Читать книгу Assassin's Breed - Veit Beck - Страница 18

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Das Essen hatte ihn in seinem Entschluss bestärkt. Während der ganzen Mahlzeit hatte seine Mutter ihn genervt, mit ständigen Vorwürfen, vermeintlich gut gemeinten Ratschlägen und blödsinnigen Appellen an seine Vernunft. Ja, früher mag es anders gewesen sein, aber da gab es die heutigen Möglichkeiten ja noch nicht. Da musste man ständig beieinander hocken oder miteinander telefonieren. Dass man heute nicht zwangsläufig vereinsamte, wenn man nicht ständig miteinander quatschte, das bekam seine Mutter nicht in ihren Schädel. Dazu fehlte es ihr an Verstand und Verständnis. Im Gegenteil, er war bereits seit langem Mitglied einer großen Gemeinschaft. Auch wenn er seine Brüder nicht persönlich kannte, ihre Namen nicht wusste, war er doch mit ihnen verbunden, enger als mit dem, was seine Mutter ständig als Familie bezeichnete. Denn was waren sie schon? Seine sich im Haushalt langweilende Mutter, die ihm ständig auf die Nerven ging. Sein meist abwesender Vater, der, wenn er nicht gerade am Steuerknüppel eines Flugzeuges saß, irgendwo in der Weltgeschichte auf seinen nächsten Flug wartete. Oder sein schwachsinniger kleiner Bruder Thomas, der ständig vor dem Fernseher hockte und sich Zeichentrickfilme reinzog und dessen größter Spaß darin bestand zuzusehen, wie ihre Mutter ihm, seinem größeren Bruder, das Leben zur Hölle machte. Aber schon bald würde er selbst zum Mitgestalter der Hölle werden.

Neugierig, der Teller war noch nicht einmal halb leer, verzog er sich, die Drohungen und Beschimpfungen seiner Mutter einfach ignorierend, in sein Zimmer. Hatte er schon eine Antwort oder sogar einen Auftrag? Schon bevor er sich überhaupt hinsetzte, hatte er stehend über die Tastatur gebeugt, den Rechner entsperrt und die Webseite, über die er seine Bereitschaft erklärt hatte, wieder aufgerufen und nach einer Antwort geschaut. Und tatsächlich. Es gab eine Antwort. Aber noch keinen Auftrag. Jedenfalls keinen Auftrag, wie er ihn sich vorgestellt, wie er ihn sich gewünscht hatte. Stattdessen forderte der Meister ihn auf, ihm Informationen über ihn zu geben. Namen, Geburtsdatum, Namen von Familienmitgliedern und Freunden bzw. Schulkameraden, Schulnoten, eine Aufzählung der Orte, an denen er bereits gewesen war. Und aktuelle Fotos, von sich und anderen Familienmitgliedern wollte er auch noch. Wozu der Meister all das brauchte? Das hatte man ihm nicht offenbart und zu fragen getraute er sich nicht. Er musste Vertrauen haben, sollte keine Fragen stellen, sondern die Anweisungen befolgen. Das hatten sie ihm schon mitgeteilt, als sie ihn instruiert hatten, sich und seinen Rechner vorzubereiten. Auf die Kommunikation mit der Gemeinschaft.

Zuerst hatte er ein UNIX-System auf einem USB-Stick installieren müssen. Dann hatte er ein VPN aufgebaut, um die initiale eigene IP-Adresse zu verschleiern. Anschließend wurde der TOR-Browser installiert und um sich besser orientieren zu können nach dem „Hidden Wiki“ gesucht. Dann war er stundenlang auf den dunklen Seiten des viralen Universums herumgeirrt, hatte sich informiert, noch ziellos, nur von Neugierde getrieben, Link für Link ausprobiert. Mit der Zeit war er sicherer geworden, die Orientierungslosigkeit nahm ab, seine Kenntnisse nahmen zu. Sogar für die Dunkelheit gab es Suchmaschinen, zum Beispiel „Not Evil“ oder „Torch“, die einem halfen zu finden, was man finden wollte. Nur schauen, nichts kaufen, keine Daten preisgeben. Das Darknet ist voller Fallen. Voller Betrüger, die Waren anbieten, aber nach der Bezahlung nie zu liefern gedenken. Auch dafür gibt es Listen, die die Betrüger benennen, doch bevor ein Name auf die Liste kommt, hat es immer mindestens schon ein Opfer gegeben. Deshalb muss man vorsichtig sein. Wo Strafverfolgung nicht möglich ist, wo sich die Kommunikationspartner nicht persönlich oder auch nur namentlich kennen, ist Vertrauen umso wichtiger.

Das alles hatte man ihm bereits beigebracht. Deshalb zögerte er, als man ihn aufforderte, die Daten über sich selbst preiszugeben. Aber wenn er seinem Meister nicht vertrauen konnte, was hatte er dann im Darknet verloren.

Assassin's Breed

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