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Das Ende der Sinnlosigkeit

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Auch wenn Gläubige und Skeptiker scharfe Meinungsverschiedenheiten haben, sollte man sich nicht gegenseitig herabsetzen. Subjektiver Sinn, den man sich selbst gesucht hat, kann dem Leben gut dienen, und Gläubige sollten ihren säkularen Freunden nicht vorwerfen, dass ihr Leben sinnlos sei. Doch ich hoffe, dass diejenigen, die nicht an Gott glauben, nun sehen können, warum so viele, die zum Glauben an Jesus Christus gefunden haben, empfinden, dass ihr Leben vorher weniger sinnvoll war. Es war viel zerbrechlicher und ihre Sinnbestimmungen wurden bei zu viel Nachdenken oder unter negativen Lebensumständen schnell schwach. Jetzt merken sie, dass gründliche Reflexion und sogar persönliches Leid die Sinnhaftigkeit ihres Lebens nur tiefer erschließen.

Doch der christliche Glaube unterscheidet sich in seiner Sinngebung auch von anderen Religionen. Das macht einen Teil seines inneren Reichtums aus. Im Gegensatz zur Karmavorstellung sieht christliche Lehre in Leid oft etwas Ungerechtes, das nicht durch das Verhalten in einem früheren Leben verdient ist. Anders als im Buddhismus ist Leiden nach christlicher Vorstellung eine furchtbare Realität; keine Illusion, die man mit stoischer Distanzierung hinter sich lassen soll. Anders als der antike Fatalismus (z. B. die griechischen Stoiker) oder andere Schamkulturen sieht christlicher Glaube im Leiden auch nichts besonders Edles, das man begrüßen sollte. Doch im Gegensatz zum Säkularismus sagt er, dass Leid nicht sinnlos ist, sondern einem etwas Wichtiges bringen kann.

Diese Unterschiede lassen sich auf die unterschiedliche Vorstellung von der Welt zurückführen. Der säkulare Anthropologe Richard Shweder schreibt:

Für die Menschen in der Antike … war die äußere Welt voller Glück und Freude, aber der Kern der Welt war sehr traurig und dunkel. Hinter der Oberfläche der sogenannten fröhlichen Antike lauerte das Schicksal. Für Christen ist die äußere Welt dunkel und voller Leid, aber ihr Kern ist reine Wonne und Seligkeit.55

Wie können Christen wissen, dass sie dies erwartet? Das alttestamentliche Buch Prediger ist berühmt für seine Suche nach einem Sinn im Leben. Es beginnt mit dem Schrei: „Es ist alles sinnlos und bedeutungslos – ja, es ist alles völlig sinnlos“ (1,2; NLB). Die These des Autors lautet, dass das „Leben unter der Sonne“ sinnlos ist.56 Er führt ein aufwendiges Experiment durch: Wie sollen wir das Leben auf der Erde sehen, wenn wir von der Existenz des Übernatürlichen, Gottes oder der Ewigkeit absehen? Er sucht nach einem Weg, all sein Glück in den Grenzen dieser sichtbaren Welt zu finden. Er erforscht nacheinander sinnliches Vergnügen, Philosophie und Erfolg. Doch nichts davon kann ihm angesichts der Realitäten des Lebens und des Todes einen Sinn geben.

Das Buch Prediger ist rätselhaft, schwierig, faszinierend und wirkt ungeheuer aktuell. Doch es passt zur Linie der ganzen Bibel. Wenn „Leben unter der Sonne“ wenig Sinn hat, dann erleben wir alle etwas von seiner Ödnis und Entfremdung, weil wir alle von einer direkten Beziehung zu Gott abgeschnitten sind, zu der wir geschaffen wurden. Christliche Lehre besagt, dass unsere Sünde und Selbstbezogenheit die Menschheit von der Gegenwart und Liebe Gottes entfernt hat. Deshalb ringt jeder ab und zu mit dem Gefühl der Sinnlosigkeit.

Doch als Jesus am Kreuz schrie: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Matthäus 27,46), nahm er nach christlicher Vorstellung die Strafe für unsere Sünde auf sich und erlebte die Dunkelheit – die Sinnlosigkeit – eines Lebens ohne Gott. Wir verdienen diese ewige Nausea („Übelkeit“), die Sören Kierkegaard 1849 „die Krankheit zum Tode“ nannte. Jesus wurde von Gott abgeschnitten, wie wir es verdient haben, und bezahlte unsere Schuld, damit wir Gottes Liebe und Vergebung empfangen können, wenn wir an ihn glauben. Am Kreuz erlebte Jesus Leben ohne Gott, damit wir Leben mit Gott haben können. Er hat sich in unser Leben hineinbegeben – unser Elend, unsere Sterblichkeit –, damit wir in sein Leben, seine Freude, seine Unsterblichkeit hineinkommen können.

Wie wir im vorigen Kapitel gesehen haben, sehen Christen in Jesus den Logos, den die Griechen erahnten – den Sinn hinter dem Universum, den Grund des Lebens. Doch anders als die Philosophen glauben Christen, dass der Logos kein Konzept ist, das man erlernt, sondern eine Person, die man kennenlernt. Deswegen glauben wir nicht an einen Sinn, den man selber finden muss, indem man hinausgeht und ihn entdeckt, sondern an den Sinn, der in die Welt gekommen ist, um uns zu finden. Ihn im Glauben anzunehmen kann Ihnen ein Leben voller Sinn geben, der sich sogar im Todeslager eines KZ als tragfähig erweist.

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