Читать книгу Vergangen - Tina Voß - Страница 13
8. Liv, abends
ОглавлениеNicht starren, lächeln!, befahl Liv ihren Gesichtszügen. Als sie merkte, dass auch Tim fassungslos zum Eingang schaute, trat sie ihm unterm Tisch gegen das Bein.
In der Tür stand Esther und zupfte an ihrem beigefarbenen Cardigan. Der dünne Strickmantel sollte vermutlich kaschieren, was jedem der alten Freunde sofort aufgefallen war. Die wunderschöne, zarte Esther hatte sich verdoppelt. Aber nicht nur das. Ihre feinen, blonden Haare hatte sie in ein schmutziges Braun umgefärbt und trug sie in einer unvorteilhaften strähnigen Pagenkopffrisur. Sie sah aus wie ein gigantisches Playmobilmännchen in Schlammtönen. Wie jemand, der seine Anmut und stille Schönheit mit aller Gewalt verbergen wollte, schoss es Liv durch den Kopf. Zumindest das war ihr gelungen.
Liv zwang sich zu einem Lächeln und winkte. Das löste die anderen aus der kollektiven Erstarrung und machte der Wiedersehensfreude Platz.
Esther kam mit vorsichtigen Schritten zum Tisch und umarmte die alten Freunde der Reihe nach. Sie schwitzte. Liv kam sie wie eine Schmugglerin an einer Grenze vor, die ungeschickt etwas verbergen wollte, aber sich dadurch nur umso auffälliger verhielt. Liv schob den Gedanken zur Seite und ermahnte sich zur Toleranz. Esther durfte aussehen, wie sie mochte. Alle nahmen Platz. Liv schickte Frieda mit einem Kauknochen unter den Tisch.
»Himmel, ich fühle mich gleich wieder jung, wenn ich euch zusammen sehe. Steht morgen nicht eine Klausur in Statistik an? Tim, du musst uns helfen. Jedem von uns!«, lachte Gabriele.
»Ach Stängel, du hast doch schon damals keinerlei Ahnung von der Materie gehabt.« Tim schüttelte den Kopf. »Deine Stärken lagen mehr in den Laber-Fächern. Du hättest auch noch den letzten faulen Auszubildenden zu Höchstleistungen bequatscht.«
»Sag nicht Stängel zu mir. Den Namen bin ich mit Abschluss der Weiterbildung zum Glück losgeworden«, erwiderte Gabriele und knuffte Tim in die Seite.
»Also, ich brauche ein Bier und was Ordentliches zwischen die Zähne«, warf Klaus ein. Er hob die Hand und winkte die Kellnerin mit den Speisekarten zum Tisch.
Nachdem jeder ein gekühltes Getränk vor sich hatte, ergriff Gabriele ein Messer und klopfte gegen ihr Glas. Frieda bellte einmal unter der Tischplatte.
»Alles gut. Platz, Frieda«, sagte Liv mit entspannter Stimme. »Sorry, sie wollte nur fragen, ob hier oben alles okay ist, obwohl es klirrt.«
Esther war bei Friedas Bellen zusammengezuckt und blieb danach weiterhin sehr still. Liv konnte sich nicht erinnern, ob Esther auch Angst vor Hunden hatte. Sie hatte vor einer Menge Dingen Angst. Zumindest früher.
Esther lächelte gezwungen, wenn jemand sie ansprach. Ihre Hände hatte sie unter dem Tisch vergraben oder saß auf ihnen.
»Liebe Esther, vielen Dank für die tolle Idee, dass du uns versammelt hast«, startete Gabriele ihre Rede. »So komme ich endlich mal wieder dazu, Hamburg zu besuchen und ein wenig zu entspannen.«
Liv lauschte der kurzen Ansprache. Zum Glück hatte jemand anders die Initiative ergriffen, genau wie bei der Einladung zu dem Treffen. Niemals hätte sie erwartet, dass ausgerechnet die gehemmte Esther alle zusammentrommeln würde. Warum hatte sie wohl plötzlich so eine Sehnsucht nach alten Zeiten?
»Entspannen? Solltest du vielleicht bald in den Ruhestand gehen?«, unterbrach Klaus Gabrieles Redefluss.
Liv blinzelte, als sie sah, dass sein Glas zwar noch vom kalten Inhalt beschlagen war, ansonsten aber schon leer. Bier wurde bei Klaus nie warm. Manche Dinge änderten sich nicht. Er pöbelte gern, hatte traditionelle Vorstellungen von Mann-Frau-Konstellationen und spielte in der Altherrenliga Fußball. Psychologinnen waren ihm zutiefst suspekt. Während der Weiterbildung hatte er die Angst, dass jeder seiner Sätze analysiert werden könnte, hinter lautem Gehabe versteckt. Auch das schien sich nicht verändert zu haben.
»Lieber Klaus, ich höre zwischen den Zeilen den Vorwurf an die arbeitende, unabhängige Frau und deine Frage auf der Metaebene. Dazu kommen wir später.« Gabriele lächelte breit.
Klaus fixierte sein Bierglas, und Gabriele zwinkerte Liv zu.
»Nun lasst uns einen feinen Abend erleben und sagt mir, wie es euch ergangen ist. Da Klaus schon aktuell nichts zu trinken hat, kann er gleich anfangen.« Gabriele setzte sich und nickte ihm zu.
»So interessant ist das alles nicht«, murmelte er. »Ich bin immer an unfähige Chefs geraten, die versucht haben, meine Erfolge als ihre zu verkaufen und mich auszubooten.«
»Ach? Was heißt das?«, fragte Liv.
Klaus setzte zu einer Schimpftirade an, bei der außer ihm niemand gut wegkam. Ideenklau von Vorgesetzten, Beförderungen der Unfähigen, nicht eingehaltene Versprechen. Liv seufzte in sich hinein. Die Neigung, Schuld bei den anderen zu suchen, war früher bereits dagewesen. Nur hatte er damals noch Humor gehabt und war mit einem Schubs sogar meist in der Lage gewesen, sich zu hinterfragen. Das schien vorbei zu sein. Liv überlegte, ihn in seiner Tirade zu unterbrechen, da wurde das nächste Halbliterglas Hefeweizen geliefert.
»Und dann habe ich wegen sogenannter Urkundenfälschung eine Bewährungsstrafe bekommen. Das war alles ein Trick. So mussten sie mir keine Abfindung zahlen.«
»Was? Hat dir das jemand untergejubelt?«
»Ich wusste, dass ich von meinem Chef nichts zu erwarten hatte. Da habe ich mir das Zeugnis selbst geschrieben. Schließlich kann ich mich am besten beurteilen.«
»Und da wird man gleich verhaftet?«, fragte Tim.
»Na ja, sie haben dann alle Zeugnisse angeschaut.«
»Mann, Klaus«, stöhnte Tim.
»Das musst du gerade sagen.«
»Wieso gerade er?«, hakte Liv nach.
Tim warf Klaus einen giftigen Blick zu. Der prostete in die Runde und sagte: »Der Nächste, bitte.«
Gabriele sah Liv und Esther an und hob die Augenbrauen. Liv schüttelte den Kopf. Sie hatte keine Ahnung, worum es hier ging. Esther hob die Achseln. Keine der Frauen wusste, was Klaus da andeutete, und keiner der Anwesenden konnte ahnen, was Liv und Tim verbunden hatte.
Tim räusperte sich, warf Liv einen scheuen Blick zu und begann: »Danke, du Scheusal. Okay, dann fangen wir mit den schrägen Sachen an. Seit einigen Jahren besitze ich eine kleine IT-Firma. Wir haben uns darauf spezialisiert, verlorene Daten wiederherzustellen. Rechner, die ins Wasser gefallen sind, Dateien, die versehentlich gelöscht wurden oder anders beschädigte Speicher. Irgendwann hatten wir einen Kunden, der mir Angst gemacht hatte. Nicht Mafia oder so, aber irgendwie unheimlich. Also habe ich mir im Web eine Schreckschusswaffe bestellt.«
»Im Internet? Boah, Tim. Du solltest doch wissen, dass man das leicht zurückverfolgen kann.«
»Ich sollte aber auch darauf vertrauen, dass ich das verhindern kann. Wie auch immer, eines Morgens um fünf Uhr wurde unsere Tür aufgebrochen, und ein Haufen vermummter Männer stürmte die Wohnung.«
»Seid Ihr tatsächlich überfallen worden? Von dem Typen und seinen Leuten?«, fragte Gabriele.
»Nein, vom SEK. Sie haben mich aus dem Schlafzimmer gezerrt und zum Verhör mitgenommen. Die Kinder haben geschrien wie am Spieß.«
Die Kinder? Liv verschluckte sich beinahe an ihrem Bier. Tim war in den letzten Jahren Vater geworden? Ausgerechnet Tim? Der verantwortungslose Filou? Aus irgendeinem Grund kam ihr das falsch vor. Warum hatte er das nie erwähnt? Er hätte anrufen können, damit sie sich mit ihm freute.
»Das war es dann auch schon. Sie haben die Wohnung durchsucht, mich nach einigen Stunden gehen lassen, und gut. Ich wusste nicht, dass diese Schreckschussdinger seit Jahren verboten sind. Aber meine Firma gibt es noch, alles im grünen Bereich. Gabriele, du bist dran!«
Tim prostete ihr zu.
»Ich habe keine so spektakulären Dinge erlebt. Nach dem Überfall durch einen Patienten vor der Weiterbildung ist danach nichts Dramatisches mehr passiert. Mit dem Betriebswirt in der Tasche konnte ich mir ein Therapiezentrum aufbauen und habe verschiedene Fachrichtungen von Psychologen, Neurologen und verwandten Berufen versammelt. Das läuft mehr als gut. Ich therapiere nur ausgesuchte Patienten, und ansonsten kümmere ich mich um unser Institut für die Seele. Noch ein paar Jahre, dann verkaufe ich meine Anteile an die Kollegen und setze mich zur Ruhe. Vielleicht behandele ich ein paar Bulimikerinnen oder Angstneurosen, aber nur, um im Kopf fit zu bleiben.«
»Du hast eine ganze Firma aufgebaut?«, staunte Liv. »Das ist ja der Wahnsinn. Vor allem in dem Bereich. Darüber würde ich gern mal schreiben.«
»Besser nicht. So viel Aufmerksamkeit kann auch alte Geister wecken. Der Angreifer lebt zwar hinter hohen Mauern, aber ich will nichts provozieren.«
»Stimmt. Entschuldige.«
Liv war mal wieder zu weit nach vorne galoppiert. Sie hatte damals als Einzige gewusst, warum Gabriele plötzlich in der Weiterbildung aufgetaucht war und ihre Praxis geschlossen hatte. Auch wenn sie das jetzt eher nebensächlich erwähnte, wäre das, was sie nach so vielen Jahren am wenigsten gebrauchen könnte, bundesweite Aufmerksamkeit durch einen unbedachten Zeitungsartikel.
»Esther, wie ist es dir ergangen?«, fragte Liv sanft.
»Ich bin nie verhaftet worden und arbeite seit einigen Jahren im Hotelbereich, überwiegend für Destinationen auf den Kanaren. Nichts Aufregendes. Meist geht es um Abrechnungen, Buchungen und den ganzen Kram. Aber wieso hast du so einen gefährlichen Hund?«
»Genau, das wollte ich auch fragen«, schaltete sich Klaus ein und hob prostend das Glas in die Runde.
Alle Blicke richteten sich auf Liv. Esthers Kurzversion schien niemanden zu stören. Sie hatte immer schon ein Talent gehabt, sich mit wenigen Sätzen so uninteressant zu machen, dass sie nie länger als Sekunden der Mittelpunkt einer Gruppe war.
Liv seufzte. »Also gut. Dann bin ich wohl dran. Frieda ist schon meine zweite Hündin. Die erste wurde vergiftet.«
»O je, hat sie irgendwelche Köder gefressen?«, fragte Gabriele.
»Nein, das war eine gezielte Aktion. Ich hatte damals einen Artikel über Wettbetrug im Fußball geschrieben und einige unliebsame Enthüllungen gemacht. Zeitweise stand ich unter Polizeischutz. Am Ende der Verhandlung wurde der aber abgezogen und ich überfallen. Also habe ich mir einen Hund angeschafft. Als ich sie eines Tages allein in der Wohnung gelassen hatte, wurde sie vergiftet.«
»Ach? Deine Artikel hatte ich damals gelesen und war sehr stolz auf dich. Aber ich hatte ja keine Ahnung, was du privat durchmachen musstest.« Gabriele schaute mitfühlend, ganz im Therapeutenmodus.
»Ich hatte mit kaum jemandem Kontakt, weil ich zu viel Angst hatte, dass es für Unschuldige gefährlich werden könnte. Ich zog nach Frankfurt, und dann kam Frieda zu mir. Sie war eine teilweise ausgebildete Schutzhündin. Den Rest der Ausbildung samt Prüfung haben wir dann zusammen absolviert.«
Klaus hob die Tischdecke an und musterte Frieda.
»Was passiert, wenn du jetzt ›Fass‹ rufst?«
»Dann beißt sie dich.«
Schnell ließ er die Decke wieder sinken.
»Aber hast du nicht kürzlich irgendwas Spektakuläres aufgedeckt? Ich bin sicher, dass ich deinen Namen gelesen habe«, fragte Tim.
Also hielt er sich doch auf dem Laufenden. So gesehen hätte er auch jederzeit mal ein paar Kinderbilder schicken können, wenn er gewollt hätte.
»Ein alter Kontakt aus Hannover hat mir ein Vergewaltigungsbild geschickt. Dem bin ich nachgegangen und habe erschütternde Verknüpfungen gefunden. Die Einzelheiten könnt ihr überall nachlesen. Die erspare ich euch und mir.«
Liv blickte in die Runde. Esther schien jedes Wort aufzusaugen und ließ Liv nicht aus den Augen.
»Nach dem Artikel brach eine Lawine los. Dieses Mal stand aber zum Glück etwas anderes im Fokus, nämlich das Verbrechen. Mike, mein alter Mentor, hatte verlauten lassen, dass es eine Teamrecherche war, damit ich nicht durch Talkshows tingeln musste. Und nun bin ich hier und freue mich, euch wiederzusehen.«
»Das war alles ziemlich riskant oder?«, fragte Tim.
»Zeitweise ja. Jetzt scheinen die meisten Beteiligten aus dem Verkehr gezogen worden zu sein. Ich bin unbehelligt geblieben.«
»Als Frau solltest du nicht solche gefährlichen Spiele spielen«, platzte Klaus heraus. »Such dir lieber einen anständigen Kerl, der dich versorgt, dir zwei Kinder macht und gut.«
Alle stöhnten auf.
»Versorgt werden muss ich nicht mehr.« Liv lächelte.
»Haben dich einige der Bösen bestochen, damit du nicht über sie schreibst?«, erkundigte sich Gabriele.
»Dann hätte ich das erst recht gemacht. Nein, ganz anders. Meine liebste Tante Ruthi, bei der ich zum Teil aufgewachsen bin, hat ihr Geld der örtlichen Sparkasse anvertraut.«
»Und anschließend hast du die Bank überfallen? Ansonsten wird man als Kleinsparer mit Sparbuch und Festgeld vermutlich nicht reich.«
»Die Angestellte, die sich um Tante Ruthi kümmerte, hatte einen Sohn, den man heute einen Nerd nennen würde. Tante Ruthi hat den Jungen sehr gemocht. Er hat sie öfter besucht und beschwatzt, dass sie ihr Geld in Microsoft-Aktien anlegen soll.«
»Deine Tante ist durch IT-Aktien reich geworden?«
»Sie hatte ihre gesamten Ersparnisse in das Unternehmen investiert?«
Alle sprachen durcheinander. Wenn Liv einen Moment drüber nachdachte, klang es auch in ihren Ohren unglaubwürdig. Sie selbst hatte damals sprachlos den Notar angeschaut und hysterisch angefangen zu lachen.
»Ja, sie hatte keine Ahnung und hat dem Jungen vertraut. Übrigens, seine Mutter ebenfalls. So wurden die beiden Witwen Tante Ruthi und ihre Freundin aus der Sparkasse Millionärinnen. Sie haben das nie erzählt und sich Zeit ihres Lebens unauffällig, aber mit größtem Vergnügen daran erfreut. Ich bin bei der Testamentseröffnung fast vom Stuhl gefallen.«
»Na toll. Typisch, dass du mal wieder völlig unverdient zu Geld kommst und unsereins sich mit idiotischen Arbeitgebern rumschlagen muss«, grummelte Klaus.
»Genau, du Rind. Das Leben ist furchtbar gemein. Und dann erben auch noch Frauen.«
»Darauf eine Runde Wein«, schlug Gabriele vor. »Hier soll es eine exquisite Weinkarte geben.«
»Ausgerechnet Wein?« Liv schüttelte sich.
»Was hast du gegen Wein?«
»Schlimme Erinnerungen.«
»Und ich erst«, meldete sich Tim und zwinkerte Liv zu.
»Meint Ihr etwa Wien? Die Klassenfahrt?«, fragte Klaus.
»Himmel! Liv, du hast recht. Da habe ich ja ewig nicht dran gedacht. Was ist denn aus den anderen geworden?«, erkundigte sich Gabriele.
Esther setzte sich kerzengerade hin und presste die Lippen zusammen. In Liv kroch eine Erinnerung hoch.
»Jörn wird vermutlich irgendwo eine extrem erfolgreiche Eventagentur leiten, in der er den lieben langen Tag Spaß hat und seine Streiche spielt.« Tim grinste.
»Nein, ganz anders! Er leitet eine Krankenkasse in Hannover. Ich hatte bei einigen Gutachten mit ihm zu tun. Er war sehr nett und hilfsbereit.«
»Jörn ist Chef einer Krankenkasse? So was Spießiges? Und Norman? Weiß von dem jemand was?«, fragte Liv.
»Keine Ahnung. An den habe ich auch ewig nicht gedacht.«
»Der wird sich durch die Bars vögeln«, nuschelte Klaus.
Es war bemerkenswert, dass er zwar seine Biere in Rekordzeit leeren konnte, aber dabei so wenig trinkfest war.
»So, die Herrschaften, dann kann es ja mit dem Essen losgehen«, rief eine mit Tellern balancierende Kellnerin und versorgte gemeinsam mit einem Kollegen alle mit den georderten Speisen.
Vielleicht half der Berg Lammfilets Klaus dabei, den Alkohol besser zu vertragen. Er hatte sich eine doppelte Portion bestellt mit dem Hinweis, dass es in diesen Schicki-Restaurants sonst immer nur was für den hohlen Zahn gäbe.
Beim Essen wurden auch die Namen der anderen Ehemaligen durchgekaut. Esther beteiligte sich nicht an der Diskussion. Sie schaute meist auf ihren Teller und wirkte verkrampft. Livs Blick ruhte auf ihr. Was war nur los mit der Frau? Sie war früher schon schüchtern gewesen, aber jetzt lag eine Resignation über allem, die Liv Gänsehaut machte.
Esther schaute unvermittelt von ihrem Essen hoch, schluckte und fragte: »Weiß jemand, was aus Britt geworden ist?«
Britt! Wie hatte sie diese Nacht so weit verdrängen können, dass sie ihr jetzt wie ein Klavier auf den Kopf fiel? Liv schauderte. Vielleicht war das Klassentreffen doch keine so gute Idee gewesen? Sie wäre jetzt gern woanders. Ohne diese Erinnerungen.