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13. Beatrice

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Sie legte auf, überlegte einen Moment und drückte auf Wahlwiederholung. Wieder ging niemand ran. Aber nun konnte Günther in seiner Anruferliste sehen, dass sie angerufen hatte. Er würde sich bestimmt zurückmelden.

Beatrice’ Gedanken wanderten, wie so oft in letzter Zeit, in eine ganz andere Richtung. Sie klopfte sich mit dem Telefon ans Kinn. Sollte sie? Oder sollte sie besser nicht? Allein bei dem Gedanken hämmerte ihr Herz sofort in einem schnellen Rhythmus ein „Ja ja“ von innen gegen ihren Brustkorb. Die offizielle Nummer? Oder besser die andere? Es war alles noch so neu und aufregend, dass sie ihr Glück am liebsten der ganzen Welt erzählen wollte. Aber es ging nicht. Die Situation war denkbar ungünstig.

Ihre eigene Scheidung war damals keine große Sache gewesen. Ihr Mann war Oberarzt am Krankenhaus, hatte was mit einer Schwester angefangen, glaubte, dass er bei der jungen Frau die große Liebe und das noch größere Abenteuer fand, und bat um die Scheidung. Da Beatrice schon lange vorher die klassischen Beweise gesehen hatte, wie Lippenstift am Kragen oder fremde blonde Haare auf der Anzugjacke, war ihr klar, dass es ihrer Nebenbuhlerin ernst war. Ihr Mann war viel zu liebestrunken und berauscht, als dass er gemerkt hätte, dass seine kleine Krankenschwester bereits den Ausstieg aus seiner Ehe vorbereitete. Beatrice verlor mit der Scheidung lediglich eine vertraute Gewohnheit, aber keinen Ehemann.

Jetzt allerdings lag alles anders. Sie war zwar frei, brach aber mit ihrer Liebe nun auch in eine Ehe ein. Sie konnte und wollte aber keine Rücksicht mehr nehmen. Dieses Mal fühlte sich alles anders an. So richtig. So, als hätten endlich alle Puzzleteile zueinander gefunden und ergaben ein großes Ganzes. Sie wählte die andere Nummer.

„Hallo Liebes, ich habe wenig Zeit“, meldete sich die Stimme am anderen Ende.

„Hey“, brachte Beatrice nur raus und räusperte sich. „Ich möchte dir was erzählen. Du, ich und ein Rotwein bei mir? Wäre das eine gute Idee? Was meinst du?“

Ein leises Lachen antwortete ihr aus dem Hörer und klackernde Tasten. „Ich dachte schon, du fragst nie. Meine Sekretärin durfte den Abend nicht verplanen. Es ist doch unser einjähriges Kennenlern-Datum.“

„Himmel! Das ist ja fast unverzeihlich, dass ich daran nicht gedacht habe. Das kann nur an dem seltsamen Anruf liegen, den ich heute erhalten habe. Es geht um Bögershausen.“

„Oh nein. Der sollte besser nicht mit zu dir kommen. Sonst verdirbt er uns noch den schönen Abend. Passt dir neunzehn Uhr?“

„Ja, das ist perfekt. Ich freu mich.“

„Ich mich auch. Bis nachher, schöne Frau.“ Am anderen Ende wurde aufgelegt. Beatrice prüfte die Uhrzeit. Jetzt noch schnell einkaufen und ein kleines Menü vorbereiten.

Der Braten im Ofen würde in wenigen Minuten auf den Punkt fertig sein. Beatrice füllte den Rotwein in den Dekanter um. Sie schnupperte genießerisch an der Flasche. Ein Blick auf die Uhr. Oh, jetzt aber los. Sie hängte die Schürze in den Schrank und ging noch mal ins Bad. Mit einem kräftigen Rotton zog sie ihre Lippen nach, tupfte das Hermès-Parfum hinter die Ohren und legte sich die filigrane Goldkette um, die sie im Sommer gemeinsam in Italien entdeckt hatten. Vorsichtig rollte sie die Seidenstrümpfe über die babyweichen Beine, die sie schon zum zweiten Mal an diesem Tag rasiert hatte, damit alles perfekt war. Sie schlüpfte in das schwarze Etuikleid und schaute auf ihre Armbanduhr von Cartier. Noch zwei Minuten! Beatrice streifte die schwarzen Pumps mit der roten Sohle über und ging zum Fenster. Lächelnd sah sie auf dem Bürgersteig einen schwarzen Audi A8 vorfahren. Auf die Minute pünktlich – wie immer.

Weggeworfen

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