Читать книгу Die verschwundene Welt des James Barkley - Uwe Woitzig - Страница 4

27.12., 17.45 Uhr GMT, Hotel Dorchester, London, England

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Der Rest der Fahrt war sehr schweigsam verlaufen. James bemühte sich, die ganze Zeit an irgendwelche Urlaubsreisen zu denken, um Cupido keine Angriffsmöglichkeiten zu bieten.

Am Dorchester angekommen, parkte er den Jaguar neben der steinernen Blumenbank vor dem Eingang des Hotels.

Sie betraten die mit ockerfarbenem Marmor ausgelegte Lobby durch die schwere Drehtür. Cupido ließ ihn in einer weich gepolsterten Couch gegenüber der Aufzugtüren Platz nehmen. James spürte seine Anspannung, als sich die goldbronzene Tür eines der Lifte öffnete und ein in einen weißen Burnus gewandeter rundlicher Araber mit zwei Bodyguards heraustrat. Die beiden Muskelmänner schauten nach links und rechts und sahen über James hinweg.

James´ Hand wurde blitzschnell angehoben und sein Zeigefinger zielte auf die Mitte der Stirn des Arabers, der ihn verblüfft ansah. James fühlte eine ungeheure Kraft aus der Mitte seines Körpers hochsteigen und sich durch den ausgestreckten Zeigefinger entladen. Ein blutroter Energiestrahl schoss aus seiner Fingerspitze und traf den Araber genau zwischen die Augen, der ohnmächtig zusammenbrach. James spürte eine weitere mächtige Energiewelle seinen Körper durchfluten, aber diese löste sich wie bei einem Dunstzerstäuber an der Spitze seines Fingers auf.

Die beiden Bodyguards warfen sich schützend über den schlaffen Körper des bewusstlosen Arabers und zogen im Fallen ihre Glocks. Sie schauten sich suchend um und suchten nach einem potentiellen Angreifer. Doch sie sahen nur ruhig an ihren Tischen Tee trinkende oder in der Halle Meetings abhaltende Hotelgäste, die den Vorfall gar nicht bemerkt hatten. Auch James, der sich schnell eine neben ihm liegende „Financial Times“ gegriffen hatte und darin umblätterte, fiel ihnen nicht auf.

Ihr professioneller Blick auf ihren betuchten Klienten hatte ihnen sofort gesagt, dass ihr arabischer Schützling keinerlei äußere Verletzungen aufwies. Sie erhoben sich vorsichtig. Offensichtlich vermuteten sie einen erneuten Infarkt ihres Klienten, der zur Behandlung seiner Herzbeschwerden in London war. Sie wollten aber kein Risiko eingehen und blieben wachsam, während sie per Handy einen Arzt herbeiriefen.

„Verlasse langsam das Haus“, ertönte plötzlich die heisere Stimme in seinem Kopf. „Meine Kräfte reichen nicht aus. Mein hochschwingender Geistkörper ist in der dichten Atmosphäre deines Planeten erheblich beeinträchtigt und geschwächt.“

Aus einem mit Blaulicht vor dem Hoteleingang geparkten Krankenwagen stürzten ein Arzt und zwei Helfer mit einer Bahre ins Hotel und rannten an dem sich erhebenden James vorbei zu dem Araber. Sie zogen alle Aufmerksamkeit der beiden Bodyguards auf sich, die sie aufmerksam beobachteten. James verließ unbehelligt das Dorchester.

„Ich brauche ein Hilfsgerät, ich glaube, ihr nennt es Teleporter“, ertönte Cupidos Stimme, als er den Motor startete.

„Ich habe keine Ahnung, wovon du redest. Was ist ein Teleporter?“

„Ein Teleporter ist ein Gerät, mit dem ich nicht nur Gegenstände, sondern auch Körper mit Gedankengeschwindigkeit an jeden beliebigen Ort transportieren kann.“

„Wie bitte, du willst in unserer Atmosphäre Materie teleportieren? Wie soll das denn gehen? Soweit ich weiß, benötigt man dazu unglaublich viel Energie, die es in dieser Konzentration auf der Erde gar nicht gibt. Außerdem habe ich mal gelesen, dass bei einer Teleportation das Individuum stirbt und ein Klon erschaffen wird.

Dann funktioniert dein Plan gar nicht, mich für deine Pläne zu benutzen. Ich werde gar nicht mehr da sein, wenn du meinen Körper teleportiert hast.“

James fühlte Cupidos überhebliches Lächeln körperlich.

„Du irrst. Teleportation ist der Transport eines Gegenstandes von einem Ort zu einem anderen in Gedankengeschwindigkeit, ohne dass das Objekt dabei physisch den dazwischen liegenden Raum durchquert“, dozierte Cupido, „Da eure Körper im Prinzip nichts anderes sind als schmutziges Wasser, ist es kein großes Problem für mich, sie zu teleportieren. Wir hatten in der Tat ein großes Problem bei unseren ersten Experimenten mit eurer Teleportation. Du hast Recht, bei unseren damaligen Versuchen blieb die Seele zurück, so dass das teleportierte Individuum starb und ein seelenloser Klon erstand. Doch dank einer genialen Idee unseres jetzigen Herrschers haben wir unsere Fähigkeiten so verfeinert, dass wir eure Körper mitsamt der Seele teleportieren können.“

„Das klingt vollkommen phantastisch und unglaubwürdig.Wenn Teleportation überhaupt möglich sein sollte, könnte es bestenfalls sowas wie eine Zeitreise sein. Soweit ich weiß, muss jemand der eine Zeitreise unternehmen will, sich theoretisch entlang einer Zeitschleife der gebogenen Raumzeit bewegen. Dazu benötigt er ungeheuer viel Energie, die aus einer gewaltigen Quelle erzeugt werden muss. Wie willst du so ein riesiges Gerät konstruieren und bauen? Und selbst wenn du es schaffen würdest es zu bauen, wie willst du es transportieren? Das funktioniert doch niemals.“

„Ach James, immer wieder dein ewig zweifelnder Geist, der dich und deine Mitmenschen blockiert und eure Entwicklung hemmt. Eure naturwissenschaftlichen Erkenntnisse stecken in den Kinderschuhen, denn sie lassen keinen Spielraum für Transzendentales. Doch genug theoretisiert. Das bringt uns nicht weiter. Schreiten wir zur Tat. Alles, was ich benötige, sind folgende Gegenstände: einen 15 Zentimeter langen Kupferstab, pulverisiertes Bernstein, ein 15 Zentimeter langes Stahlrohr, pulverisierten Bergkristall, einen Lötkolben, eine Kerze und einen dünnen Kupferdraht. Kannst du mir das alles besorgen?“

„Was???!!! Damit willst du einen Teleporter bauen? Das schaue ich mir gerne an, wie du grandios scheitern wirst. Natürlich kann ich dir das alles besorgen, das gibt es überall. Am besten wir fahren zu „Harrods“. Die haben jeden Gegenstand, den du gerade aufgezählt hast.“

James gab es auf, weiter zu fragen. Er war beruhigt. Jetzt war er sicher, dass dieses Abenteuer für ihn in Kürze beendet sein würde. Cupido würde es niemals schaffen, einen Teleporter zu bauen. Er würde ihn bestimmt wieder freigeben, wenn er ihm die Komponenten beschafft hatte und dieser nicht funktionierte.

Wieder fühlte er das süffisante Lächeln Cupidos, was ihn sehr irritierte. Achselzuckend legte er den Gang ein und reihte den Jaguar in den Verkehrsstrom Richtung Piccadilly ein.

„Ich werde dir jetzt einiges erklären, damit du nicht weiter deinen Illusionen nachhängst, sondern dich auf deine dir bevorstehende Aufgabe konzentrierst“, vernahm James zu seiner Überraschung Cupidos Stimme. „Wie ich Dir schon sagte, besitzen unsere beiden Welten dieselbe Persönlichkeitsmatrix und dasselbe gilt für die Zwillingsseelen.“

„Moment. Der Reihe nach bitte, damit ich alles verstehen kann. Du hast behauptet, du wärest meine Zwillingsseele. Was genau ist das?“

„Jedes Individuum auf der Erde hat bis zu zwölf Zwillingsseelen. Sie sind alle Teile einer einzigen Seele, die sich aufgeteilt hat, um in verschiedenen Inkarnationen in diversen Paralleluniversen unterschiedliche Erfahrungen zu machen. Wir Wesenheiten von Ethar sind eine eurer zwölf Zwillingsseelen. Ihr bedroht uns, weil ihr unseligerweise Erkenntnisse gewonnen habt, die für die Zukunft der Erde und damit auch für unsere ausgesprochen schädlich sind.“

„Was sind das für Erkenntnisse?“

„Eure Kommunikationsfähigkeit hat sich erheblich verbessert, weil ihr jetzt mit Hilfe von Maschinen von jedem Punkt der Erde aus miteinander sprechen und euch gleichzeitig sehen könnt. Das ist durchaus von Vorteil für eure Entwicklung, zumal ihr auch noch ein elektromagnetisches Netzwerksystem eingerichtet habt, das jedem Erdbewohner den jederzeitigen Zugang zu allem Wissen des Planeten erlaubt.

Bei der Weiterentwicklung dieses Netzwerkes habt ihr aber entdeckt, wie ihr Daten direkt in eure Gehirne übertragen könnt. Mit diesem Verfahren ist es möglich, akustische, visuelle und olifaktorische Wahrnehmungsempfindungen im Gehirn auszulösen. Bisher geschieht das mithilfe von Nanoempfängern, die erfolgreich getestet worden sind und euch nach einer künstlich ausgelösten Epidemie bei einer Schutzimpfung implantiert wurden. Erinnerst du dich an die angebliche Ausbreitung von Schweinegrippe und die Schutzimpfung, der auch du dich unterzogen hast?“

James nickte. In der Tat war er vor ca. einem Monat gegen Schweinegrippe geimpft worden, weil sich diese angeblich weltweit auf dem Vormarsch befand. Die WHO hatte mit Stufe sechs höchste Pandemiegefahr ausgerufen und Impfzwang befohlen.

„Eine bestimmte Gruppe hat überall auf der Welt Sendemasten errichtet, die sie jetzt in Betrieb nehmen wollen. Dabei werden via Satellit Ultraschall-Impulse ausgesendet, die die Nanoempfänger aktivieren, die sich inzwischen in euren Gehirnen eingenistet haben, und wodurch sinnliche Wahrnehmungen wie Gerüche oder Geräusche ausgelöst werden können. Gleichzeitig können damit aber auch eure Emotionen wie Glück und Trauer, Friedfertigkeit und Zorn und eure Begierden und Bedürfnisse gesteuert werden.“

„Das klingt nach einem Horrorszenario. Aber wieso bedroht das die Existenz der Erde und deiner Welt?“

„Wir als eure mit euch verbundenen Zwillingsseelen haben damit ein Riesenproblem. Ihr könnt mit dieser Technik nämlich auch eure Moral manipulieren, weil ihr das Geheimnis des ventromedialen Kortex entschlüsselt habt. Ihr wisst jetzt, dass dort der Sitz eures Gewissens ist. Wenn ihr diese Region eures Gehirns stimuliert, führt das zur übersteigerten Entwicklung eurer negativen Eigenschaften Habgier, Wut, Maßlosigkeit und Neid. Letztendlich zur Zerstörung allen Lebens auf der Erde und damit sind auch unsere Leben auf Ethar, meinem Heimatplaneten, bedroht. Weil ihr skrupellos eure Mitmenschen aus dem Weg räumen werdet, wenn sie euch beim Erreichen der euch implantierten rein materialistischen Wünsche im Weg stehen, gefährdet ihr die Entwicklung eurer Zwillingsseelen, weil sie eure Erfahrungen, die ihr nur hier auf dem einzigartigen Planeten Erde mit den größtmöglichen Freiheiten machen könnt, zur Vervollkommnung dringend brauchen. Wenn euch die Freiheit der Wahl, das heißt, des freien Willens, genommen wird, sind diese Erfahrungen nicht mehr möglich und die für die Erde vorgesehene Entwicklung der hier inkarnierten Seelen wird blockiert und viele würden in einen ewigen Kreislauf mit immer denselben Lebensläufen gefangen werden. Auch die Entwicklung der Zwillingsseelen würde stagnieren. Deshalb ist dieser Plan so gefährlich für das ganze Universum. Aber es geht nicht nur um eine perfide Kontrolle eures freien Willens, sondern auch um ein Riesengeschäft im Sinne eures materialistischen Denkens.“

„Ich verstehe. Wer diese Technologie beherrscht, braucht kein Marketing und keine Werbekampagnen mehr. Er erzeugt einfach das Bedürfnis nach seinen Produkten in den Gehirnen, und schon will jeder das Zeug haben. Und weil gleichzeitig das Gewissen ausgeschaltet wird, sind die Menschen bereit, alles für die Befriedigung ihrer ihnen eingepflanzten Bedürfnisse zu tun. Wenn sie nicht das Geld haben, um sich diese leisten zu können, käme es überall in den Städten zu Plünderungen, Verwüstungen, Mord und Totschlag.“

„Du hast es begriffen. Die Erde würde in ein Schlachtfeld verwandelt und vermutlich in Kürze zerstört werden, weil einige Wenige unfassbar reich werden wollen oder sonstige Motive haben, über die wir später noch reden werden. Ich bin gesandt worden, in diese der Erde drohenden Entwicklungen einzugreifen, sie aufzuhalten und zu beenden. Und dazu brauche ich deine Hilfe.“

„Wie willst du das machen? Und wie könnte ich dir dabei helfen?“, fragte James. Langsam verstand er, was für eine Katastrophe sich hier abzeichnete. Falls Cupido ihm die Wahrheit erzählte und – vor allem – Cupido nicht eine Ausgeburt seiner lebhaften Phantasie oder irgendwie von ihm selbst erzeugt war.

„Ich sehe, du zweifelst immer noch an mir. Nun, das wird sich ändern. Zurück zu deinen Fragen. Die Entwicklung dieser gerade beschriebenen Technologie wurde von der Loge des Northern Cross in Auftrag gegeben und finanziert. Kennst du diese Loge?“

James überlegte. Dann schüttelte er den Kopf.

„Ehrlich gesagt, nein, ich habe noch nie von ihnen gehört.“

„Das ist eine Vereinigung, in der sich vor einigen Jahrhunderten einige der mächtigsten und reichsten Familie der Erde zusammengeschlossen haben. Ihr Ziel war es, ihren ungeheuren Reichtum zu schützen, indem sie die Kontrolle über eure Regierungen übernahmen und verhinderten, dass diese etwas beschlossen, was ihre Macht und ihr Vermögen beeinträchtigen konnte. Gleichzeitig aber benutzten sie ihre Kontrolle über fast alle Regierungen eurer Welt, um ihren Reichtum beliebig zu vermehren. Sie strebten die komplette Weltherrschaft an und planten dazu eine Neue Weltordnung, die ein paar wenigen Auserwählten die Kontrolle über den Planeten Erde inklusive all seiner Bodenschätze und Technologien bringen sollte. Um das zu erreichen, haben sie seit Jahrhunderten jeden Krieg und jede Revolution initiiert und finanziert, um die Herrschaft über die Massen zu erhalten. Sie haben das Leben jedes Individuums zu konditionieren versucht, indem sie ihm ihre Moral und Ethik aufoktroyiert haben, die ihn allmählich zu einem gut funktionierenden Rädchen in ihrem ‚Rattenrennensystem’ haben werden lassen sollten. Doch immer wieder gab es Einzelne, die sich ihnen widersetzten und ihr System gefährdeten. Deshalb haben sie jetzt eine Technologie entwickelt, die die Menschen mit einem Schlag in willenlose Schafe verwandeln könnte.“

„Willst du etwa diese ominöse Loge und ihre Hintermänner vernichten und dann die Kontrolle auf beiden Planeten übernehmen, damit du ihre Entwicklungen koordinieren kannst? Das ist ja ein herculanischer Plan. Wie willst du den umsetzen? Wer bist du, dass du es dir überhaupt zutraust?“

„Du bist ein sehr intelligenter Mann, James, Respekt. Also gut. Ich bin einer der 20 Kriegsherren, die die Grenzen der fünf Kontinente auf Ethar beschützen. Ethar ist ein Zustand, in dem das, was ihr als Denken bezeichnet, der Urquell des Lebens ist. Es ist die lebenswichtige schöpferische Kraft, die Energie erzeugt, Materie zu Form zusammensetzt und Wege zur Wahrnehmung und Kommunikation bietet. Wie man denkt, so ist man.

Wir denken die Bewegung und sie ist Tatsache. Ich brauche keine mechanischen Hilfsmittel. Ich denke an ein Ziel und bin da. Weder Telefon, Radio, Fernsehen noch sonstige Kommunikationshilfen benötigen wir, denn die Kommunikation ist augenblicklich da, mit wem immer wir uns austauschen wollen. Bloßes Denken ist die Kraft, die jedes Bedürfnis, jeden Wunsch sofort erfüllt.“

„Wenn das so ist, warum denkst du dir dann nicht einfach die Macht auf den beiden Planeten zu besitzen?“

Cupido lachte.

„Ganz so einfach ist es nicht. Auf Ethar muss diese Macht verliehen werden, sonst verliert man sie sofort wieder. Es ist ein Leichtes für die anderen 19 Kriegsherren, mich wieder zu entmachten, denn sie sind mir ebenbürtig, und ich habe keine Chance, wenn sie sich gegen mich verbünden. Derzeit ist Ashmun unser Herrscher, aber er ist alt und macht Fehler. Er hätte niemals zulassen dürfen, dass ihr eine Technologie entwickeln könnt, um damit eure Gehirne zu manipulieren. Aber um ihn abzuwählen, brauche ich mindestens zwölf Stimmen der anderen Kriegsherren, doch von ihnen ist niemand bereit mir seine Stimme zu geben, solange Ashmun lebt. Deshalb bin ich hier.“

„Wie das? Wie kannst du dir hier auf der Erde die Stimmen der anderen Kriegsherren holen? Und was habe ich damit zu tun?“

„Wie ich dir schon sagte, seid ihr unsere Zwillingsseelen. Natürlich leben auch die Zwillingsseelen der anderen Kriegsherren von Ethar hier. Ashmun hat mich hierher gesandt und beauftragt, 5 dieser Zwillingsseelen zusammen zu bringen, damit sie mir im Kampf gegen die Loge des Northern Cross helfen. Ich habe mir aber überlegt, wenn ich sie von meinen Fähigkeiten überzeuge, indem ich die Loge und ihre Hintermänner besiege und ihre Technologie zerstöre, wird das auch die anderen Kriegsherren auf Ethar dazu bringen, mich zu ihrem Führer zu wählen. Denn die Zwillingsseelen auf der Erde beeinflussen das Bewusstsein ihrer Zwillingsseelen auf Ethar. Verändere ich das Bewusstsein hier, verändert sich das Bewusstsein dort. Logisch, oder?“

„Klingt abgedreht, aber in sich logisch“, räumte James ein, „aber noch einmal, was hat das alles mit mir zu tun?“

„James, du wirst mir helfen, die Personen zu entführen, die als Zwillingsseelen der Kriegsherren von Ethar inkarniert sind. Dann wirst du sie von meinen Fähigkeiten als ihr neuer Führer überzeugen und sie bitten, mir in meinem Kampf gegen die Loge zu helfen. Du bist Dekan der Universität von Oxford, also eine anerkannte Kapazität, seriös und rhetorisch brillant. Du kannst sie durch dein Auftreten und mit deinen Berichten über den Plan der Loge dazu bringen, mir zu glauben. Sie misstrauen mir, weil dieser Homer etwas zu viel über meine Gerissenheit ausgeplaudert hat. Ohne dich müsste ich in sie alle eindringen und sie permanent kontrollieren. Was ich aber gar nicht kann, weil ich hier meine Fähigkeit zur Bilokation verloren habe. Das heißt, ich kann mich auf der Erde nicht so wie auf Ethar aufteilen und gleichzeitig an verschiedenen Plätzen sein.“

James runzelte die Stirn.

„Lassen wir das mal unkommentiert im Raum stehen. Selbst wenn sie dir helfen, diese ominöse Loge zu bekämpfen, wie soll ausgerechnet ich die anderen Kriegsherren überzeugen, dich zu ihrem Führer zu wählen? Welche Argumente habe ich denn? Ich kenne dich doch gar nicht. Und weißt du überhaupt, wo die Menschen, die die Zwillingsseelen der anderen Kriegsherren sind, leben und wie sie heißen?“

„Wenn wir hier auf der Erde die Loge des Northern Cross zerschlagen, ihre Pläne durchkreuzen und die Erde und Ethar retten, musst du ihnen schildern, wie ich dich von Anfang an in meine Pläne zur Rettung der Erde eingeweiht und wie ich sie dann Schritt für Schritt verwirklicht habe. Dir als objektiven Beobachter werden sie glauben. Dann werden diese Zwillingsseelen verstehen, dass ich ein fähiger Anführer und Stratege bin und auch die mit ihnen vernetzten Kriegsherren auf Ethar werden von meinen Führungsqualitäten überzeugt sein. Mein Erfolg hier auf der Erde, den ich zusammen mit ihren Zwillingsseelen erringen werde, wird ihnen die Gewissheit geben, dass ich ein guter Führer auf Ethar sein werde, dem sie auch in Zeiten der Gefahr vertrauen können. Sie werden Ashmun wegen seines unsere Existenz bedrohenden Fehlers absetzen, diese Entwicklung hier zugelassen zu haben, und mich zu ihrem neuen Herrscher wählen.

Natürlich weiß ich, wer die Zwillingsseelen sind und wo sie leben. Der törichte Ashmun hat mir ihre Namen und Aufenthaltsorte genannt. Sie wurden analog zu den Kriegsherren in Ethar jeweils im Norden, Süden, Westen und Osten eurer fünf Kontinente geboren und leben dort immer noch. Wir werden sie an einem sicheren Ort zusammenbringen und ihnen dort die Lage erklären und sie von unseren Plänen überzeugen.“

James intellektuelles Fassungsvermögen war an seine Grenzen geraten und sein Verstand raste. Wenn Cupido tatsächlich keine Ausgeburt seiner Phantasie war und die Wahrheit sagte …

Das Radio schaltete sich ein. „... hat ein neues Patent angemeldet. Es scheint gelungen zu sein, das Geruchs- und Geschmackskino zu entwickeln“, ertönte die sonore Stimme eines Nachrichtensprechers aus dem Gerät. „Mit bestimmten Wellenfrequenzen können die für die Geruchs- und Geschmacksnerven zuständigen Teile des Gehirns aktiviert werden, so dass passend zum Bild jeder Zuschauer riechen und schmecken kann, was die Protagonisten des Filmes gerade riechen oder schmecken. Diese revolutionäre Erfindung soll erstmals bei den Dreharbeiten zu einem Remake von ‚Der Kampf der Titanen’, die in einem Monat beginnen, eingesetzt werden.“

James war fassungslos. Cupido hatte ihm bezüglich der neuen Technologie die Wahrheit gesagt. Er fühlte dessen Zufriedenheit körperlich und James beschloss, ihm zu glauben. Zielstrebig fuhr er zu Harrods. Er parkte den Jaguar vor dem „Basil Street Hotel“ in der Basil Street und eilte in das riesige viktorianische Gebäude des Kaufhauses.

Tatsächlich bekam er dort alle Utensilien, die Cupido ihm genannt hatte. Zurück im Jaguar ließ Cupido ihn den pulverisierten Bernstein in das Kupferrohr füllen und es mit einem Wachstropfen von der Kerze verschließen. Dann musste er den pulverisierten Bergkristall in das Stahlrohr füllen und es ebenfalls mit Wachs versiegeln. Er verband die beiden Rohre mit einem dünnen Kupferdraht und lötete sie zusammen.

Als er damit fertig war und den zusammengelöteten Stab in der Hand hielt, fühlte er, wie Cupido sich geistig in den Stab versetzte und zum Stab wurde. Er konzentrierte seinen Willen in den Stab hinein und James sah fasziniert, wie sich ein weißer Energiestrahl von seiner Stirn zu dem Stab in seiner Hand bildete, mit dem Cupido dem Stab seine ganze Macht und Willenskraft übermittelte. James hörte, wie Cupido dem Stab immer wieder befahl, sich seinen Willenskräften zu unterwerfen.

„Sobald ich dich in die Hand nehme, geschieht alles, was ich denke!“

Dieser Vorgang höchster Konzentration, die James sehr erschöpfte, dauerte fast 20 Minuten. Plötzlich ließ James den Stab mit einem Aufschrei fallen.

„Mein Gott, ist der heiß geworden. Meine Hand ist komplett verbrannt.“

„Oh, verzeih mir. Der Teleporter ist nicht heiß geworden, sondern ich habe ihn geistig imprägniert und versiegelt. Nur ich kann ihn jetzt beherrschen und berühren. Allerdings vergaß ich kurz, dass ich ja deine Hand brauche, um ihn zu halten.“

James vernahm einige undeutlich gemurmelte Worte in seinem Kopf.

„So, jetzt heb ihn auf. Es ist alles in Ordnung.“

Tatsächlich konnte James den jetzt wieder angenehm kühlen Stab problemlos vom Teppichboden des Jaguars aufheben und in seiner Hand halten. Erfreulicherweise heilten bei der ersten Berührung mit dem Stab sogar seine Brandverletzungen ab.

„Und jetzt, mein Freund, machen wir eine kleine Weltreise und holen meine ersten Gäste ab. Heute ist ein Tag, an dem wir nach Asien reisen werden“, unterbrach Cupidos heisere Stimme seine Gedanken. „Fangen wir dort im Westen an.

„Nach welchen Kriterien legst du eigentlich die Reihenfolge deiner so genannten Gäste fest und wohin willst du sie bringen? Etwa hierher in den Jaguar in der belebten Straße?“

„Natürlich hole ich mir zuerst die Zwillingsseelen der Kriegsherren, die ich gerne auf meiner Seite haben will und deren Fähigkeiten ich besonders schätze. Jeder Kriegsherr hat ganz bestimmte Charaktereigenschaften, die auch die hier lebenden Zwillingsseelen besitzen. Und wohin wir sie bringen werden wird sich während unserer Reise ergeben, denn der Weg ist das Ziel.“

James schaute ihn verblüfft an.

„Bist Du etwa ein Buddhist mit römischen Wurzeln?“

„Das werde ich dir nicht verraten. Nur so viel: Ich bin ein Problemlöser. So, als Erstes holen wir uns eine Person, die zur leidenschaftlichen Liebe, aber auch zur engen Freundschaft, Vertrauen, Ehre und Treue fähig ist, was sie für mich zu einer leicht zu gewinnenden Verbündeten macht. Schließe die Augen.“

James fühlte ein leichtes Vibrieren, das in seinem Solarplexus begann und sich strahlenartig in seinem Körper ausbreitete. Sein Körper wurde leichter und leichter. Die Konturen der Welt um ihn herum lösten sich auf und wurden zu einem immer schneller kreiselnden Farbenmeer. Langsam verstummten die Geräusche der City und eine wohltuende Stille breitete sich in ihm aus. Ein ungeheurer Energieschub raste durch seinen Körper. Ein tiefes Glücksgefühl durchströmte ihn. Er fühlte sich frei, leicht und unbeschwert und sein Körper explodierte in einem Feuerwerk aus leuchtenden Farben.

Die verschwundene Welt des James Barkley

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