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1.3 Potential der Kognitiven Psychologie im Alltag

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Die Untersuchung von grundlegenden kognitiven Funktionen hat das Potential der praktischen Umsetzbarkeit vieler Erkenntnisse in einem realweltlichen Kontext. Betrachten wir das Beispiel, wie im schulischen oder universitären Kontext die Lern- beziehungsweise Studienergebnisse verbessert werden können. Mittlerweile existiert eine große Anzahl experimentalpsychologischer Untersuchungen zur Überprüfung der Wirksamkeit verschiedener Lernmethoden. Diese Untersuchungen berücksichtigen kognitionspsychologische Lern- und Gedächtnistheorien (Überblick in Dunlosky, Rawson, Marsh, Nathan & Willingham, 2013), aus denen sich klare Empfehlungen für die Praxis ableiten lassen. Sie stehen mitunter in Diskrepanz zu üblicherweise verwendeten Techniken, wie dem Markieren von Schlüsselbegriffen, auf die beim erneuten Lesen fokussiert wird. Ein Beispiel: Die Lernmethode SQ3R (Becker-Carus & Wendt, 2017; Johns & McNamara, 1980; Tadlock, 1978) basiert auf solchen grundlegenden kognitiven Erkenntnissen. Beim Durcharbeiten von Texten steht SQ3R für Survey (erstes Erfassen des Inhalts), Questions (welche Fragen soll der Text beantworten), Read (Lesen des Textes), Recall (Erinnern an die wichtigsten Aspekte des Textes) und Review (Bewertung des Inhalts im Kontext anderer Texte und dem zuvor gelernten Material). Unbestritten ist diese Methode zeitaufwändig, allerdings ermöglicht sie ein besseres Verständnis sowie Erinnern der Textinhalte. Später werden wir sehen, dass die Methode auf Erkenntnissen der kognitiven Gedächtnispsychologie basiert. Auch die Erkenntnisse über die Organisation von Konzepten im semantischen Gedächtnis aus den Ergebnissen des semantischen Primings in der lexikalischen Entscheidungsaufgabe ( Kap. 1.2.1) geben Empfehlungen für den Lernkontext. Das Visualisieren von Themengebieten anhand von Mindmaps ist äquivalent zur Visualisierung von Begriffen und ihren semantischen Beziehungen innerhalb eines Netzwerkes.

Grundlegende Aussagen zu psychologischen Prozessen können nur durch das Herstellen solcher Bedingungen getroffen werden, unter denen der infrage stehende Prozess in möglichst reiner Form isoliert wird und damit frei von Störfaktoren untersucht werden kann. Mit dieser Forderung verlagert sich der Ort der Untersuchung vom realweltlichen Leben in das Labor. Damit wird den zu untersuchten Prozessen der natürliche Kontext genommen, d. h. sie werden dekontextualisiert (Prinz et al., 2017). Auch wenn diese Dekontextualisierung fortwährender Kritik ausgesetzt ist, ist sie für die Ergründung grundlegender kognitiver Prozesse alternativlos. Die praktische Umsetzung von Erkenntnissen über grundlegende Prozesse ist nicht die Kernkompetenz der Kognitiven Psychologie und bleibt anderen psychologischen Teildisziplinen überlassen (z. B. der Arbeits- und Organisationspsychologie, der Klinischen Psychologie oder der Pädagogischen Psychologie).

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