Читать книгу Hella Hell - Unni Drougge - Страница 19

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Ich war offenbar eingeschlafen, denn ich weiß nicht, was dann passiert ist.

Plötzlich aber lag der kühle Knabenkörper neben mir und atmete heftig. Er roch nach Bier, und ich drehte langsam meinen Kopf zu ihm hin, um den süßen Duft mit der milden Beimischung von Tabaksduft einzuatmen, die seine Kopfhaut abgab. Einige Augenblicke verstrichen, dann berührte er unbeholfen und mit zitternder Hand meinen Bauch und schob seinen Oberschenkel zwischen meine. Er preßte seinen steifen Unterleib gegen meine Hüfte, und die Wollust, die diese Nähe mir gab, kannte in der Weltgeschichte nicht ihresgleichen. Wir wußten beide, daß unsere Geschichte ein sofortiges Ende nehmen würde, wenn Regina oder Inger uns im wahrsten Sinne des Wortes mit heruntergelassener Hose ertappten. Deshalb mußte jede Bewegung mit dermaßen exquisiter Raffinesse passieren, daß ein geschickter Herzchirurg daran seine Freude gehabt hätte. Jos Fingerspitzen, gehärtet vom Gitarreüben, drückten leicht gegen meine Scham, die sich geöffnet hatte und schon überlief von der quälenden Lust, ihn ganz verschlingen zu wollen. Meinen Jojo. Unsere Körper und unsere Sinne vermischten sich, zwei Meere begegneten einander und zogen uns hinab in eine verzauberte Unterwelt.

Unsere Lippen suchten über eine Brücke aus heißen Atem einen Weg zueinander, vorsichtig, vorsichtig, und wurden dann sanft zusammengekoppelt und öffneten sich der schönsten Naturmalerei, die die Welt jemals erblicken würde, wenn sie die Pinselstriche unserer Zungen hätte sehen können. Wir tranken einander in dieser feuchtwarmen triefenden Oase, in die uns unsere durstige Wüstenwanderung geführt hatte. Wir waren Tristan und Isolde, die ersten und die letzten Liebenden, und allein schon die bleiche Beschreibung dieses glühenden Liebesaktes, die ich hier liefere, zwingt mich dazu, meine Schreibarbeit für einen Moment zu unterbrechen und mich einem dringenden intimen Bedürfnis zu widmen.

Ich hatte geglaubt, alle Nuancen der Anziehungskraft zu kennen, aber diese keuchende Nacht der unerträglichen Spannung in Jojos Bett ließ mich einen ganz neuen Ton in der Tonleiter entdecken, einen neuen Buchstaben im Alphabet, eine neue Grundfarbe oder vielleicht ganz einfach die Signatur Gottes.

Und als die Sehnsucht auf der allerschärfsten Schneide zitterte, und Hella Hell den Kuß der Seligkeit entgegennehmen wollte, als sie die Kapsel öffnete, in die ihr Glückselixier siebenundzwanzig Jahre hindurch eingesperrt gewesen war, in dem Moment, als der ewige Kontrakt besiegelt werden sollte ... wurde er abgebrochen. Dieser Abbruch hatte die Gestalt eines banalen Bedürfnisses und führte zu einem gelben Strahl ins Klo. Der Abbruch erschien in Form einer taumelnden Regina auf dem Weg zur Toilette.

Atemlos wartete ich auf die Entdeckung und versuchte, in meinem keuchenden Krampfzustand Auswege zu ersinnen. Jojo flüsterte »o Scheiße« und zog die Decke so hoch, wie es nur ging, ohne daß vier Füße zum Vorschein kamen. Regina platschte überaus lange und in der schablonenmäßig geschnittenen und hellhörigen Wohnung überaus aufdringlich, dann folgten ein Hustenanfall, ein lautes Schnaufen, Papiergeraschel, rauschendes Wasser, und endlich stapfte sie mit röchelndem Atem zurück in ihr Schlafgemach, wo alle Geräusche verstummten.

Beachten Sie nun bitte meine Charakterstärke, als ich mich, nachdem ich meinem Paradiesjungen einen Kuß auf den Hals gesetzt hatte, mit demselben Widerwillen von unserem Liebeslager losriß, mit dem eine Mutter ihrem in den Krieg ziehenden Sohn zuwinkt.

Draußen wurde es jetzt hell, und die deprimierende Dämmerung schob sich zwischen die Nacht und Hella Hell, so, wie die deprimierte Regina sich zwischen Jocke und Hella Hell schob.

Hella Hell

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