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Lukas freute sich sehr, als Gina am Freitagabend in den Hof gefahren kam. Gina hatte behauptet, ihr Auto sei kaputt und sie habe sich das von ihrer Schwester geliehen. Er zog sie an sich und küsste sie liebevoll. Anschließend half sie in der Küche Constanze, die beim Backen war, beim Schälen der großen gelben Äpfel. Sie verströmten einen Duft, der eine Vorahnung auf den nahenden Herbst ins Haus brachte. Aber noch gab der Sommer sein Bestes. Jetzt, Ende August, war es noch einmal richtig heiß geworden. Gina trug ein hübsches Kleid und genau das war es, was Constanze wieder stutzig werden ließ.

Sie hätte Marylin eher so eingeschätzt, dass sie bei der Hitze in bequemen kurzen Hosen und mit einem Top herumlaufen würde. Auch die offenen Haare störten sie, in ihren Erinnerungen gab es das nicht.

„Wie läuft es denn in der Apotheke?“

Gina schaute Constanze entgeistert an, blieb aber ruhig.

„Ich kann nicht klagen. Im Moment ist so gutes Wetter, da sind nicht so viele Menschen krank. Ich habe letztens in einer anderen Apotheke aushelfen können, deren Besitzerin einen Unfall hatte.“

Gina fühlte sich ertappt und ihr war klar, dass sie über die Arbeit ihrer Schwester eigentlich nichts wusste. Darum änderte sie einfach das Thema.

„Ach, diese Äpfel sind ein Traum. Ich freue mich schon auf den Duft, wenn der Apfelkuchen im Ofen ist. Kann ich noch etwas anderes helfen? Sonst gehe ich zu Lukas.“

Lukas hatte seinem Vater geholfen und rief an der Hintertür nach Marylin. Constanze schüttelte den Kopf und Gina verließ erleichtert die Küche. Lukas‘ Mutter setzte sich an den Tisch. Niemals war das dieselbe Marylin, die sie kannte. Sie würde weiterbohren, bis sie wissen würde, was hier nicht stimmte.

Gina lag unterdessen als Marylin in den Armen von Lukas und genoss seine Zuwendung und Nähe. Sie würde seiner Mutter aus dem Weg gehen. Am Sonntag fuhr sie heim in die Wohnung nach Mainz.

„Seine Mutter ahnt etwas. Sie hat mich über die Apotheke ausgefragt. Gut, dass Lukas in dem Moment gerufen hat. Ich werde dem Ganzen am nächsten Samstag ein Ende bereiten und du musst mir dabei helfen. Ich will, dass er Schluss macht.“

Gina erklärte ihrer Freundin den Plan.

Danach gibt es kein Zurück mehr für Marylin, dachte Claire. Sie hatte eigentlich nie Skrupel gehabt, bei den Streichen gegen Marylin mitzumachen, aber das war schon sehr böse. Doch Gina war ihre beste Freundin und so sagte sie nichts weiter dazu. Claire beschloss, die Einladung zu einem Studienjahr in Frankreich anzunehmen. Sie wollte für einen längeren Zeitraum ein wenig Abstand zwischen sich und Gina bringen, denn sie hatte bemerkt, dass sie sich in Ginas Nähe nicht mehr so wohl fühlte wie früher. Irgendwie hatte sie die Führungsposition abgegeben. Das mit Frankreich würde sie ihr aber erst in ein paar Tagen sagen.


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