Читать книгу Die verschwundene Welt des James Barkley - Uwe Woitzig - Страница 5

27.12., 18.30 Uhr GMT, Abadan, Iran

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Sharifa saß zusammengekauert in ihrer dunklen Zelle und wiegte ihren Oberkörper im Rhythmus einer Melodie, die ihrem Innersten entstieg und die nur sie hören konnte.

Das Johlen der Zuschauer, die sich langsam in dem angrenzenden Stadion von Abadan einfanden, um ihre bevorstehende Hinrichtung zu begaffen, erreichte sie nicht mehr.

Ihr Verstand hatte sich milde verabschiedet, als sie in der vergangenen Nacht auch der letzte ihrer zwölf Gefängniswärter unter dem Gejohle seiner Kollegen vergewaltigt hatte. Seit ihrer Verurteilung zum Tod durch Steinigung war sie nichts als ein lebendes Stück Fleisch, hatte jedes Recht verloren. Jeder Muslim konnte mit ihr machen, was er wollte. Sie konnte froh sein, dass nicht auch noch ihre Familie mit verurteilt worden war, weil sie Flugblätter gegen das Regime der iranischen Mullahs und für mehr Rechte der Frauen verteilt hatte. Aber Sharifa war jenseits ihrer Gefühle und Gedanken.

Zwei in Jeans und schmutzige T-Shirts gekleideten Schergen schlossen ihre Zellentür auf. Sie packten sie grob an den Handgelenken und führten sie in das vollbesetzte Fußballstadion. Als der Mob auf den Rängen bei ihrem Anblick auf johlte wie beim Einmarsch der lokalen Fußballmannschaft, erschien ein glückliches Lächeln auf ihrem verklärten 17-jährigen Gesicht.

Die Schergen führten sie zu einem Loch, das sie an der Stelle des einen Fußballtores gegraben hatten, und stellten sie hinein. Dann schaufelten sie das Loch bis zur Brusthöhe Sharifas wieder zu, so dass nur noch ihr Oberkörper und ihr Kopf zu sehen waren, und entfernten sich rasch von ihr.

Die ersten Steine flogen durch die Luft und fielen gezielt neben Sharifa auf den Boden. Jedes Mal, wenn ihr Oberkörper intuitiv zuckte, um einem Stein auszuweichen, steigerte sich das Gegröle der blutrünstigen Masse.

Plötzlich verstummte der Pöbel. Atemlose Stille breitete sich aus und Sharifa sah verwundert und verständnislos in die tiefblauen Augen eines schlanken blonden Mannes, der vor ihr stand und einen kupferfarbenen Stab auf sie richtete. Dann sah sie gar nichts mehr ...

Cupido lachte.

„Das war Rettung in letzter Sekunde. Der blutrünstige Pöbel wird sehr enttäuscht sein.

James´ Hand richtete den Stab auf seinen Magen und wieder fühlte James das Vibrieren in seinem Solarplexus, genoss das ihn durchströmende Glücksgefühl und erneut löste sich sein Körper in einer Farbenexplosion auf.

Die verschwundene Welt des James Barkley

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