Читать книгу Vergangen - Tina Voß - Страница 19

Schrilles Getröte und Gerassel ließen ihn zusammenfahren. Er machte einen Satz nach vorne, fiel über seine Tasche und stolperte in das Zimmer. Sofort war er wieder auf den Beinen und drehte sich um.

„Oh, das ist gar nicht Willi“, rief ein hagerer Kerl mit einer Holzrassel in der Hand und glotzte dämlich.

Eine mindestens siebzigjährige Biene Maja blies in eine Tröte und rief: „Tschuldigung. Falscher Alarm. Alle zurück.“

„Die Frau vom Empfang hatte auch gar nicht angerufen“, mischte sich eine Indianersquaw, ebenfalls im Rentenalter, ein, die eine Flasche Champagner in der Hand hielt. Sie zuckte mit den Schultern und nahm direkt einen Schluck aus der Magnumflasche.

„Wir haben eine Überraschungsparty für Willi geplant, meinen Mann“, sagte Biene Maja und blies in ihre Tröte.

Willi und Maja? Herrje. Mit all seiner Willenskraft brachte er ein Lächeln zustande und antwortete: „Schönen Abend.“

Wenn die nicht so alt und welk wäre, würde er am liebsten seine Messer in ihr versenken. Lächeln, immer weiter lächeln und nicken. Nicht auffallen. Die lächerliche Partygemeinschaft zog sich wieder in das gegenüberliegende Zimmer zurück.

Er zog die Tür hinter sich zu, schob den Riegel vor und packte die Nylontasche aus. Durch die weiße Außenhaut eines Plastikbeutels schimmerten Bluttropfen auf weißem Gewebe. Den Ganzkörperanzug würde er morgen zusammen mit den Überschuhen auf dem Weg nach Hause an einer Raststätte entsorgen. Jetzt wollte er nur in den Whirlpool der Suite und im warmen Wasser diesen hervorragenden Abend ausklingen lassen.

Seit damals, seitdem er im staubigen Flussbett rausgefunden hatte, was seine Berufung war, fühlte er sich danach jedes Mal in Hochstimmung. Nichts war erfüllender als der Blick dieser dummen Puten, wenn sie begriffen, dass es kein Entkommen gab. Keine Gnade. Gnade? Was für ein bescheuertes Wort. Warum sollte man sowas tun und sich den ganzen Spaß verderben? Er lächelte. Die Muskeln rund um seine Augen blieben starr.