Читать книгу Duell der Mörder - Volker Buchloh - Страница 19
Duisburg Dellviertel, 13. Mai
Оглавление„Hast du schon gelesen?“
Laurenzo wedelte mit der Tageszeitung, während Knoop seine graue Lederjacke am Kleiderständer aufhing. Er ergriff die dargereichten Blätter und las im Stehen. Er überflog den Artikel, danach las er ihn noch einmal genauer durch. Irritiert blickte er hoch. „Ich weiß nicht genau, was ich davon halten soll. Unsere Tote ist eine wahrscheinliche Messerstecherin? Hast du schon überprüft, was darüber in den Akten steht?“
Carlos nickte, bevor er einen Schluck Kaffee trank. „Natürlich! Aber es gibt darüber in dem Artikel keine weiteren Informationen. Warten wir doch ab, was Ingrid sagt. Übrigens, der vorläufige Bericht der Technik liegt vor. Leider nichts Informatives. Die Silofolie ist ein Massenprodukt. Davon werden jährlich Kilometer hergestellt. Außerdem erfolgt die Verteilung von solchen Folien äußerst diffus. Es gibt Händler und Genossenschaften. Diese beziehen nicht vom selben Händler, sondern kaufen vom Billigsten. Ist irgendwie wie beim Benzinmarkt mit den Spotmärkten, wenn ich das richtig verstanden habe. Von der Folie kann man nicht auf eine bestimmte Person schließen.“ Carlos begann Akten hin und herzuschieben, weil er etwas suchte. „Auch die Autospuren bringen wenig fassbare Ergebnisse. Der Reifentyp – ich finde im Moment das Blatt nicht -...“
„Knoop winkte mit der Hand ab. „Sag’s so.“
„...wird von sechs bis sieben Automarken gefahren. Die wissen nur, es muss sich um einen Kleinwagen handeln. An den Reifen waren keine Macken, die eine Eingrenzung möglich machen. Also, über die Reifen kommen wir dem Täter nicht näher. Es sei denn, wir haben den konkreten Reifen vorliegen.“
Ingrid Höfftner betrat den Raum. Sie hatte die Farbe ihres Pullovers gewechselt, nicht aber deren Größe. Sie hatte ein süßliches Parfum aufgelegt. Zu süß, wie Mikael fand. Sie setzte sich auf einen Stuhl, nachdem sie aus einer Schublade einen Becher und einen Teebeutel genommen hatte.
„Darf ich dir Wasser heiß machen?“ Knoops Stimme zeigte kein Anzeichen von Unfreundlichkeit.
„Wenn du meinst,“ sagte sie schnippisch.
Während das Wasser im Kocher zu brummen begann, ließ sie sich die Ergebnisse der Kriminaltechnik noch einmal erklären. Sie zuckte mit den Achseln. „Wir müssen überprüfen, ob Wehrkamp solch einen Kleinwagen fährt.“ Sie packte ein Schinkenbrötchen aus, süßte den Tee und begann zu frühstücken.
Mikael kratzte sich den Hinterkopf. „Und was ist mit dem Fremden?“
Mit vollem Mund legte die Kollegin los. „Ich würde das nicht überbewerten. Das könnte beispielsweise ein Reporter sein. Die arbeiten mit solchen Tricks. Solche Ausweise haben die massenhaft in der Tasche. Ich hatte in Münster mal so einen Fall, da hat sich ein Schreiberling als Bestattungsunternehmer ausgegeben, nur um den Tatort fotografieren zu können. Toll, was?“ Sie spülte die Speisereste herunter und biss wieder ins Brötchen.
Knoop änderte das Thema. „Sag mal Carlos, wie heißt der Artikelschreiber der Rheinischen Post?“
Höfftner kannte den Artikel schon. „Wenn ihr nichts dagegen habt, dann kümmere ich mich um das Umfeld von Wehrkamp. OK? Ihr könnt ja der Presse auf die Bude rücken.“
Die Redaktion der Zeitung befand sich auf der Steinschen Gasse, einer der Hauptadern der Duisburger Innenstadt. Auf Laurenzos Wunsch hin machten sich die beiden zu Fuß auf den Weg dorthin. Zum einen würde man vor Ort sowieso keinen Parkplatz bekommen, zum anderen benötigte Carlos noch ein Präsent. Er war heute Abend zu einem Geburtstag eingeladen. In einem Musikladen fand er eine CD mit spanischer Folklore.
Der Chefredakteur der Rheinischen Post war nicht im Hause. Er hatte das Redigieren der heutigen Ausgabe zu verantworten gehabt und befand sich nun im wohlverdienten Schlaf. Sein Stellvertreter stand ihnen aber nach einer kurzen Wartepause zur Verfügung. Hastig rauschte er in den Besprechungsraum, so als wäre dies eine seiner vielen Tätigkeiten, die er gleichzeitig zu erledigen hatte. Knoop fühlte sich an seinen früheren Zahnarzt erinnert, der in vier Behandlungszimmern per Rotation vier Patienten gleichzeitig behandelt hatte. Der Zeitungsmann nuschelte seinen Namen, so dass Mikael ihn nicht verstand. Er ließ es aber auf sich bewenden, weil diese Person keine Rolle bei seinen Ermittlungen spielte.
Der Stellvertreter, eine schwarzhaarige Bohnenstange mit Bauch, roch nach einem scharfen Rasierwasser und den Zigaretten, die er fortwährend rauchte. Er begriff nach einer kurzen Einführung von Knoop, worum es ging. Er musste aber seinen Computer bemühen, um ihnen den Namen und die Anschrift von 'MaDe' zu geben. Zwischen zwei Zigarettenlängen erfuhren sie, unter dem Kürzel 'MaDe' schrieb Maximilian Deulberger für die Zeitung. Deulberger war nebenberuflich als Journalist tätig. Er betreute den Großraum Schermbeck, war somit für das Lokale dort unter anderem verantwortlich. Carlos rief die erhaltene Rufnummer an. Am anderen Ende der Verbindung meldete sich eine Frau.
„Deulberger. Ja, mein Mann arbeitet als Journalist. Max ist allerdings unterwegs. Ich glaube aber, er wird in einer knappen Stunde zurückerwartet.“
Das könnten sie schaffen. Carlos kündigte ihr Kommen an. Sier bedankten sich bei dem stellvertretenden Chefredakteur.
Auf dem Weg zu den Aufzügen erzählte Laurenzo von den Leuten, die er heute Abend treffen würde.
Der Lift brauchte eine Zeit, bis er ihre Etage bediente. Eine Frau mit braunem Teint, langen roten Haaren, kurzem grauen Rock und kaum verschlossener blassroter Bluse kam auf sie zu. Sie erweckte den Anschein, als wollte sie ebenfalls mit dem Lift fahren. Ohne die Männer zu beachten, ging sie jedoch vorüber. Kaum war sie außer Hörweite, da flüsterte Laurenzo:
„Nun, eine solche Sekretärin wäre nicht schlecht. Warum haben wir nicht so etwas?“
Mikael grinste. „Ich glaube, du musst dir einen anderen Job suchen.“