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3.

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Er hatte nicht lange im Foyer des BKA-Gebäudes in Meckenheim warten müssen. Doch Strecker waren selbst diese wenigen Minuten lang vorgekommen. Er hatte sich nicht wohl gefühlt, schon bei der Anfahrt. Das war nicht seine Heimat. Schon dieses, wie von einem anderen Stern anmutende Gebäude inmitten einer ansonsten von Obstplantagen dominierten Gegend. Nicht das man das Gebäude als modern oder gar futuristisch, wenn man von den zahllosen Antennen auf dem Dach einmal absah, hätte bezeichnen können. Sein entscheidendes Merkmal war, dass es einfach nicht in diese Landschaft passte. „So wenig, wie ich selbst hierher passe“, hatte er resignierend festgestellt.

„Herzlich willkommen“, begrüßte Hauptkommissar Faber seinen Kölner Kollegen und riss ihn aus seiner Trübseligkeit. „Ich bin sehr froh, dass Sie unser Angebot, künftig für das BKA zu arbeiten, angenommen haben. Bitte folgen Sie mir. Ich stelle Sie gleich Ihren neuen Kollegen vor. Na ja, einige von ihnen kennen Sie ja bereits. Die Herren Sehlmann, Wolf und Marten sind dabei. Und zwei weitere Kollegen mit speziellen technischen Kenntnissen, die insbesondere Herrn Marten unterstützen. Zusammen mit Frau Köster, die uns in allen organisatorischen Dingen unterstützt, Ihnen und mir, als Leiter, ist unsere neue Einheit auch schon komplett.“

Während er dies erläuterte, hatte er seinen neuen Kollegen aus dem Foyer des Bundeskriminalamtes in Meckenheim abgeholt, ihn in den Aufzug und über einen langen Flur im 1. Stock geführt.

„Er hat sich überhaupt nicht verändert“, dachte Strecker. „Schlank, dynamisch, sympathisch! Noch immer wie die Idealbesetzung eines Polizisten für jede Fernsehserie. Jedenfalls in den 70er Jahren. Heute sind da ja andere Typen gefragt. Zumindest skurril, am besten kaputt und vornehmlich mit sich selbst beschäftigt.“

Sie hatten ungefähr den halben Flur abgeschritten, als Faber stehen blieb, mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand auf ein Schild neben einer Tür zeigte. „1.07 HK Strecker“ stand auf dem Schild. „Doch bevor Sie Ihr neues Reich besichtigen, folgen Sie mir noch kurz in unseren Besprechungsraum. Dort warten die Kollegen, um Sie zu begrüßen. Und da wären wir auch schon“, schloss er und bog nach links ab.

Faber klopfte an, schob die nur angelehnte Tür auf und trat, Hauptkommissar Strecker im Schlepptau, in den Raum.

Sie betraten ein langgestrecktes Zimmer, die Wände kühl und weiß, ohne Fenster, aber mit einem geräumigen rechteckigen Tisch in der Mitte, der mindestens 12 Personen Platz bot. Fünf der um den Tisch stehenden Stühle waren besetzt, vier Männer und eine Frau saßen dort, in ein Gespräch vertieft, das sie im Moment des Eintretens der beiden Gäste unterbrachen.

„Frau Köster, Herr Strecker, Herr Strecker, Frau Köster“, stellte Hauptkommissar Faber dem neuen Kollegen die einzige Frau des Teams vor. Sie war in etwa Mitte dreißig, so schätzte Hauptkommissar Strecker, groß, mindestens 1,80 Meter, schlank, brünett mit einem extrem kurzen burschikosen Haarschnitt und einem umwerfenden Lächeln. „Ein würdiger Ersatz für Frau Meier-Uhland“, dachte sich Strecker.

„Angenehm“, sagte Hauptkommissar Strecker und steuerte anschließend auf die Kollegen Wolf, Sehlmann und Marten zu, um diese ebenfalls zu begrüßen. Hauptkommissar Faber hatte Mühe, Strecker zu folgen, erreichte ihn aber rechtzeitig, um ihm den letzten Anwesenden vorzustellen.

„Das ist Kommissar Schmiede, einer unserer IT-Spezialisten. Sein Kollege, Dr. Brick hat leider einen konkurrierenden Termin, ihn werden Sie erst morgen kennenlernen können“, schloss Hauptkommissar Faber die Vorstellungsrunde ab.

„Frau Köster, meine Herren, vielen Dank und an die Arbeit. Ich hatte Sie ja schon informiert, dass wir Verstärkung aus Köln bekommen werden. Hauptkommissar Strecker ist ein sehr erfahrener Kollege, der uns mit seinen langjährigen Erfahrungen in der Polizeiarbeit sicher gut unterstützen kann. Sie werden den neuen Kollegen bald besser kennenlernen können. Herr Marten wird ihm helfen, sich in den aktuellen Fall einzuarbeiten. Herbert kümmerst Du Dich bitte wie besprochen um den Kollegen Strecker. Danke.“ Damit verschwand er durch die Tür, dicht gefolgt von den übrigen Beamten. Nur Kommissar Marten blieb sitzen und sah Hauptkommissar Strecker mit einem breiten Lächeln an.

„Auch keine Veränderung“, dachte Strecker. „Noch immer etwas zu klein, etwas zu dick, zu wenige Haare, dafür einen dichten struppigen Bart.“

„Ich hätte nicht erwartet, dass wir uns so schnell wiedersehen“, sagte der Kommissar und riss damit Strecker aus seinen Gedanken. „Und schon gar nicht in dieser Konstellation. Aber ich freue mich. Sie werden uns guttun. Mit Ihrem Instinkt.“

„Warten wir es ab“, erwiderte Strecker. „Also, worum geht es bei dem neuen Fall?“

„Wir untersuchen eine Reihe von Überfällen, Anschlägen und ein Tötungsdelikt von denen wir annehmen, dass sie in einem Zusammenhang stehen. Offenbar werden die Tatverdächtigen über das Internet rekrutiert und gesteuert. Aber ehrlich gesagt, wissen wir noch nicht viel. Wir haben den Fall erst am Ende der letzten Woche übernommen. Was wir wissen, finden Sie in dem Aktenberg auf Ihrem Schreibtisch. Ich habe es ausdrucken lassen. Extra für Sie. Bitte sehen Sie sich das Material an. Wenn Sie durch sind oder Fragen haben, geben Sie mir Bescheid. Dann sprechen wir über den Ermittlungsstand. Okay? Kommen Sie, ich zeige Ihnen Ihr Büro.“

Ohne eine Reaktion seines Gesprächspartners abzuwarten, stand Marten auf und schickte sich an, den Raum zu verlassen. Strecker blieb nichts anderes übrig, als sich ebenfalls zu erheben und Marten zu folgen, der erstaunlich zügig den Flur hinunterging. Ohne den ihm folgenden Strecker anzusehen, informierte er den Neuen über die Räumlichkeiten.

„Dort hinten links ist eine kleine Küche“, bemerkte Kommissar Marten, begleitet von einer leichten Drehung des Kopfes zur linken Seite. „Am anderen Ende des Flurs, gleich vor dem Treppenhaus, finden Sie die Toiletten. In Raum 1.03, zweite rechts nach dem Treppenhaus, sitzt Frau Köster. Ah, da sind wir schon.“

Marten öffnete die Tür des Raumes 1.07, trat zur Seite und forderte Strecker mit einer ausladenden Armbewegung auf, einzutreten.

„Pure Sachlichkeit“, dachte Strecker, als er eintrat und seinen Blick durch den Raum schweifen ließ. Hatte er sich in seinem Kölner Büro beinahe zu Hause gefühlt, ja zeitweilig sogar fast darin gelebt, so war dies hier unmöglich. Funktional und rational. Denn es gab weder ein Sofa, noch eine Sitzecke, nur einen kahlen Raum, wenn man von den zwei sich gegenüberstehenden Schreibtischen in der Mitte absah. Gut, zwei Bürostühle waren auch noch vorhanden, aber das, abgesehen von den zwei Computermonitoren und Schreibtischlampen, war es auch schon. Nicht mal Telefone. Kein Bild, kein Kalender an der Wand und hinter den Fenstern keine Spur von pulsierendem Großstadtleben, sondern lediglich eine, von Obstplantagen nur dürftig kaschierte, öde Landschaft.

Streckers Blick blieb auf dem linken Schreibtisch haften. Jedenfalls vermutete er einen Schreibtisch unter den Stapeln von Aktenordnern, die sich dort türmten.

„Ich vermute, das ist mein Platz“, sagte der Hauptkommissar und deutete mit seinem linken Zeigefinger auf den Aktenberg. „Dafür, dass Sie den Fall noch nicht lange bearbeiten, haben Sie aber schon eine Menge Papier verbraucht“, frotzelte er.

„Normalerweise arbeiten wir hier nicht viel mit Papier. Aber ich kenne ja Ihre Aversion gegen Computerarbeit. Deshalb habe ich extra für Sie die Akten ausdrucken lassen. Als Begrüßungsgeschenk sozusagen. Bitte behandeln Sie sie pfleglich, denn nachdem Sie damit durch sind, wandern die Dokumente in das Archiv. Das finden Sie im Übrigen ganz hinten im Flur, direkt gegenüber der Kaffeeküche. Wenn Sie keine Fragen mehr haben, lasse ich Sie jetzt allein.“

Kommissar Marten wartete noch eine Sekunde, ob nicht doch noch eine Frage oder ein Dankeschön von seinem neuen Kollegen kam. Dann verließ er, ebenfalls wortlos, den Raum und schloss die Tür.

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