Читать книгу #FOR99DAYS - Tommy Warzecha - Страница 37
ОглавлениеAUF DEN BODEN DER TATSACHEN
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nachdem ich mich gestern frivol über den diesjährigen CSD ausgelassen habe, empfinde ich heute schon wieder ganz anders und nehme mein Schimpfen zurück. Nachdenklich geworden? Nö, das nicht. Aber die Festlichkeit dient ja dem Zweck, das miteinander zu starken und heute, als ich so bei den ganzen Gimmicks die es kostenlos gab inform von Auslagen oder Typen die Handzettel verteilten war eine Postkarte mit zutreffend tollem Spruch darauf: “Wann hast du dich entschieden hetero zu sein?” Die glaube ich oft gestellte Frage gegenüber eines schwulen Pärchen ist eine zum Schmunzeln: wer von euch ist die Frau? Hier eine schnelle Antwort: keiner! Wir sind Männer und haben deswegen keine Frau im Bett oder an unserer Seite! Lachhaft, wer tatsächlich glaubt es gibt eine Rollenverteilung. Sicher gibt’s beim ein oder anderen feminine Züge oder wird bestärkt durch tuckiges Getue; was aber längst noch keine Schlussfolgerung dafür ist, dass man nur hinhält [oder noch provokanter: ficken lässt] tja, Vorurteile gibt es zu häuf – aber liegt es daran, dass man gar nicht tiefer in die Materie eindringen will oder sich beschäftigen möchte? Kommt vielleicht ein wenig durch die Gesellschaft oder den eintönigen Medien die ohnehin alles verschweigen, ausblenden oder zur Frage stellen was anders ist als normal. Pures Desinteresse? was ja manchmal nicht verkehrt ist, aber genügend Raum für Spekulationen lässt… Aber was ist normal? Jeder macht sich zu seinem eigenen Bild eines der /Schrägstrich/ seiner Normalität. Wie dem auch sei: ich mag ja auch nicht alles essen oder alle Farben. Deshalb ist es doch aber nicht gleich negativ, abstrakt oder komisch, weil ich schwarz als Farbe mag und andere wiederum nicht. Dabei mag ich auch Pink und grün – selbst beige find ich interessant. Was ist verdammt anders als bei anderen? Nur weil du für dich entschieden hast ‘blau’ zu deiner Lieblingsfarbe auserkoren hast? Andere hingegen mögen rot oder orange – mir ist das schnurzpiepegal. Ich habe ein bisschen den Fäden verloren; obwohl ich meine Beine schon über die Brüstung gelegt habe. Heute schreibe ich vom Balkon aus, denn ich habe festgestellt, dass obwohl einer vorhanden mit ständig Sonne darauf, dieser viel zu wenig genutzt wird. Dabei ist es so schön draußen zu sein und doch nicht das Haus verlassen zu müssen! In den Ohren wummert ‘Beirut’ mit stimmigen Klängen und mein Kaffee schmeckt auch prima bei Tageslicht. Hmmm… wollt jetzt noch ein klein bissel über die Stimmung hier draußen schreiben, doch es ist so unbeschreiblich frei und irgendwie nicht angemessen das in Wort oder Bild festzuhalten. Das kann mYn nicht zwingend in die Zeilen transportieren – nur fühlen, wenn man das jetzt gerade erlebt, wenn die Sonne noch ordentlich Wucht hat und auf die Beine scheint, dabei aber weder ins Gesicht brennt oder das Display zum Schreiben unkenntlich spiegelt, sondern wohlig warm die Füße benetzt mit Wärme und nötigem Licht. Es ist realistisch scharf gezeichnet – alles was ich mit den Augen und alle Augenblicke verströmt immer ein kleiner Windhauch die Härchen am Bein und kühlt. Sehr sehr entspannend und einladend zum Weiterschreiben und Gedanken umherschwirren lassen. Da ist das Schreiben fast Nebensache im jetzigen Moment, da ich konzentriert bin auf die Klänge im Ohr. Hoffentlich schreibe ich keinen zu zensierenden Mist oder nötigen zu korrigierenden Wirrwarr. So kann von mir aus jeder Tag ausklingen. Fühle mich sehr glücklich und geerdet – und das wohlgemerkt aus dem vierten Stock.
Wenn ich mich gesammelt habe und dann unter die Dusche verfrachtet bin, mache ich mich auf den Weg zu Schnuck-Puz und einer lieben Arbeitskollegin zum Manti essen. Freu mich die beiden außerhalb der Arbeits-Mauern [a.k.a. Trennwände] zu sehen und treffen. Fleißig war ich heute auch, um am Titel erneut anzuknüpfen: auf den Boden der Tatsachen – [Hinzugefügt: sauberen Boden] denn mein Putzeinsatz am Sonntag ist auch beendet. Tja, da bin ich voll die Hausfrau – mag es, wenn’s sauber ist! Werde jetzt noch ein paar Minuten die Gedanken schweifen lassen und -wie sonst auch alles- mal ein Bild von meinen großen Füßen machen wie die rüber bammeln vom Geländer. Zuletzt kann ich mich daran erinnern, wie ich auf dem Balkon immer mein Glas Wein oder Prosecco geschlürft habe; diesmal ohne – dafür inzwischen lauwarm gewordener Kaffee. Man siehe da: es geht alles ohne Alkohol. Es sind die kleinen Dinge, die vollkommen [sind und] machen. Ich schwelge schon in den den letzten Tagen ab und zu an die Zeit zurück und denke mir durchaus in einigen Situationen jetzt etwas zu trinken. Erst am Freitag, als ich mit meinem Bruder im Aldi war um Prosecco für den CSD Auftakt bei uns zu Hause gekauft habe; auch standen da noch ein paar kleine Dosen im Grabbelregal die sonst sofort in den Einkaufskorb gelandet wären… in der Tankstelle Zigaretten gekauft und den Blick zum Bierregal schweifen lassen…. gestern erst auf dem CSD-Straßenfest… Also Verlockung und Verführung gäbe es genug und überall. Und es wäre gelogen, wenn ich nicht so stur und ehrgeizig wäre mein Projekt erfolgreich zu beenden, dass ich nicht zugreifen würde. Genug verfasst und durstig gemacht: Nun kippe ich mein Glas aber voll –
…mit Wasser.
In diesem Sinne Prost!