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18 Stefano

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Stefano saß am Fenstersims und blies Rauchringe hinaus. Er sah zu, wie sie sich ausbreiteten und immer dünner wurden, bis sie sich schließlich auflösten. Er fühlte sich in diesem kleinen Raum eingepfercht wie in einem Käfig. Wartete darauf, dass jemand kam, um ihm den Hals umzudrehen. Antonio konnte ihm so viel Schutz versichern wie er wollte! Er wusste, wenn Carmine auf jemanden angesetzt war, dann entkam derjenige ihm nicht. Was auch immer Carmine herauszufinden glaubte, letztendlich würde es ihn nur zu einer möglichen Konsequenz führen. Und er wollte sicherlich nicht hier sitzen und darauf warten, dass das Fallbeil auf ihn herabfiel. Wütend warf Stefano die Zigarette fort und schwang sich vom Fenstersims. Er musste etwas tun! Unschlüssig ging er im Zimmer auf und ab. Er nahm einen Schluck direkt aus der Flasche. Als das feurige Getränk seine Kehle hinabfloss, fühlte er sich für einen kurzen Augenblick erleichtert. Die Hände zitterten weniger, der Atem ging ruhiger. Er ließ sich auf den Stuhl fallen und sah auf den Inhalt seiner Hand. Als er sie aufmachte, hatten sich tiefe, kreisförmige Dellen in seine Handflächen eingedrückt. Er konnte noch so oft die Gebete wiederholen und um Vergebung bitten, der Scharfrichter zog unerbittlich um ihn seine Kreise. Und er fragte weder nach Reue, noch kannte er Vergebung. Stefano wusste, dass etwas hinter ihm her war, das keine Barmherzigkeit kannte.

Er versuchte dahinter zu kommen, was in jener Nacht geschehen war. Doch so sehr er sich auch anstrengte, er kam auf keine plausible Erklärung. Er war zwar in der Vergangenheit kein unbescholtenes Blatt gewesen, aber einen Mord hätte er nie begangen, vor allem nicht an Claudio. Es waren einige Jahre vergangen, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten, aber kaum waren sie wieder vereint, war es wie damals gewesen. Stefano schüttelte den Kopf – von wegen >Klarheit in die Sache bringen< und >kein Grund zur Sorge<. Blödsinn! Er wusste, Antonio wollte Blut sehen, da konnte ihm dieser alte Dreckssack erzählen, was er wollte! Antonio ging es doch nie um etwas anderes als um seinen eigenen Arsch! Was oder wen auch immer er für seine Ziele hatte opfern müssen, hatte er es eiskalt getan. Und für seinen Vater war, was er sagte, schon immer Gesetz gewesen. Auch jetzt noch folgte er Antonios Anweisungen. Und er Idiot saß hier noch rum, wie auf dem Präsentierteller! Wofür? Damit er für Antonio, sobald sich seine Laune ändern würde, bereit stünde? Einen Teufel würde er tun und dem alten Knacker seinen Arsch herhalten! Seit zwei Tagen hielt er sich nun hier versteckt im Ungewissen darüber, was sich draußen zusammenbraute. Er würde nicht hier drinnen verrecken!

Stefano stellte entschlossen die Flasche ab und lief aus dem Zimmer, sein Schicksal, sein Leben fest in seiner Hand. Im Flur kam ihm Padre Samuele entgegen.

„Stefano, wo willst du hin?“

Der Padre stellte sich ihm in den Weg, aber Stefano drängte sich an ihm vorbei.

„Lassen Sie mich durch, Padre, ich muss hier raus. Ich kann hier nicht bleiben!“

„Stefano!“, rief Padre Samuele ihm nach.

Stefano blieb stehen. Der Padre hatte es nicht verdient, so undankbar von ihm behandelt zu werden. Er lief die Stufen wieder hinauf zu ihm.

„Padre, ich liebe Sie und ich vertraue Ihnen. Das wissen Sie. Aber ich kann hier nicht sitzen und darauf warten, dass wenn die Tür aufgeht, jemand anderes dahinter steht als Sie.“

„Ich würde das niemals zulassen, das weißt du doch. Du und Claudio, ihr beide wart für mich von dem Moment an, als ich euch getauft habe, wie meine eigenen Söhne. Claudio konnte ich nicht retten. Aber du bist noch hier! Und solange du hier bleibst, werden Gott und ich gemeinsam über dich wachen. Dir wird nichts geschehen. Aber da draußen, kann ich dich nicht beschützen. Vertraue mir, vertraue Gott!“

Padre Samuele ergriff Stefanos Hand und zeigte auf den Rosenkranz, den er immer noch um sein Handgelenk gewickelt hatte.

„Das kann ich nicht, solange ich nicht weiß, warum Er zugelassen hat, dass Claudio stirbt. Ich kann Ihm nicht vertrauen, solange ich nicht weiß, was Er für mich vorgesehen hat.“

Stefano war sich selbst nicht mehr sicher, ob er noch von Gott sprach.

„Dann versprich mir, dass du mich anrufst, wenn du etwas brauchst.“

„Grazie Padre für alles, was Sie jemals für Claudio und mich getan haben!“

Stefano umarmte ihn innig. Padre Samuele hatte ihm in seiner Kindheit immer beigestanden, nicht Mario! Der Padre war es gewesen, der seine Hand gehalten hatte, während er mit einem Bänderriss im Knie in den OP geschoben wurde. Er wusste nicht, lag es lediglich an seiner Paranoia oder war es eine Art Vorahnung, aber er hatte das ungute Gefühl, dass er Padre Samuele nie wieder sehen würde.

„Ich liebe dich mein Sohn. Gott beschütze dich!“

Stefano gab dem Padre noch einen Kuss auf die Wange, bevor er ihn abrupt losließ und die Treppen hinunterlief, mit Tränen in den Augen.

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