Читать книгу Wer ist dein Gott? - Vitus Seibel - Страница 15

Оглавление

Nimm dich nicht so wichtig!

»Friede sei mit euch!« Mit diesen Worten grüßt Jesus seine Jünger nach der Auferstehung. Auferstehung und Frieden – sind dies Realitäten, die wir in unserem Leben wahrnehmen? Immer wieder ringe ich mit Gott. Die Evangelien berichten davon, dass sich die Jünger bei dem Gruß Jesu fürchten; sie spüren scheinbar nichts von diesem Frieden. Sicherlich existiert in vielen Menschen eine Sehnsucht nach Frieden. Doch ist sie eine Realität? Der Blick in die Welt ist ernüchternd: Terroranschläge, Gewalt, Verfolgung etc. Gegenüber all dem wirke ich klein und ohnmächtig. Was kann ich schon tun?

Als Priester bin ich auch zu Menschen gesandt, die keinen inneren Frieden haben, und ich muss immer wieder feststellen, wie ohnmächtig ich bin, wie ich an meine Grenzen komme. Was kann ich schon? Der Orden hat mir die Chance gegeben, viel zu studieren, und ich habe sie genutzt. Und doch fühle ich mich hilflos. Ich begegne vielen verschiedenen Menschen: Einige haben psychische Probleme oder sehen keinen Sinn in ihrem Leben, andere haben Zukunftsängste, sei es, wie es in Deutschland weitergeht, sei es, ob sie einen Arbeitsplatz finden, wieder andere leiden unter materieller Not.

Selbst bei der Feier der Sakramente komme ich immer wieder an meine Grenzen. Ich feiere die Eucharistie und bemerke beim Sprechen der Wandlungsworte, dass ich etwas tue, was mich vollkommen übersteigt. Ich höre Beichte, versuche etwas Gutes zuzusprechen und bemerke, wie mich die Worte der Absolution übersteigen. Christus ist auferstanden! Der Friede sei mit euch! Das Glück dieser Aussagen kann ich so oft nicht fassen. Die Menschen, zu denen ich gesandt bin, stoßen an ihre Grenzen. Ich stoße an meine Grenzen und bin ohnmächtig, hilflos.

Da sage ich zu mir selbst: Nimm dich nicht zu wichtig! Im Anschluss an die Auferstehung Christi ziehen Petrus und Johannes umher. Sie treffen einen gelähmten Bettler. Petrus und Johannes haben kein Silber und kein Gold. Aber sie verkünden das Evangelium Christi und Petrus sagt: »Im Namen von Jesus von Nazareth: Steh auf und geh!« Ebenso kommt es nicht auf mich an, sondern auf Christus, in welchem allein die Vollendung zu finden ist.

Es kommt nicht auf mich an, es ist Gott, der in den Sakramenten wirken muss und selbst seine Gegenwart offenbart. Es kommt nicht nur auf mich an, wenn mir in Gesprächen Menschen ihr Leid klagen. Gott muss wirken; er ist es, der den inneren Frieden schaffen muss. Sicher: Ich bin gerufen, Zeugnis zu geben und Christus in meinem Leben, meiner Arbeit nicht zu verleugnen und das Evangelium zu verkünden. Ich bin gerufen, bei den Menschen zu sein, um Sorgen und Nöte mit den Menschen zu teilen. Ich bin gerufen, mit den Menschen Glaube, Hoffnung und Liebe zu teilen. Ich bin gerufen, meinen Dienst in Treue zu verrichten. Das Glück der Auferstehung ist dabei für mich: Es kommt nicht so sehr auf mich an – Christus selbst verheißt den Jüngern den Heiligen Geist, der es richten muss! Es kommt auf den Heiligen Geist an! Er muss den Frieden schaffen, er muss in den Sakramenten und in den Menschen wirken. Es ist Gott, der in das Herz der Menschen einzieht und sie verwandelt. Hiervon darf ich häufig voll Freude Zeuge sein.

Christian Braunigger SJ, Leipzig, geb. 1980

Wer ist dein Gott?

Подняться наверх