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6. Liv, abends

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Mit nachlässig getrockneten Haaren stand Liv in der Tür des Restaurants und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Sie hatte die prasselnde Dusche zu lange ausgekostet, und so war die Zeit zur Schönheitspflege etwas knapp geworden. Aber ihr blonder Bob erforderte weder Aufmerksamkeit noch Geschick. Wenn es draußen einigermaßen warm war, ließ sie das Föhnen ausfallen.

»Eine neue Frisur kann mich nicht täuschen. Diesen kleinen Hintern erkenne ich unter Tausenden«, raunte ihr jemand ins Ohr.

Liv zuckte zusammen. Frieda versteifte sich und hob knurrend die Lefzen.

»Mensch, Tim! Ich wäre beinahe ohnmächtig geworden. Frieda, alles fein.«

Tim machte einen Satz zur Seite, als er den zähnefletschenden Dobermann bemerkte.

»Was ist das denn?«

»Ein Hund. Einer, der dich in Stücke reißt, wenn du mich noch mal so erschreckst.«

Da Liv es mit einem deutlichen Lächeln in der Stimme gesagt hatte, wedelte Frieda mit dem Schwanz, stellte das Knurren ein und legte den Kopf schief. Tim zog trotzdem die Hände zurück.

»Es scheint, dass wir die Ersten sind. Lass dich mal in den Arm nehmen.«

»Nur, wenn ich danach weiterleben darf.«

Lachend zog Liv Tim an sich. Er umschlang ihren Nacken und schnupperte genießerisch. »Spätestens jetzt hätte ich dich erkannt.«

»Holla, was geht denn hier ab?«, rief eine bekannte Stimme.

»Hey Klaus, schön, auch dich zu sehen.«

Liv machte sich von Tim los und schüttelte Klaus‘ Hand.

»Hallo zusammen! Machen wir eine Stehparty?«, fragte eine dunkle Frauenstimme. »Und wer ist diese Schönheit?«

Gabriele beugte sich zu Frieda herunter und ließ sie an ihren Händen schnuppern. Liv nickte beiden zu. Frieda wedelte und ließ sich den Kopf streicheln. Währenddessen musterte Liv ihre ehemaligen Klassenkameraden. Sie hatten sich kaum verändert. Hier und da eine kleine Lachfalte, ein paar graue Strähnen oder eine ernste Linie um den Mund. Ihre eigene Frisur war die auffälligste Neuerung in der Runde.

Als alle sich ausreichend gedrückt und geherzt hatten, führte die Kellnerin, die diskret die Wiedersehensfreude abgewartet hatte, die Gruppe zu ihren Plätzen.

»Wo ist eigentlich Esther?«, fragte Tim.

»Sie ist erst zwei Minuten überfällig. Du warst doch früher auch nie pünktlich.«

»Aber sie war es immer. Die stand ständig frierend eine halbe Stunde vor jedem Termin vor der Tür.«

Liv schaute zur Tür, und ihre Augen wurden kugelrund. Tim folgte ihrem Blick. Keuchend atmete er aus. Gabriele und Klaus verstummten, als sie merkten, dass alle zur Tür starrten. Frieda schien zu spüren, dass sich die Menschen um sie herum versteiften, und blickte ebenfalls in die Richtung.

Gabriele schluckte. Klaus blieb der Mund offen stehen. In der Tür stand Esther.

Vergangen

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