Читать книгу Hella Hell - Unni Drougge - Страница 11

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Es begann mit Jonny.

Jonny zählte ganze siebzehn Lenze und besuchte den musischen Zweig des Gymnasiums Riddarfjärdsskolan. Er war, wie überraschend viele Schlümmel, bei einer alleinstehenden Mutter großgeworden, wohnte noch immer dort und beschrieb sie auf allerköstlichste Weise. Jonny besaß eine unbestreitbare Schlümmelqualität, sein Smash wirkte wie eine Injektionsnadel, deren Gift meinen antrainierten Widerstand sofort lahmlegte. Es war die pure Götterdämmerung, wenn dieser niedliche Knabe das Büro betrat, in dunklen Vintage-Wranglers und Netzhemd, das mir durch zahllose Gucklöcher den Blick auf seine haarlose Brust ermöglichte, deren Muskeln ihr hypnotisches Locklied vortrugen. Er trug einen braunen Ledergürtel, der seine schmalen Hüften betonte, und Boots aus den sechziger Jahren, die er zweifellos auf einem Flohmarkt gefunden hatte. Wenn er mit seinem schlaksigen Gang durch das Atelier auf mich zukam und mit kindlichem Optimismus fragte, ob ich einen AD-Ass. brauchte, war ich einfach fertig. Ich registrierte sofort, daß seine jeansblauen Augen die ständige schlümmelhafte erotische Offenheit verrieten – ach, gerade das macht sie doch zu Magneten! Aber dieser kleine Tropf! Er hatte keine Ahnung von digitaler Satztechnik. Er hatte von dem jungen Gestaltungsgenie Neville Brots gehört, konnte aber Garald nicht von Didon unterscheiden. Ich stellte ihn auf die Probe, ließ ihn den Entwurf für eine Kondomkampagne machen. Natürlich hatte ich mir dieses Thema ausgesucht, um dabei auf Sex anspielen zu können; meine Unterhose war schon so naß, daß ich mir während der Mittagspause eine neue kaufen mußte. Nach vier Stunden unerträglicher sexueller Erregung, bei der erstaunlicherweise doch nicht alle meine Sicherungen durchbrannten, zeigte Jonny mir seinen Entwurf, und ich brach in hysterisches Gelächter aus, das zur Hälfte von meiner unbeschreiblichen physischen Anspannung verursacht war und zur anderen von Jonnys Leistungen. Er hatte sich für das Bild eines Gartenschlauches mit einem Loch entschieden, aus dem eine dünne Fontäne hervorspritzte. Darunter hatte er den Satz »Ein Tropfen reicht« gesetzt, und das noch dazu in der verhaßten Type Lubalin. Aber als Jalle, mein korpulenter Chef, den Raum durchquerte, um einen bescheidenen Anteil an meiner Heiterkeit zu beanspruchen, sah Jonny so verzweifelt und verwirrt aus, daß ich meinen neuen Schüler in Schutz nehmen mußte. Jalle, der über vierzig war und an bösartigem Zynismus litt, entdeckte die Quelle meiner Erheiterung indes sofort und kommentierte alles mit einem Schmatzen und einem Kopfschütteln, bei dem seine grobporigen Wangen in heftige Bewegung versetzt wurden, was Jalle im Gegensatz zu Jonnys festen, glatten Konturen nun wirklich reif für den Schrottplatz der Geschichte aussehen ließ. Jalle glaubte natürlich, mir zu helfen, als er Jonny mit aufgesetzter Freundlichkeit bat, Kaffee zu kochen, denn er hatte seine eigene Karriere ebenfalls als Laufbursche angefangen. Als Jonny zu meinem Tisch zurückgeschlichen kam und mir mit untertäniger Miene meinen Kaffee servierte, kam es in meiner Scham zu einer heftigen Explosion, und ich konnte nicht einmal unter Aufbietung meiner gesamten Willenskraft – die wahrlich keine geringe ist – mein wildes Begehren bezwingen. Ich berührte seine dunklen, glatten schulterlangen Haare federleicht mit der Hand (und diese Geste hat kein Johnny jemals mißverstanden) und bat ihn, mir zu folgen.

In der verschlossenen Toilettenkabine, die durch einen davorgelegenen Waschraum schallisoliert war, legte ich die Arme um seinen schönen glatten Hals, fuhr ihm über seine glänzenden Haare, schob sie hinter seine Ohren (in dem einen saß ein Silberring), und wir küßten uns. Obwohl seine Nervosität nach der Demütigung seinem warmen Atem einen schärferen Beigeschmack verpaßt hatte, roch dieser doch noch mild und milchig, und seine Zunge war weich und geschmeidig zugleich. Er preßte seinen angespannten Knabenkörper an meinen und war wunderbar hart. Ich befreite ihn und nahm sein williges Glied zwischen meine Lippen.

Hier sind vielleicht ein paar Anmerkungen zur Kunst der Fellatio am Platze. Durch ausführliche Gespräche mit meinen schwulen Freunden habe ich meine Fähigkeit trainiert, befriedigenden Oralsex zu liefern (Frauen weisen ja häufig eine bedauerliche Unkenntnis dieser genüßlichen Tätigkeit auf, manche sind angeblich so unbeholfen und ungeschickt, daß man sich im Grunde fragt, wieso sie überhaupt zu oralen Unternehmungen schreiten). Mein bester Freund, Klas, hat mir durch praktische Übungen, zu denen er mir zwei seiner Finger zur Verfügung stellte, beigebracht, wie sich ein oral organisierter phallischer Volltreffer am besten in die Wege leiten läßt. Vor allem, aber das wußte ich schon vorher, muß die Frau diese Aktivität selbst auch genießen. Darauf baut dann die technische Vollendung auf. Viele begehen den Fehler, ihre Zähne nicht aus der Sache herauszulassen; es gilt, die Lippen vorzuschieben und zugleich im Mundraum Platz zu lassen. Mit der Zunge zu wedeln ist unnötig und in gewisser Hinsicht störend. Das männliche Glied ist ein Gebrauchsgegenstand, der am besten auf rhythmische und regelmäßige Bewegungen reagiert. Ist das Organ umfangreich, eine Eigenschaft, die an sich ja bereits wünschenswert ist, dann kann das bei manchen zu Würgereflexen im Gaumensegel führen. Um einer solchen Reaktion zu entgehen, kann frau den Penis gegen die Innenseite ihrer Wange richten, wenn sie dabei eine Kollision mit den Zähnen vermeidet. Wir sollten außerdem bedenken, daß die Eichel am sensibelsten reagiert, weshalb es nicht immer nötig ist, sich das ganze Kotelett in den Hals zu schieben, was durchaus zu leichter Atemnot führen kann. Kurze, aber energische Berührungen lassen sich hervorragend mit tieferen Bekanntschaften abwechseln. Um den Höhepunkt herbeizuführen, ist in der Regel eine gewisse Phase der Monotonie gefragt, und diese sollte wie ein Geschenk dargebracht werden, wie eine Aufopferung. Die Belohnung erfolgt dann, wenn wir spüren, wie der Muskel ein wenig anschwillt, woraufhin der warme Brei herausgepumpt wird. Ich halte es für die glatte Sünde, dieses wohlschmekkende Gebräu auszuspucken, und behalte es vor dem Herunterschlucken gerne noch eine Weile im Mund.

Als Jonny da auf der Designertoilette saß, spendierte er seine milde Substanz mit einem kurzen Stöhnen, das seine ganze Schlingelart, seinen unbesudelten Smash zum Ausdruck brachte. Wenn dieser Junge in Flüssigkeit transformiert worden wäre, dann wäre er wie Milch und Honig aus einem paradiesischen Füllhorn geströmt. »Du bist ja superscharf«, murmelte er, während seine schwarzen Wimpern zur Hälfte gesenkt waren und seine üppigen glatten Lippen sich leicht teilten, so daß ich seine weiche rosa Zunge ahnen konnte. Ich schob meine Hand unter sein Kettenhemd und holte tief Luft, wie um die Zeit anzuhalten. Ja, ich habe meine Fähigkeit, gestohlene Momente wie diesen einzufangen, wirklich bis zur Vollendung gebracht. Das Knabenherz pochte unter meiner Handfläche, beruhigte sich nach und nach, und dann zog er mich an sich, über die abermals stolz prangende Ausrüstung, und schob mein schwarzes kurzes Kleid hoch. Ich trug fesche Spitzenstayups, blöderweise aber dazu eine billige rotgetupfte Unterhose, meinen Noteinkauf eben. Trotzdem stülpte ich mich über ihn und zog ihm das Netzhemd aus, so daß ich die Hände um seine wohlgeformte runde Brust legen konnte, während er mein Innerstes mit dem Brennstoff füllte, der mich abermals für eine Weile auf dieser öden und belanglosen Weltkugel überleben ließ.

Jonnys und meine geheime Übung verlor schon bald alles Geheimnisvolle, da unsere Toilettenbesuche von immer deutlicherem Geflüster, Getuschel und Gefeixe der lieben Kolleginnen und Kollegen begleitet wurden. Am vierten Tag war bei ihnen auch nicht mehr der geringste Ansatz zu Diskretion zu beobachten. Als Jonny vor mir zur Toilette ging, und ich sofort in derselben Richtung etwas Dringendes zu erledigen hatte, blickte ich über meine Schulter in ein Atelier zurück, das jetzt von einem belustigten Publikum bevölkert war, das mich mit verlegenen und überaus spöttischen Blicken bedachte.

Ich verdächtigte den scheinheiligen Walter, unseren jüngsten Mitarbeiter, der als Praktikant angefangen und sich dann eine feste Stelle erschleimt hatte, obwohl seine Begabung wirklich einen Ozean an Wünschen offenließ. Er war ein mittelmäßiger Streber, der sich alle Mühe gab, und nicht einmal seine zwanzig Jahre alte Erscheinung konnte als mildernder Umstand gelten; sowohl Schmerbauch als auch Glatze hatten sich schon viel zu früh eingefunden. Ich sorgte konsequent dafür, daß ich niemals in derselben Projektgruppe landete wie Walter. Ich bin vielleicht ein wenig ungerecht: Walter lag mit seinem Finanzbubi-Look geradezu unverschämt im Trend. Noch hatte das Vorrücken der Yuppielemminge sie noch nicht an den Abgrund des Finanzcrashs der neunziger Jahre geführt. Aber ich habe Herdenmentalität noch nie ausstehen können, und Walter war nun einmal ein feiger, vorhersagbarer Massenmensch. Und als ob Walters bloße Anwesenheit unter dem Glasdach der Werbeagentur nicht bei Weitem schon schlimm genug gewesen wäre, so erwies er sich zu allem Überfluß auch noch als Klatschvetter übelster Sorte. Deshalb war es vermutlich Walter, der den anderen die Augen für meine Toilettenbesuche in Jonnys Gesellschaft geöffnet hatte, und mein armer Schlümmel wurde danach alsbald aus dem Büro entfernt.

Ein erster Schritt zu meiner Entlarvung war damit getan.

Auf dem Seil, das nun aufgespannt wurde, um mich zum Absturz zu bringen, sollte ich in den kommenden Monaten zu mehreren leichtfüßigen Sprüngen verlockt werden. Während der ersten Hälfte der achtziger Jahre erreichte die Jugendarbeitslosigkeit neue Höhen, und die Politiker gaben sich alle Mühe, um die jungen Leute aus dieser peinlichen Statistik hinauszudrängen. Deshalb konnte eine große Anzahl von Teenies gegen staatliche Entlohnung in Privatfirmen tätig werden. Und das führte zu einem stetigen und für mich so gefährlichen Durchzug von Jonnies an meinem Arbeitsplatz.

Aber obwohl ich meine Jonny-Affairen neben meiner regulären Arbeitszeit verfolgte, wurde ich schließlich gezwungen, auf diese Ausschweifungen zu verzichten, als in den Designschulen dann Gerüchte in Umlauf gerieten. Dort wurde ich als Femme fatale beschrieben, und die Jungen machten nun einen Bogen um mich. Um meine Frustration zu dämpfen, bat ich meine Mutter, mir ein Beruhigungsmittel zu verschrieben. Ich sagte ganz offen, daß ich Liebeskummer hätte. Und wie die meisten, die ihre medizinischen Examen in den fünfziger Jahren abgelegt hatten, fand meine Mutter es nicht weiter bedenklich, das Gefühlsleben mit chemischen Mitteln zu regulieren.

Hella Hell

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