Читать книгу Der lachende Vogel - Thomas Reinhold Reppich - Страница 12

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„Ist es wohl auf?“

„Ja, Gott sei Dank. Ich bin sehr erleichtert. Wie schön ...“ hier versagte der Frau wieder die Stimme.

„Das freut mich. Ich kann ihren Schmerz verstehen. Wie geht es ihrer Schwägerin?“

„Sie wirkt gefasst. Die Geburt hat sie gut überstanden. Ich glaube, sie wird erst in den nächsten Tagen und Wochen erfassen, was der Tod ihres Mannes für sie dauerhaft bedeutet ...“

Schweigen.

„... Sie ist ein Geschenk ... trotz allem. Sie wird ein ganz besonderes Andenken an meinen Bruder bleiben.“

Beim Gedanken an das Kind hellte sich der Gesichtsausdruck der Frau auf. Ihre Anspannung wich ein wenig.

„Steht schon fest, wie sie heißen wird?“

„Maria Esperanza.“

„Was für ein schöner Namen.“

Draußen war es mittlerweile dunkel geworden.

Im Schein der Kerze schien es, als sei die Frau befreit von einer großen Last.

„Es tat gut.“

Ein flüchtiges Lächeln huschte über ihr Gesicht.

„Darf ich ihnen noch etwas mit auf den Weg geben und sie dann segnen?“

„Gerne.“

„Vor kurzem las ich: Glück besteht darin, das Leben zu lieben.“

Der Prior wiederholte den Satz, stand dann auf, bat sie ebenfalls aufzustehen und segnete sie dann:

„Der Gott aller Gnade segne dich und die dir Anvertrauten. Er beschütze und leite dich auf deinem Weg. Er sei allezeit um dich. So segne dich der dreieinige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.“

„Amen“, wiederholte sie mit fester Stimme.

Sie verließ den Raum. Der Prior sah ihr innerlich bewegt nach. Was für eine Welt dachte er.

Als er sich zum Fenster wandte, sah er kaum wahrnehmbar ein Augenpaar. Ich näherte sich und erkannte den seltsamen Vogel wieder. Wie vor Tagen fixierte sein Blick ihn.

„Was willst du nur?“

Heute klang seine Frage viel milder als noch vor Tagen.

„Ich bin erschöpft“, fuhr der Prior fort, ohne eine Antwort des Vogels, die er nicht wirklich erwartet hatte, abzuwarten.

„Komm ein anderes Mal wieder. Es wird Zeit für mich. Das Abendgebet fängt gleich an.“

Draußen war schon das Läuten der Glocken zu hören.

Als er den Raum verließ, musste er über sich schmunzeln. So weit war es mit ihm gekommen, dass er schon mit einem Vogel zu sprechen begann.

Während des Abendgebetes berührte den Prior eine Zeile eines Gebetes besonders: „Allmächtiger Gott, erleuchte die Völker, die im Schatten sitzen.“

Ja Herr, erleuchte sie, damit sie hinausfinden aus der Dunkelheit, die sie umgibt, betete er im Stillen und dachte dabei an die Frau und ihre Familie.

In seiner Auslegung über die Schriftlesung des Abends sprach er eindringlich über die Notwendigkeit zur Vergebung: „Vergeltet nicht Böses mit Bösem.“

Ob dies der Schlüssel zu einem nachhaltigen Frieden ist, fragte er sich, während seine Worte keinen Zweifel daran ließen.

Der lachende Vogel

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