Читать книгу Rio Grande Charly Sammelband 5 Western Romane - W. K. Giesa - Страница 18
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ОглавлениеCrocket riss sich das Tuch vom Gesicht. Er lachte spöttisch, als er in die Runde sah. „Gut gemacht, Männer“, stellte er zufrieden fest. „Denen haben wir es gezeigt. Clay Jordan … Captain Clay Jordan …“
Er zerkaute den Namen förmlich.
Sie hatten sich auf einer Anhöhe in der Nähe des Washita Rivers gesammelt. „Ist jemand verletzt?“, schrie Crocket.
Ein Mann meldete sich. Er hatte einen Streifschuss abbekommen.
„Das ist alles? Das ist ja prächtig! Keine Ausfälle … besser, als ich es mir vorgestellt habe!“
„Wir haben ein paar von Jordans Cowpunchern aus den Sätteln geholt“, sagte Jesse Calhoun rau. „Und seine Herde, die sieht er nie wieder … in alle Winde zerstreut!“
„Das“, knurrte Crocket, plötzlich wieder ernst werdend, „ist das einzige, was mir nicht gefällt. Wir werden sie wieder zusammentreiben müssen.“
„Äh?“, maulte Bud Memphys. „Was soll das heißen? Sind wir lausige Viehtreiber, oder was? Wir sollten Jordan die Herde abnehmen, das haben wir getan. Dass wir sie jetzt wieder sammeln sollen, davon war nicht die Rede.“
Crocket lenkte sein Pferd auf Memphys zu. Sein Gesicht war eine faltige, von Hass zerfressene Maske. Starr sah er Memphys an.
„Dann hast du nicht gut zugehört, Junge“, krächzte Crocket. „Ihr solltet Jordan die Herde abnehmen. Rate mal, wozu? Damit die Tiere ein Fraß für die Geier werden? Nein, Bud Memphys. Weil wir sie an Jordans Stelle zur Bahnstation treiben und verkaufen werden!“
„Du bist verrückt, Boss! Wir sind keine Cowboys!“
„Pah!“, schnaubte Crocket. „Wir werden doch wohl ein paar tausend dämliche Hornviecher zusammenhalten und in Bewegung bringen können! Das ist einfacher als Schienenlegen! Tausende andere Leute schaffen das auch!“
„Und weshalb, Boss?“, fragte jetzt Jesse Calhoun aggressiv. „Wir haben Jordan ruiniert. Es reicht doch, wenn wir ihn und seine Leute daran hindern, die Herde wieder zusammenzutreiben.“
„Es reicht eben nicht, du Holzkopf“, sagte Crocket rau. „Was glaubst du wohl, woher das Geld kommt, mit dem ich euch alle auslöhnen werde? Vom Verkauf dieser Biester! Ich habe das alles genau geplant..
„Vielleicht hättest du uns besser in deine Pläne einweihen sollen, Boss“, sagte Memphys. „Mir gefällt das nicht.“
„Du kannst aussteigen“, sagte Crocket. „Aber dann bekommst du kein Geld.“
Memphys starrte ihn finster an. Ganz kurz zuckte seine Hand, dann hielt er sie wieder ruhig. Er wusste, wie unglaublich schnell Crocket zog. Und Memphys war absolut nicht sicher, wie die anderen Männer reagieren würden. Wahrscheinlich würden sie sich auf Crockets Seite schlagen, weil sie von ihm Geld bekamen und nicht von Memphys – und weil es eben einfacher war, dem Boss zu folgen, als einen neuen Boss zu wählen.
„Okay, ich bin weiter dabei“, sagte Memphys.
„Dann passt auf.“ Crocket teilte die Bande in kleine Gruppen auf. „Versucht die Rinder zusammenzutreiben. Sie werden in Gruppen versprengt sein. Treibt sie nordwärts. Spätestens am Canadian River werden wir sie zusammenbringen.“
„Der Canadian ist gut fünfundzwanzig Meilen entfernt, vielleicht mehr. Das ist mit der Herde fast mehr als ein Tagesmarsch. Und der Tag ist schon fast halb vorbei“, gab Calhoun zu bedenken. Ein Reiter mochte seine dreißig Meilen am Tag schaffen, bei normalem Tempo, aber mit einer Herde, die erst zusammengetrieben werden musste, war das niemals zu schaffen. Der Canadian war frühestens morgen Abend zu erreichen.
„Ich weiß“, sagte Crocket. „Trotzdem – die Richtung ist nordwärts. Von hier aus gesehen jedenfalls. Wenn ihr Gruppen von Tieren weiter im Osten oder im Westen findet, dann treibt sie eben im spitzen Winkel der Ideallinie entgegen. So viel Intelligenz darf ich ja wohl von euch erwarten.“
Er machte eine kurze Pause und fuhr fort: „Und es dürfte auch klar sein, dass ihr auf Jordans Cowboys schießt, wenn ihr sie seht. Vor allem, wenn sie versuchen, euch ihre Rinder wieder abzunehmen. Los! Hooo!“ Er hob die Hand und ritt an.
Bud Memphys und Jesse Calhoun bildeten wieder ein Zweierteam. Sie ritten nebeneinander davon. Memphys war schweigsam und verdrossen. Auch Jesse Calhouns Stimmung war nicht gerade die beste.
„So ein Unverstand“, schimpfte er vor sich hin. „Das hätte er auch früher sagen können, dass er die Herde haben will. Dann hätten wir alles anders anpacken können. Wir hätten die Cowboys nicht erst beim Frühstück, sondern noch im Schlaf überrascht und davongejagt. Dann hätten wir die Herde so hübsch beisammen, wie sie war, übernehmen können.“
Memphys lachte bitter auf. „Glaubst du? Durchgegangen wären die Viecher bei der Schießerei so oder so. Wir müssten sie auch dann zusammentreiben. Verdammt, das hätte er wirklich früher sagen können, dass er uns das Geld erst zahlen kann, wenn er die Rinder verkauft. Narren, die wir sind.“
„Ich hätte nicht übel Lust, ihm eine Kugel in den Schädel zu jagen“, überlegte Calhoun.
„Ja, darin bist du immer ganz groß“, höhnte Memphys. „Und von wem kriegst du dann dein Geld, eh? Ich sage dir, eines Tages legst du den falschen Mann zur falschen Zeit am falschen Ort um, und dann machen sie dir den Hals lang, Jesse. Du kannst froh sein, wenn es mit dem Mord an dem verdammten Deputy keinen Ärger für dich gibt, für uns alle.“
„Hinter dem kräht doch kein Hahn mehr her“, winkte Calhoun ab.
„Und wenn das Mädchen doch den Mund aufmacht und zum Sheriff läuft?“
„Die hat viel zu viel Angst, die Kleine. Weißt du was, Bud? Wir hätten doch eine Menge Spaß mit ihr haben können.“
„Du bist eine Ratte, Jesse Calhoun“, sagte Bud Memphys unbehaglich.