Читать книгу Hella Hell - Unni Drougge - Страница 13
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ОглавлениеMit siebenundzwanzig Jahren war ich nun zehn Jahre älter als meine Joy Boys. Hella Hell schlug also ihrer vernünftigen Hälfte vor, sich auf die Geborgenheit gewährende Laufplanke der Ehe zu begeben. Das noch dazu in einer Phase des Alterns, in der ich sowohl bei frischen Johnnies als auch bei eher bemoosten Häuptern besonders hoch im Kurs stand. Ohne prahlen zu wollen, muß ich meine Erscheinung als vorteilhaft beschreiben; ich hatte immer schon eine schlanke, mädchenhafte Figur und konnte mit fünfundzwanzig die gleichen Jeans tragen wie mit fünfzehn (Jeans, die zu meiner Freude auch heute noch glatt meinen Hintern umschließen). Meine Gesichtszüge sorgen, ebenso wie meine rundliche Gesichtsform, für einen kindlichen Ausdruck. In meiner Familie treten Falten, Zellulitis und allgemeiner Verfall relativ spät auf, meine Großmutter war noch mit siebzig zierlich wie eine Elfe, und ihre smaragdgrünen, leuchtenden Augen hat sie an mich vererbt. Meine Haut ist reich pigmentiert, weshalb ich das ganze Jahr hindurch mit sommerlicher Bräune brillieren kann, und obwohl meine Haare (mit Hilfe meines fähigen Friseurs) ins Blonde spielen, sind meine Augenbrauen und Wimpern von Natur aus schwarz. Wenn wir noch auf die eher intimen Körperteile eingehen wollen, dann muß ich wohl zugeben, daß meine Brüste klein, aber fest und spitz sind (diesen Vorzügen habe ich allerdings nachgeholfen, nachdem Alter und Stillen sie gezwungen hatten, sich den Gesetzen der Schwerkraft zu unterwerfen). Bei Besuchen im Schwimmbad und im Umkleideraum von Sporthallen hatte ich weibliche Geschlechtsorgane studiert und erleichtert feststellen können, daß mein eigenes einwandfrei in die bessere Kategorie gehört, das heißt, die Art Vulva, deren äußere Schamlippen die inneren, nicht ganz so appetitlichen, verdecken (während des Schöpfungsprozesses muß in dieser Hinsicht etwas schiefgegangen sein – kein Mensch soll mir erzählen, die seien schön!). Meine Vagina ist angenehm geschmeidig, und ich habe meine Gesäßmuskulatur voll im Griff, was nach einer beschwerlichen und ewig dauernden Entbindung eine große Hilfe war.
Die Anziehungskraft, die ich auf Männer ausübte, beruhte also vor allem auf genetischer Veranlagung samt einem charismatischen Überbau, den ich durch Tonfall, Blick und Mimik immer noch erweiterte. Aber um kein böses Blut zu wecken, und um die zu trösten, denen diese natürlichen Mittel, beim anderen Geschlecht Interesse zu erwecken, fehlen, kann ich ruhig zugeben, daß ich mit mir selbst nie zufrieden war. Daher die Eitelkeit, die mir so oft vorgeworfen wurde. Ich war eine zutiefst unglückliche und gespaltene Person mit einem Innenleben, das nur selten den äußeren Erfolgsbeweisen entsprach, die für die Umgebung als einziges zählen, wenn entschieden werden soll, wie gut ein Leben eigentlich verläuft. An ein gutes Leben wagte ich nicht zu glauben, aber ich wollte doch noch einen Versuch machen, die dafür nötigen äußeren Bedingungen herzustellen. Ich phantasierte von einer Vaterfigur, die meine verwundete Seele mit einem Pflaster versehen könnte.
Und bei einer weiteren Preisverleihung erspähte ich dann den für diesen Zweck Geeigneten. Er war zur Hälfte Amerikaner, lebte jedoch in Schweden, und er hieß Henry Hole. Was unsere Namen angeht – Hella Hell und Henry Hole – waren wir wie füreinander geschaffen. Henry war ein zweiundvierzig Jahre alter Werbeguru, der auf Marshall McLuhan-Zitaten dahinglitt. Er hatte zwei Bücher veröffentlicht, das zweite trug den Titel »Eselsbrücken für Arbeitsscheue«. Seine Darlegung lief darauf hinaus, daß Lohnarbeit durch die fortschreitende Roboterisierung und die ständigen Neuerrungenschaften der Mikroelektronik abgeschafft werden würde, worauf wir uns dann alle als homo ludens verwirklichen und uns im Takt mit der Sonne wiegen könnten, während die Technik als Sklavin fungierte, die niemals Not erleidet.
Henrys Produkt war ein Brei aus wirrem Gedankengut der Hippiezeit – er war ein sogenannter Achtundsechziger –, angereichert mit einem Schuß Kantscher Aufklärungslehre und einer lockeren Garnitur Managementphilosophie. Ich war von seinen floskulösen Luftpasteten nicht sonderlich beeindruckt. Ab und zu war es geradezu beklemmend, miterleben zu müssen, daß er selbst an den verbalen Absud zu glauben schien, den er Chefs in mittleren und höheren Positionen in Schwedens Konferenzzentren servierte.
Nein, mein Interesse wurde eher von seinen körperlichen Qualitäten geweckt. Henry war groß und schlaksig und konnte aus der Ferne durchaus an einen Knaben erinnern. Seine Augen hinterließen immer wieder ihre Abdrücke auf meiner Netzhaut, da sie von einer intensiven braunen Färbung waren, die seine ganze Erscheinung dominierte. Er hatte den guten Geschmack besessen, sich die Haare ganz kurz scheren zu lassen, weshalb die grauen Einsprengsel nicht gar zu deutlich zu sehen waren.
Mir Henry zu krallen war keine große Aufgabe, ich galt doch als attraktiv und intelligent und war außerdem nicht mit Scheidung, Kindern oder anderen Defekten behaftet, die den Marktwert einer Frau so brutal zum Sinken bringen. Meine um einiges jüngeren Skelette stopfte ich aus Selbsterhaltungstrieb in die finstersten Kellerlöcher und hielt den Daumen darauf, damit sie nicht das lauschige Tageslicht unseres guten Henry störten.
Wir heirateten im August 1985. Wir wollten eine schlichte Trauung auf dem Standesamt, denn Henry hatte eine Vergangenheit in der Anti-Vietnambewegung, aus der er allerlei ideologische Gebote geerbt hatte, zum Beispiel, daß konservative Institutionen, zu denen auch die Ehe gehört, nun einmal abzulehnen seien. Das Kind, das wir dann zeugten, lieferte jedoch einen guten Grund für die Eheschließung, denn Henry wollte, daß es seinen Namen trug, wollte sich aber lästigen Papierkram ersparen. Ich hatte nichts dagegen, zur ehrbaren Frau gemacht zu werden, und überhaupt gab es damals zwischen uns kaum Konfliktstoff. Wir teilten die Verachtung des hochkulturellen versnobten Elitismus (Werbemenschen leiden übrigens unter unheilbaren kulturellen Komplexen, da ihre Produkte niemals künstlerischen Status erlangen). Die finanzbetonte Ästhetik der achtziger Jahre hämmerte energisch gegen die Türen der Kultursalons, und die Werbebranche veranstaltete immer neue überschäumende Feste, doch dabei kam nur heraus, daß der eingeladene künstlerische Parnaß weiterhin angesichts der kitschigen künstlerischen Nachahmung schnaubte, die die Kostüme der Werbeelite prägte. Daß ich über die Kulturelite die Nase rümpfte, hatte jedoch einen anderen Grund als Henrys Naserümpfen – ich hatte sie nämlich durchschaut. Ihre eifrige Verteidigung des Alten war ein krampfhafter Versuch, die überlegene Frische der Jugend zu leugnen, die sich in der Müllkultur niederschlug und die von sehr viel größerer Durchschlagkraft war, die keine Kulturdenkmäler verlangte und die nicht in einem vergreisten Reservat ängstlich behütet werden mußte. Von außen gesehen jedoch waren Henry und ich in den meisten Fragen einer Meinung, und an der Oberfläche rollte unsere Beziehung denn auch hin und her wie Glaskugeln auf einem Brett, das wir sorgsam vor einer zu starken Neigung bewahrten.
Am ersten Februar des folgenden Jahres gebar ich nach fünfundzwanzig Stunden der unerträglichsten Wehen ein kleines Mädchen; es lag in der sogenannten weitoffenen Lage, was eine lange Entbindung bedeutete, bei der jedes Zusammenziehen der Gebärmutter eine Art Echo hervorruft, und bei der die Gebärende vervielfachte Qualen durchleiden muß. Die Kleine wog über vier Kilo, war jedoch mitgenommen durch die vielen Schmerzmittel, die ich während der Reise verlangt hatte. Das Baby wurde über Nacht in den Brutkasten gesteckt, während mein Unterleib mit sieben Stichen genäht wurde, nachdem dort eine ungeheuer ungeschickte, frisch ausgebildete norwegische Hebamme ihr Unwesen getrieben hatte. Dieser norwegische Bergkegel schaffte es, Instrumente, Becken und Stativ zu Boden zu werfen, auf die falschen Knöpfe zu drücken, meine Blutgruppenangaben zu verlegen und überhaupt. Es war wirklich ein Wunder, daß mein Kind trotz der Anwesenheit dieses Trampels lebend auf die Welt kam. Einmal stolperte sie über einen Hocker und landete auf meiner Entbindungsbank, als gerade eine heftige Wehe meinen Körper zu zerreißen schien. Ich brüllte los wie eine Sirene, worauf dieses ignorante Spatzengehirn mir eine Lachgasmaske aufs Gesicht drückte, und ich in einem überaus unbehaglichen und sinnlosen Rausch dahindämmerte, in dem die Schmerzen weiterhin pochten. Diese katastrophale Pflegeinstanz hätte mit Rotlicht und Stoßdämpfern versehen und in die Garage gestellt werden sollen, um bei Gelegenheit als Gabelstapler Anwendung zu finden.
Henry saß neben mir und las, wenn er nicht voller Interesse das Muster der Papierstreifen inspizierte, die ein Apparat neben meinem Bett mit einer graphischen Darstellung der Herztöne des Kindes versah und dann ausspuckte. Als endlich die Zeit zum Pressen gekommen war, zog Henry eine Kamera hervor, um meine endgültige Erniedrigung, als meine geschmeidige Scham aufgeschlitzt wurde, auf Film zu bannen. Aber da brüllte ich, er solle verschwinden, und damit hatte ich meine bessere Hälfte zum ersten Mal angeschrien. Ich spuckte dieselben Wörter aus, mit denen ich ein gutes Jahrzehnt zuvor meine Mutter bedacht hatte: »Miese Fotze!«
Was gleich darauf mein ganzes Dasein verschlang, war der innigste Blick, der mir je zuteil geworden ist. Das frischgeborene Baby hypnotisierte mich dermaßen, daß ich es seitdem immer geliebt habe. Dieses Liebesdiktat wurde zum unerschütterlichen Vorrecht meiner Tochter, ich würde zur Not für sie in den Tod gehen, ganz und gar meiner eigentlichen Willenskraft entgegengesetzt. Das Band, das im Moment der Geburt zwischen mir und meiner Nachkommenschaft entstand, gehört zu den Instinkten, die der Menschheit rücksichtslos einprogrammiert worden sind. Geben Sie zu, daß es eine Grausamkeit der Natur ist, Mütter zu dieser emotionalen Sklaverei zu zwingen! Hier haben wir nämlich die wirkliche Frauenfalle.
Wir nannten das Kind Dolores Eleonora, kurz Lola, und ich war fasziniert davon, daß Fingernägel so klein und doch so vollkommen sein können.
Jetzt hatte ich also eine Familie gegründet und damit einen beruhigenden Schritt in die Normalität getan. Ich wurde mit Hilfe von erprobten Handbüchern, die ich eifrig studiert hatte, zu einer good enough mother. Das Stillen bewerkstelligte ich deshalb mit Bravour, ebenso wie das Windelwechseln, die Wahl des Gitterbettes und des pädagogischen Spielzeugs sowie das Topftraining, als sie achtzehn Monate alt geworden war. Lola war ein rosiger Wonneproppen, aber ich fragte mich doch, ob es normal war, schon beim Austritt aus dem Mutterleib ins Trotzalter zu kommen. Henry machte sich wegen Lolas widerborstiger Natur keine Sorgen; er arbeitete fleißig und freute sich, wenn er dann nach Hause kam, ungeheuer über unsere Tochter.
Henrys und meine Ehe überlebte fast fünf Jahre, und ich ließ mich von der Mutterschaft absorbieren; so viele praktische Entscheidungen waren dabei vonnöten, daß die jungen Knaben in meinen Träumen Kinderwagen, Babyschwimmen und Warenhauskörben wichen, ganz zu schweigen von meinem anstrengenden Einstieg ins ABC des Kochens.
Als Lola dann in eine Krippe kam, wuchs meine Bewegungsfreiheit außerhalb des trauten Heims wieder, aber ich dachte nur selten an Sex – vor allem nicht, weil ich die zwei Beischlafakte pro Woche liefern mußte, die der Leitfaden zum Eheleben eben vorschrieb. Henrys früher einigermaßen fettfreier Bauch hatte sich jetzt um vier oder fünf überflüssige Kilos erweitert, und sein vierundvierzigjähriges Sitzfleisch hatte ebenfalls bessere Zeiten gesehen. Sein Haaransatz kroch immer weiter nach oben, während sich dort, wo keine Haare hingehörten, auf seiner speckigen Brust ein wahrer Urwald entwickelte. Lange Borsten krochen auch aus seinen Nasenlöchern, und seine Augen trieften. Er hatte die Wechseljahre erreicht, und bald würde die pädophile Hella Hell einen mürrischen Greis neben sich im Bett dulden müssen, der gurgelte und schnarchte und furzte wie ein alter Gaul.
Ich mußte mich mit diesem Dirnenleben abfinden und pflichtschuldigst zur Verfügung stehen, wenn er nach dem obligatorischen Freitagsessen mit den dazugehörigen zwei Flaschen Wein, aus denen dann bald auch drei oder vier wurden, seine buschigen Augenbrauen hob. Doch ich kann mich immerhin eines geschickten Schachzugs rühmen, nämlich daß ich immer wieder herumjammerte und bettelte, wir sollten doch unsere eigene Firma aufmachen. Henry besaß sowohl Kontakte als auch ein wenig Kapital, und wir genossen in unserer Branche beide einen ausgezeichneten Ruf. Finanzierungsmöglichkeiten wurden außerdem damals allen zweibeinigen Wesen, die zufällig an einer Bank vorüberkamen, wie Lassos um den Hals geworfen.
Wir setzten also zu einer Unternehmung an, dem mein Fingerspitzengefühl für die Stimmung der Zeit den nostalgischen Namen Gasolin verpaßte, und das in der Galaxis der Werbewelt einen kometenhaften Aufstieg hinlegte; wir bildeten ein Sternbild, das bald von allen im Trend liegenden Warenproduzenten angebetet wurde. Mit anderen Worten: fette Brieftaschen öffneten sich über uns, und wir hatten ungeheuer viel zu tun, was weitere Vorteile mit sich brachte: 1. die eheliche Beischlaffrequenz wurde um einiges gesenkt, 2. ich konnte meine Besuche in allerlei Jugendghettos mit der Notwendigkeit begründen, mich über das auf dem laufenden zu halten, was auf Straßenniveau gerade vor sich hinkochte. Ich möchte aber betonen, daß ich mir, abgesehen von einem leichten Voyeurismus, keinerlei sexuelle Freiheiten gestattete. Ich war doch eine Dame von dreißig, die in den ehelichen Stand eingetreten war, und ich wollte mich an die dazugehörigen Spielregeln halten. Außerdem war ich Mutter einer hyperaktiven und trotzigen Dreijährigen, was mich dazu zwang, Jeans und Pullover und leicht zu waschende Kleidungsstücke zu tragen, die mein Äußeres weder schmückten noch betonten. Ich fing langsam an, das Luftschloß der Kernfamilie mit langfristiger Planung einzurichten, ja, ich klebte sogar Ferienbilder in ein Fotoalbum.
Doch einige Jahre darauf brach die falsche Idylle in sich zusammen.
Ich als vorbildliche Ehefrau ging ohne zu murren nach Hause in die schöne und sorgsam eingerichtete Eigentumswohnung auf Östermalm, wo ich ohne fremde Hilfe Kind und Haushalt versorgte, wenn Henry Überstunden machen mußte (die vor allem aus Geschäftsessen bestanden). Ab und zu mußte er auch dienstlich ins Ausland reisen, und ich blieb brav zu Hause, auch wenn sich zu späten Abend- und Nachtstunden durchaus gewisse schändliche Phantasien einstellen konnten, nachdem Lola nach der dritten Gute-Nacht-Geschichte endlich eingeschlafen war. Ich bin eine überaus standhafte Frau, denn ich setzte meine schwindelerregende Lust, das Doppelbett mit dem Schlümmel in Schlaghose und Mönchskutte zu bevölkern, mit dem ich eines Nachmittags in einer jugendverseuchten Tränke in der Stadt Acid House und balearischen Beat genossen hatte, nicht in die Tat um. Ich saß so dicht bei ihm, daß der Herzschlag unter der Knabenbrust weder für meine Augen noch für meine Ohren verborgen blieb. Nein, ich riß mich zusammen. Weshalb Sie sich sicher vorstellen können, daß ich aus allen Wolken fiel, als folgendes geschah:
Es war schon ziemlich spät, und Lola hatte sich ein unangenehmes Grippevirus eingefangen. Als ich im Medizinschränkchen nach Hustensaft, Alvedon und Nasenspray suchte und zugleich mein Abendvalium einwerfen wollte, war das Medizinröhrchen leer. Es war keine angenehme Entdeckung, doch dann fiel mir ein, daß ich im Büro ein Glas Sobril stehen hatte. Ich bat die freundliche Nachbarin von gegenüber, kurz auf Lola aufzupassen, und dazu war sie gern bereit. Fünf Minuten darauf war sie in unserem weichen Sofa von House versunken, das sich niemals zu einem brauchbaren Sitzmöbel formen lassen wollte. Ich jagte mit meinem schwarzen Porsche los und steckte dann den Schlüssel in die Tür zu unserem eleganten Büro auf Skeppsbron. Was sich jedoch als unnötig erweisen sollte, da die Tür nicht verschlossen war. Und auf dem Gästesofa lagen sie und führten sich überaus unanständig auf, Henry und das alberne sechzehnjährige Rotkäppchen. Eine Schnappe, die im Büro höchstens Kaffee kochen durfte, da ihre Bewegungen so ruckhaft und ungeschickt waren, daß Henry und ich darüber gejuxt hatten, daß sie dem armen Kerl, der sich zu einem Schäferstündchen mit ihr erkühnte, vermutlich das Glied abbrechen würde. Aber hier lag also Henry! Voll damit befaßt, seinen kleinen Penis, seinen ausgefahrenen winzigen Greisenpimmel, von dieser schielenden Gans mit ihren Pavianlippen behandeln zu lassen. Das Ganze war so peinlich, daß mein Bericht hier zu einem Schundroman zu werden droht, aber leider ist es die häßliche Wahrheit. Der Geruch von Teeniemöse mischte sich mit dem Billigparfüm der kaugummikauenden Person zu einem Cocktail aus vulgären Düften, zu dem noch ein widerlicher Schuß von Henrys Rasierwasser kam. Dieses corpus delicti wurde zu einem Overkill sogar für eine dermaßen ausgekochte Seele wie meine, und deshalb verließ ich rückwärts den Tatort, und das letzte Bild, das meine Erinnerung mir noch zeigt, ist das einer billigen rosa Kunstfaserunterhose, die über Henrys wachsende Glatze gestülpt worden war.
Was aus dem armen, ausgenutzten Mädel geworden ist, darüber schweigt die Geschichte. Um ihr schändliches Elend noch zu vergrößern, hatten ihre schlecht beratenen Eltern sie Klara-Bella getauft, und so heißen in Schweden vor allem Kühe und Hühner. Sie schickte mir nach dieser peinlichen Szene eine Karte mit einigen um Entschuldigung bittenden Zeilen, sie habe wirklich nicht so weit gehen wollen (meine Güte, denn wie weit hatte sie »gehen« wollen?). Auf die Karte hatte diese fast schon zurückgebliebene Törin einen Abdruck ihres dick geschminkten und grotesk großen Labermundes geknallt, dessen Farbe identisch war mit der ihrer, von Teenieflüssigkeiten sicher ebenso klebrigen Unterhose, dieser billigen Trophäe, die Henrys letzte außereheliche Heldentat gekrönt hatte.
Natürlich reichte ich sofort die Scheidung ein.