens zu begleiten und es mit mir gemeinsam zu betrachten. Möge es unseren Horizont erweitern. Gott will, dass allen Menschen geholfen wird und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.1 Wer Augen hat zu sehen, der sehe. Wer Ohren hat zu hören, der höre. Wer Füße hat zu gehen, der gehe. Wer sucht, der wird finden. Und wer gibt, dem wird gegeben, ein volles, gerütteltes und gedrücktes Maß.2 So werden wir beide von diesem Vorhaben profitieren – du und ich. Denn Gott lässt sich nicht lumpen und wird sich offenbaren, wenn wir es uns wünschen.
Im Oktober 2021
Thomas Nawroth
1 Vgl. 1. Timotheus 2,4.
2 Vgl. Lukas 6,38.