Читать книгу Assassin's Breed - Veit Beck - Страница 9

5.

Оглавление

Strecker ging langsam zu seinem Stuhl. Strich dabei mit seiner rechten Hand sanft über die Aktenordner, streichelte sie beinahe. Von einem leichten Seufzer begleitet, ließ er sich in seinen Stuhl fallen und begann die Schubladen des Rollcontainers zu durchsuchen, der sich rechts unter seinem Schreibtisch befand. Alle leer, fast steril, mit Ausnahme der obersten Schublade, die so etwas wie eine Grundausstattung bestehend aus Stiften, Block, Radiergummi, Locher und Hefter enthielt. Und ein Mobiltelefon. Ein Smartphone, schlank, scheinbar nur aus Glas bestehend, lag samt Ladekabel und einer kurzen Beschreibung neben den anderen Utensilien. Hauptkommissar Strecker fingerte die Lesebrille aus seinem Jackett, griff sich Beschreibung und Telefon und begann die Inbetriebnahme. Doch es funktionierte nicht. So oft er auch auf den Einschaltknopf drückte, das Gerät funktionierte einfach nicht. Dann ging ihm ein Licht auf. Laden! Er musste es erst aufladen. Er zog das Kabel aus der Schublade, kroch unter den Schreibtisch, wo er wie vermutet eine Steckdose fand, in die er den Netzstecker des Ladekabels steckte. Nachdem er das andere Ende des Kabels mit dem Telefon verbunden hatte, drückte er erneut den Einschaltknopf. Dann klapperte er Punkt für Punkt der Beschreibung ab, PIN-Eingabe, die PIN las er von dem neben dem Smartphone liegenden Zettel ab, Passwortvergabe, Passwortwiederholung und schon blickte er auf ein mit Icons überfrachtetes Display. Er erinnerte sich, warum er diese Dinger nicht mochte. Und auch der Anblick der Aktenstapel auf seinem Schreibtisch ließ keine Freude aufkommen. Er stand auf, ließ seinen Blick wiederholt über den Schreibtisch gleiten, nahm Ordner in die Hand, legte sie wieder zurück, versuchte krampfhaft das System der Ablage zu verstehen, suchte nach einem Plan, wie er sich durch den Berg wühlen konnte. Hatte er anfangs noch gezweifelt, ob man ihm mit den Ausdrucken einen wirklichen Gefallen tun wollte, war er nun eher der Ansicht, dass man ihm eine Lektion erteilen wollte, ihm zeigen wollte, dass seine Vorgehensweise antiquiert und nicht mehr zeitgemäß sei. Aber was sollte er dann hier? Er fing gerade an, sich in seine Wut einzugraben, als es an der Tür klopfte. Bevor er antworten konnte, ging die Tür auch schon auf und Frau Köster betrat den Raum.

„Entschuldigen Sie“, begann sie das Gespräch. „Aber ich habe hier noch den Schlüssel für Ihr Dienstapartment. Das Gebäude, in dem unsere Apartments für Mitarbeiter liegen, ist gute fünf Minuten Fahrt mit dem Auto entfernt. Auf dem Blatt hier finden Sie die Adresse und eine Anfahrtsskizze. Alles Weitere erfahren Sie aus einer Infomappe, die im Apartment liegt.“

„Danke“, erwiderte der Hauptkommissar. Das schaffte er sogar mit einem Lächeln, was ihm angesichts der Sekretärin noch nicht einmal schwerfiel. „Muss ich bis zu einer bestimmten Zeit da sein?“, fragte Strecker und lenkte die Aufmerksamkeit von Frau Köster auf seinen überladenen Schreibtisch. „Es wird heute wohl etwas später werden.“

„Ich habe Herr Marten gleich gesagt, dass er Sie nicht sofort mit allen Details behelligen sollte. Aber er meinte, Sie müssten möglichst schnell alle Informationen bekommen. Es gibt im Übrigen, wo ist es doch gleich …“ Bei diesen Worten begann sie, den Blick konzentriert auf den Schreibtisch gerichtet, Ordner in die Hand zu nehmen und deren beschriftete Rücken zu studieren. Es dauerte nur wenige Augenblicke und sie reichte dem Hauptkommissar einen dünneren Ordner. „Ja, hierin finden Sie einen Zwischenbericht, den die Kollegen gestern für den Chef erstellt haben. Das sollte Ihnen einen ersten Überblick geben und den Einstieg in den Fall erleichtern. Ansonsten sind die Akten chronologisch geordnet. Aber nach meiner Ansicht keine gute Arbeitsgrundlage. In der elektronischen Akte gibt es Verlinkungen nach unterschiedlichsten Kriterien. Damit fällt einem die Recherche deutlich leichter. Wenn Sie wollen, zeige ich Ihnen unser System morgen ausführlich. Heute …“, ergänzte sie mit einem Blick auf ihre Armbanduhr, „schaffe ich das leider nicht mehr.“

„Gerne“, erwiderte der Hauptkommissar. „Morgen früh? Wann immer es Ihnen passt.“ Und er lächelte schon wieder. Und es fiel ihm immer weniger schwer. Engel müssen nicht zwangsläufig blonde Locken haben.

„Sagen wir um 8:00 Uhr?“, bot Frau Köster an. „Die Morgenbesprechung ist um 9:00 Uhr. Wenn wir bis dahin noch nicht durch sind, machen wir anschließend weiter.“

„Ja, gerne“, stimmte Strecker zu.

„Dann nochmals herzlich willkommen und bis morgen“, verabschiedete sich die Sekretärin und verließ, ohne eine Antwort abzuwarten, den Raum.

Strecker erwiderte die Abschiedsfloskel mit Verzögerung, jedoch nicht, weil er wieder in alte Verhaltensmuster abgeglitten war, sondern weil er bereits neugierig auf den Fall fokussiert war. Und das trotz der Erscheinung von Frau Köster. Er ließ sich wieder in seinen Bürostuhl fallen und machte sich gierig über den Zwischenbericht her.

Assassin's Breed

Подняться наверх