Читать книгу Vergangen - Tina Voß - Страница 15
10. Liv, nachts
ОглавлениеIhr war schwindelig. Mühsam fand Liv den Weg nach draußen. Der Boden wankte, und überall standen Zwillingspärchen. An der Rezeption, vor dem Fahrstuhl, egal wo. Jeder hatte eine identische Kopie neben sich. Als sich auch die Eingangstür verdoppelte und sie beinahe gegen eine Wand gerannt wäre, wurde Liv klar, dass sie zu viel Alkohol abbekommen hatte. Eigentlich hatte sie nüchtern bleiben wollen, aber die Frage nach Britt hatte die Schleusen geöffnet.
Nachdem alle rumgedruckst hatten, weil sich keiner von ihnen jemals um Britt gekümmert hatte und auch niemand wusste, ob es ihr heute gut ging, floss der Alkohol in Strömen. Ein kollektiv schlechtes Gewissen wurde ertränkt. Dabei war Britt ein Opfer. Auch wenn ihr das damals nie in den Sinn gekommen wäre, blieb es eine Tatsache. Sie hatten es in der Nacht viel zu weit kommen lassen. Liv schämte sich, dass sie sogar zeitweise kichernd zugeschaut hatten. Weder sie noch Tim waren damals auf die Idee gekommen, dass Britt Hilfe gebraucht hätte.
Frieda kannte ihr Frauchen nicht beschwipst und trabte wachsam neben ihr her. Nach der kurzen Abendrunde an der frischen Luft fühlte sich Liv beinahe noch betrunkener. Sie nahm den Fahrstuhl. Das war jetzt auch egal. Durch den Alkoholteppich drang keine Panik nach oben. Vor ihrem Zimmer angekommen, mühte sie sich mit der Tür ab und stolperte dann in die geräumige Juniorsuite. Während ihr Resthirn signalisierte, dass eine Kopfschmerztablette jetzt schon eine gute Idee wäre, klopfte es. Frieda wirbelte herum und fixierte die Tür.
Liv räusperte sich. »Wer isnda?«
Gott, klang das betrunken. Das war ja furchtbar.
Wieder klopfte es. Vielleicht konnte der Klopfer auch nicht mehr so gut sprechen? Sie straffte sich, stakste zur Tür und riss sie auf. Ein Körper fiel gegen sie und warf sie mit um. Liv schrie auf.