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Indischer Ozean, 4. Mai

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Die 'Sea Cloud' lag wie ein Brett auf dem Wasser, obwohl der Seegang infolge Windstärke 4 alles andere als ruhig zu bezeichnen war. Der böige Nord-Ost-Wind krönte die Wellenspitzen mit Schaum. Mit fast 12.500 Normcontainern als Ladung bedurfte es schon gewaltigerer Kräfte der Natur, um diese und das Schiff anzuheben. Eigentlich gehörte die Zahl '3' noch zu ihrem Namen, denn es gab fünf Containerschiffe, die wie sie alle zu der Reederei Lago Shipping gehörten. Weil man nicht jedem Schiff einen eigenen Namen geben wollte, unterschied man sie einfach durch die jeweilige Endziffer. Unter den vier Schwesterschiffen war die siebzehnjährige 'SC3' mit 6.250 TEU die Größte. TEU war das Normmaß in der Containerschiffart. 1 TEU bezeichnet die Ladekapazität von 20 Containern. Nummer 3 hatte mit ihren 12.500 Containern nahezu ihre maximale Ladekapazität erreicht. Der Heimathafen der Sea Cloud-Flotte war Monrovia in Liberia, obwohl ihre Eigentümer die Deutsche Nationalität hatten. Es war nicht nur steuerlich günstiger, unter Lieberianischer Flagge zu fahren, auch das ganze Drumherum war für die Reederei ersprießlicher. In Monrovia kannte man keine Tarifverträge, keinen Mindestlohn, keine vorgeschriebene Anzahl der Besatzung oder die Festlegung von Qualifikationen an den Arbeitsplätzen. Und natürlich keine Gewerkschaft, die solche unsinnigen Vorgaben umsetzen wollte.

Auf der Brücke herrschte ruhige Betriebsamkeit. Der Steuermann und ein Matrose, der auch den Funkverkehr im Auge behalten sollte, waren die einzigen Menschen, die sich hier aufhielten. Mehr Personen waren nicht notwendig. Die Steuerautomatik des Schiffs hielt mit Unterstützung des GPS den Transporter genau auf Kurs. Die Drehzahl der Dampfturbine variiert nur in Abhängigkeit von Gegenwind und Meeresströmung und sicherte so die vorgegebene Geschwindigkeit. Die Routine auf der Brücke erforderte im Moment auch nicht viele Handgriffe. Der Kapitän war auf Bereitschaft und das elektronische Logbuch schrieb der Computer, anhand der vorgegebenen Daten. Die 'SC3' kam von Bengasi in Libyen und war nun auf dem Weg nach Manila auf den Philippinen. Die nächste Korrektur der Fahrtrichtung war in 37 Stunden vorgesehen. Die beiden Männer unterhielten sich lautstark über das Thema Frauen. Wenn Männer nichts anderes zu tun haben und sich deshalb unterhalten müssen, dann war dies das einzige Thema, in dem sie sich auskannten und welches sie interessierte. So war es überall auf der Welt. Warum nicht auch hier?

Sean Scott, der Steuermann, führte das Wort. Er war ein Schotte und gab als Geburtsort Fraserburgh an. Er hatte Schottland mit 19 Jahren verlassen, weil er zu Hause keine Arbeit fand. Als gelernter Fischer und Küstenbewohner war die Entscheidung, zur See zu fahren, nahezu zwangsläufig. Seitdem hatte er seinen Geburtsort nicht mehr wiedergesehen. Das musste wohl über zwanzig Jahre her sein. Er kannte Schottland seitdem nur noch von den großen Häfen Edinburgh, Dundee oder Inverness. Er war durch die ganze Welt getigert, wie er es selbst nannte. Er behauptete, alles gesehen zu haben. Dabei bezog sich dieses 'Alles' lediglich auf die Hafenstädte der jeweiligen Länder. Wenn er es auch nicht zugab, so kannte er dort aber nur Kneipen und Bordelle. Touristische Attraktionen interessierten ihn im Grunde nicht. Er erzählte gerade von einer Schlägerei mit einem Zuhälter, der vorgehabt hatte ihn auszunehmen. Unter dem Angebot eines Quickies hatte ihn eine Straßenschwalbe in eine Seitengasse geführt, wo ihr Beschützer schon wartete, um statt des ausgehandelten Preises seine gesamte Barschaft einzusammeln. Yavi Sheravinami hing an den Lippen seines Vorgesetzten. Er ballte jeweils seine Faust, wenn Sean beschrieb, wie er den Chinesen geschlagen und getreten hatte. Yavi kam aus Donggalo, einem Fischerdorf auf Celebes. Seine magere Gestalt träumte immer davon, in einer Schlägerei so richtig mitzumischen. Leider war er, was seine Muskeln betraf, unterentwickelt. Bei Schlägereien streckte ihn der zweite oder spätestens der dritte Körpertreffer immer zu Boden. Das gab er aber bei Gesprächen wie diesem nie zu. So erfand er Kampfsituationen, die er stets siegreich beendete. Und bei der Erfindung erfolgreicher Schlachten war er gut.

Die beiden Männer waren zu sehr in den Austausch von seltsamen Beischlafakten und Kraftmeiereien vertieft, dass sie den Bildschirm des Radars nicht beachteten. So entgingen ihnen zunächst eine Reihe kleiner Punkte, die seitlich Kurs auf die Sea Cloud nahmen. Es war der Zufall, der ihnen zu Hilfe kam. Yavi hatte gerade geschildert, wie er in einer Speisekammer eine Köchin vernascht hatte. Sean fand diese Beschreibung so spaßig, dass er Yavi einen freundschaftlichen Stoß versetzte. Als sich der Celebese am Bildschirm der Radarwidergabe festklammerte, blieb sein Blick an den weißen Punkten des sich periodisch grünfärbenden Hintergrundes hängen.

„Da, da! Wir bekommen Besuch.“ Dabei kamen seine Worte nur stoßweise aus seinem Mund.

„Zeig!“ Scott schubste rücksichtslos seinen Matrosen beiseite. „Scheiße!“ Er drückte die Taste der Sprechverbindung herunter. Als es in der Verbindung klickte, wartete er gar nicht ab, ob sich die andere Seite meldete. Hastig schrie er in das Mikrofon: „Piraten Steuerbord!“ Dann betätigte er die Sirene des Schiffs.

Samos Efangelikos befand sich allein auf der Brücke, ja er befand sich alleine auf dem Containerschiff. Auf jeden Fall würde das für die Piraten gelten. Er hatte die gesamte Mannschaft in den Sicherheitsraum geschickt.

Der Sicherheitsraum war ein Komplex, der mit dicken Stahlplatten ummantelt war. Er konnte nur von innen geöffnet werden. Es gab zwar die Möglichkeit einer Kommunikation, aber diese war einseitig. Über einen Schalter, der sich in der Kabine des Kapitäns befand, konnte ein grünes Licht in der Sicherheitskammer eingeschaltet werden, ein Zeichen der Entwarnung. Der Sicherheitsraum war wie der Aufenthaltsraum der Mannschaft eingerichtet. Sessel, Tische, Bänke und TV gehörten ebenso zur Einrichtung, wie eine Kochnische und ein Regal mit Lebensmitteln. Eine Ecke, in der man duschen konnte, war ebenso abgetrennt wie die Schlafkabinen. Dieser Zufluchtsort war allein deswegen geschaffen worden, um die Besatzung zu schützen. Geiselnahmen und damit Lösegeldzahlungen waren so ausgeschlossen. Aushalten konnte man es in diesem Raum durchaus mehrere Tage.

Efangelikos hatte nach Betreten der Brücke einen Notruf abgesetzt. Dann bestimmte er seine Position, die er selbst ins Logbuch eintrug. Sie befanden sich 54°12´38´´ 10°48`15``. Nach mehreren Versuchen der Funkaufnahme meldete sich schließlich die Zentrale der ATALANTA. ATALANTA war die Anti-Piraterie-Mission der Europäischen Union am Horn von Afrika. Die vielen Überfälle auf Handelsschiffe in diesem Seegebiet hatten schließlich zu dieser Maßnahme geführt, welche die EU in Absprache mit der UNO hier übernommen hatte. So patrouillierten in einem riesigen Seegebiet wenige Kriegsschiffe der EU. Das Bedauern, dass frühestens in vierzehn Stunden Hilfe eintreffen könnte, hallte aus dem Lautsprecher blechern in die Kommandozentrale. Nun stoppte der Grieche die Maschine seines Schiffes. Den herannahenden Schnellbooten konnte das Frachtschiff sowieso nicht entkommen. Als letzte Maßnahme legte er die vier Dieselturbinen lahm. Ein erneutes Ingangsetzen konnten die Piraten mit eigenen Kräften nun nicht mehr leisten. Sie verfügten erfahrungsgemäß nicht über den technischen Kenntnisstand, der dazu unbedingt notwendig war. Während der Ozeanriese gute drei Kilometer brauchte, um zum Stillstand zu kommen, wurden die Punkte auf dem Radar immer größer. Es dauerte nicht lange, da waren die Schnellboote mit bloßem Auge zu erkennen. Wie von den Indianerfilmen bekannt, umrundeten die sechs Fahrzeuge ihr Opfer. Als die Gruppe der Al-Schabaab keine Gegenwehr bemerkten, enterte sie.

Der Führer der Piraten war die dritte Person, die bewaffnet den Leitstand betrat. Gelangweilt schaute der Kapitän von seinem Hochsessel aus auf die wilden Gestalten. Er hatte sich einen Ouzo eingegossen und gewaltig daran genippt.

„Ihr habt euch aber viel Zeit gelassen.“ Sein Englisch hatte einen unverkennbaren Tonfall, wie er denjenigen eigen ist, die diese Sprache nicht in der Schule, sondern im tagtäglichen Gebrauch gelernt hatten.

Der Dunkelhäutige mit dem ungepflegten langen Kraushaar grinste frech. „Allah, der Allmächtige hat es so gewollt. Wo sind die Sachen?“ Er wippte mit seinem Oberkörper unruhig hin und her. Dann schaute er in Richtung des Containerberges, der sich vor den riesigen Panoramascheiben der Brücke auftürmte. In der Mitte des Schiffes waren die Metallbehälter nicht so hoch gestapelt, wie an den Seiten. So konnte man den Bug gerade noch erkennen und das, was einem im Wege lag.

„Sei ruhig. Wir haben zehn Stunden Zeit.“ Der Kapitän rutschte von seinem Stuhl. Er trank sein Glas aus, stellte es in einen Einbauschrank und winkte mit der Hand. „Komm mit! Ich zeige euch den Behälter.“

Der Pulk verwegener Gestalten bewegte sich traubenförmig über den Seitengang in Richtung Heck. Es war eine buntgemischte Truppe. Einige trugen Strickmützen, andere hatten sich mit einem Patronengurt eines Maschinengewehrs geschmückt. Viele trugen Militärkleidung, welche sie mit anderen Kleidungsstücken wahllos mischten. An der Spitze ging Efangelikos, der Kapitän, gefolgt von dem ungepflegten langen Kraushaarigen. Dieser trug ein verschmutztes T-Shirt mit hellen Applikationen an Hals und Arm. Mitten auf der Brust war das Bild eines brüllenden Löwen abgebildet. Hinter den beiden quetschten sich gut dreißig Personen über die Gangway. Ihr Mundwerk stand keine Sekunde still. Alles, was keine Stahlwand war und auf ihrem Wege lag, wurde angefasst, so als prüfte man die Nützlichkeit des Gegenstandes. Ein Dunkelhäutiger mit ausgefranster dreiviertellanger Hose und bloßem Oberkörper machte Anstalten, einen Rettungsring von der Bordwand abzunehmen. Eine wohl zwanzig Zentimeter lange Narbe, von einer Messerverletzung herrührend, wurde durch die Sonnenstrahlen im Rücken des Mannes sichtbar. Sein hinter ihm gehender Kumpan stieß ihm mit dem Schaft seines Sturmgewehres rau in die Nieren und fauchte ihn an. Resigniert gab der Dieb seine Absicht auf, und ließ den Reifen fallen.

Am Heck des Frachters befand sich ein Stahlgerüst, über deren Treppen man drei weitere Container-Etagen ereichen konnte. Es umspannte die ganze Breite des Bugs. Dies war aber nicht der höchste Punkt des Schiffes, denn vor der Gruppe türmten sich darüber noch Reihen von sechs übereinander gestapelten Containern. Nur in der letzten Reihe stapelten sich lediglich zwei Container auf dem Oberdeck. Auch die Container waren genormt. Ein '20-Fuß-ISO-Container' war 6 Meter lang, über zweieinhalb Meter breit und knapp 3 Meter hoch.

Es ging auf die Steuerbordseite des Schiffs. Wo die Stahlkonstruktion endete, endete auch das Schiff. Einige der Piraten schauten über das Geländer. Wohl fünfundzwanzig Meter unter ihnen toste die See.

Der Kapitän zeigte nach oben. „Der mit der grünen Farbe, das ist er.“ Er verzichtete bewusst auf die Nennung der Aufschrift, weil er davon ausging, dass keiner seiner Besucher diese lesen konnte.

Der Boss der Truppe mit dem ungepflegten langen Kraushaar gab einige gutturale Kommandos, die sich nicht viel vom Brüllen eines Löwen unterschied. Sofort begann eine handvoll Leute die Containerwand hinaufzuklettern. An ihrer Geschicklichkeit sah man, sie machten einen solchen Job nicht zum ersten Mal. Obwohl sie keinen Boden unter den Füßen hatten und sich nur an kleinen Vorsprüngen festhalten konnten, wurden die Verriegelungsstangen des bezeichneten Containers betätigt. Die beiden Türen schwangen nach außen. Ein Pirat, mit einem roten T-Shirt bekleidet, verschwand im Inneren des Behälters. Ein weiterer in Militärkleidung folgte ihm. In der Zwischenzeit tauchten die Schnellboote am Bug des Containerschiffs auf. Ein Reep stellte die Verbindung zwischen Schiff und Meeresoberfläche her. Ohne große Kommandos bildete sich eine Kette, die vom Container zu dem jeweiligen Schnellboot reichte. Mit geübter Hand steuerte man die Boote nahe an die Schiffswand. Den Kontakt zum Containerschiff meidend, tanzten die Boote auf den Wellen. Das Siegesgeheul übertönte die Geräusche des Windes. Der Bursche im roten Hemd hielt triumphierend eine AK-47 in den Händen. Erst als er die Kalaschnikow seinem Nebenmann überreichte, verstummten die Schreie. Dieser übergab die Waffe einem unter ihm hängenden Kumpan. Dieser reichte sie nach unten weiter. Waffe für Waffe wurde so auf die Schnellboote verladen.

Was die unerwartete Bewegung des Schiffes ausgelöst hatte, konnte keiner sagen. Die außenliegende Türe des Containers schwang auf jeden Fall mit Wucht zu. Er quetschte den Piraten mit der Militärbekleidung im Schulterbereich ein. Sein durchdringender Schmerzensschrei ließ alle anderen in ihrer Bewegung verharren. Die Türe des Transportbehälters schwang in die andere Richtung. Verzweifelt suchte der Verletzte nach einem Halt, fand aber keinen. Immer, wenn der blutüberströmte linke Arm sich irgendwo festklammern wollte, rutschte der Körper nach unten. Ein Kampfgenosse kletterte unterhalb des Verletzten und bot ihm seine Schulter als zusätzlichen Halt an. Die Rettungsaktion war zunächst erfolgreich. Kaum war der Verletzte auf der Höhe seines Kollegen, als er erneut seinen Schwerpunkt verlagern musste. Das Blut wirkte wie ein Ölfilm. Verzweifelt griff der Mann nach einem Riegel, bekam ihn aber nicht richtig zu packen. Der Pirat verlor den Halt. Dreißig Meter tiefer schlug sein Körper mit dem Rücken auf die Wasseroberfläche. Eines der beladenen Schnellboote fuhr zu dem Abgestürzten. Man zog einen leblosen Körper über die Bordwand. Die Stimme des Piratenkommandeurs riss seine Leute aus der Starre. Die Lücke in der Reihe wurde geschlossen, die Beladung fortgesetzt.

Der Container war leer. Der Kapitän brüllte dem Kraushaarigen etwas in Ohr und zeigte auf eine Reihe von Balken, die auf dem Stahlboden lagen. Die Anweisungen wurden umgesetzt. Fünf Piraten begannen oberhalb der Containerreihe mit diesen Stangen, den leeren Container anzukippen. Jeder Raum, den der Container sich dabei hob, wurde am Boden mit Holzbalken unterfüttert. Es dauerte keine zehn Minuten, bis der Behälter schwankte. Eine weitere Hebelbewegung brachte den Container aus dem Gleichgewicht. Widerwillig, so als verweigere er zunächst, was man mit ihm vorhatte, neigte er sich zurück, bevor er sich dann doch vom Schiff löste. Immer schneller werdend erreichte er das Wasser. Ein gewaltiger Wasserregen erreichte noch die Schnellboote, als er in die Fluten eintauchte. Zuerst sah es so aus, als versuche er zu schwimmen, dann verschwand er wie ein Aufzug.

Samos Efangelikos hatte seinen Platz in der Kommandozentrale wieder eingenommen. Er beobachtete die sich entfernenden Schnellboote. Als sie so klein wurden, dass man nicht sehen konnte, dass sie etwas geladen hatten, nahm er das Mikrofon seines Logbuchs in die Hand. „16 Uhr 28 Minuten Ortszeit. Piraten haben das Schiff vor gut fünf Minuten verlassen. Ein Schaden ist nicht festzustellen. Nach mehrstündigen Verhandlungen haben sich die Piraten bereiterklärt, für ein Lösegeld von 25.000 US-Dollar das Schiff freizugeben.“ Efangelikos legte das Mikro in die Halterung und begab sich in seine Kabine. Bevor er die grüne Lampe der Entwarnung einschaltete, öffnete er den Tresor des Schiffes und entnahm ihm die Geldmenge, die er ins Logbuch eingetragen hatte. Die Hälfte hatte er sich gerade verdient. Die andere würde er an seinen Chef abgeben müssen.

Erleichtert stürmte Sean Scott, der Steuermann, in die Kommandozentrale. „Erzähl, wie ist es abgelaufen?“

Der Kapitän hob abwehrend die Hand. Dann sprach er wieder in die Muschel seines Satellitentelefons. „Also, wie gesagt, wir sind die Burschen durch Zahlung eines Lösegeldes quitt geworden. Sie brauchen also nicht mehr zu kommen. Wir nehmen nun Fahrt auf und halten unsere Route bei.“ Was der Mann von ATALANTA am anderen Ende der Verbindung sagte, hörte nur der Kapitän. Eine erneute Frage seines Stellvertreters wischte er mit einer unwilligen Geste beiseite. „Lassen Sie die Maschinen starten. Den Kurs kennen Sie ja.“

Nun griff er wieder zu seinem Telefon. Er tippte eine zwölfstellige Nummer in die Tastatur. Während sich die Verbindung aufbaute, trommelte er nervös mit den Fingern auf die Messingoberfläche eines Armaturenbretts. „Hallo! Ja, ja. Hier spricht Efangelikos von der 'SC3'. Ich wollte Sie darüber unterrichten, dass es einen Piratenüberfall gegeben hat. Er ist glimpflich abgelaufen. Ich musste ihnen lediglich alles Geld aus dem Tresor geben.“ Er trommelte wieder mit den Fingern, während er darauf wartete, was die andere Seite zu sagen hatte. „Ja natürlich! Den anderen Tresor habe ich ihnen natürlich nicht gezeigt. Halten Sie mich für bescheuert?“ Er verstummte. „Natürlich habe ich die ATALANTA unterrichtet, aber bis die uns hätten helfen können, hat sich die Sache von selbst erledigt.“ Der Kapitän trennte die Verbindung. Nun musste er nur auf schlechteres Wetter warten. Das würde den Verlust des Containers erklären. Alles nur eine Frage der Zeit. Er wusste nicht, was in den Ladepapieren stand, aber er war sich sicher, dass er mit Sicherheit gut versichert war.

Tanakan Samarinanda legte den Hörer nicht in die Ruhevorrichtung seines Telefons zurück. Er beendet die Verbindung. Dann drückte er eine Funktionstaste seiner Telefonanlage. Automatisch wurde eine Nummer im fernen Schermbeck angewählt. Samarinanda makelte eine Reihe von Reedereien. Der Kontakt zur 'Largo Shipping Reederei' war aber der ergiebigste. Für das Weiterleiten von Meldungen gab es Dollars extra, die nicht über seine Bücher liefen. Die Geräusche in der Hörmuschel verrieten, dass der gewünschte Apparat angewählt wurde. Nur ein „Ja?“ verriet das Zustandekommen der Verbindung. „Samarinanda, Singapur, ich soll ihnen nur sagen, dass die bestellte Sendung erfolgreich übergeben wurde.“ Die andere Seite legte schneller auf, als er selbst es konnte.

Duell der Mörder

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