Читать книгу Rio Grande Charly Sammelband 5 Western Romane - W. K. Giesa - Страница 22

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Charly grinste. „Ich komme ja wieder“, versprach er. „Und dann bin ich hoffentlich ausgeruht genug – für dich.“

Er beugte sich halb zu ihr herunter, ergriff ihre Hand und küsste ihre Fingerspitzen. Da wurde sie doch prompt rot. Die Tönung stand ihr gut, fand Charly.

„So long, kleine Lady.“ Er ritt langsam an und verzog das Gesicht, als das Schmiedewerk in seinem Kopf wieder losging. „Schön langsam“, murmelte er. „Vorerst …“

Der Palomino-Hengst schien ihn zu verstehen. Er verhielt sich so brav wie selten zuvor in seinem Pferdeleben.

Stumm sahen die beiden Seminolen nach Süden. Dunkle Punkte bewegten sich im hohen Gras. Für Büffel waren sie zu klein, zudem gab es in dieser Gegend schon lange keine Büffel mehr. Es mussten Rinder sein.

Blitzhand trieb sein Pony an. Er näherte sich den Rindern, bis er sie deutlich erkennen konnte. Sieben Federn folgte ihm etwas langsamer und erreichte seinen Stammesbruder erst wieder, als dieser schon eine Weile verharrte.

„Rinder von Weißen“, sagte Blitzhand. „Aber es gibt hier keine Smallranch, zu der sie gehören könnten.“

Auch Sieben Federn wusste wie sie alle, warum es keine Rancher hier gab. Das Gras war zu sauer. Die Rinder fraßen es nicht. Deshalb ließen sie sich hier auch nicht halten. Zwanzig Meilen südwärts war das schon wieder anders, und zehn Meilen im Osten, am Canadian River, wie die Weißen ihn nannten, auch. Da befand sich das Zeltdorf, und da hielten die Seminolen auch eine kleine Herde. Etwa vierzig Stück Vieh, mehr nicht. Es reichte knapp, um jedes Jahr über den Winter zu kommen. Mehr gab das ihnen zur Verfügung stehende Land nicht her. Sie waren gezwungen, auch Getreide anzubauen, um überhaupt existieren zu können. Die Weißen hatten ihnen gezeigt, wie es ging. Aber die Ernten waren immer schlecht.

Niemand wusste, woran es lag. Der Schamane behauptete, die Weißen hätten das Land verflucht. Die böse Aura der Gesetzlosen, die in Scharen im Territorium einfielen, um sich hier vor dem Gesetz der Weißen in Sicherheit zu bringen, verseuchte das Land, die Pflanzen und die Tiere, und auch die Menschen. Blitzhand fand, dass der Medizinmann recht haben konnte. Zu viele Weiße, die hierher kamen, waren böse. Desperados, Mörder und Räuber, die den Seminolen und auch den Dörfern und Ansiedlungen anderer Stämme immer wieder Schwierigkeiten machten. Aber auch den Weißen selbst …

„Eines fernen Tages“, hatte der Schamane prophezeit, „werden sie sich alle selbst töten. Keiner wird übrigbleiben, wenn Blitz und Donner vom Himmel fallen. Auch Manitous Kinder werden leiden, aber sie werden ein neues glückliches Zeitalter sehen.“

Vor einiger Zeit hatten die Weißen von der Prophezeiung gehört, und sie waren ins Zeltdorf gekommen, um dem Schamanen zu verbieten, weiter darüber zu reden. „Du hetzt deine Leute zum Kampf auf“, hatten sie behauptet.

Doch das war falsch. Der Medizinmann hetzte nicht. Er sah nur zuweilen Dinge, die anderen verborgen bleiben, und erzählte davon. Das war alles.

Aber es gab auch Dinge, die er nicht sehen konnte. Diese Rinder zum Beispiel hatte er nicht prophezeit. Aber jetzt waren sie hier, zogen in mäßigem Tempo in einem geschlossenen Pulk von etwa dreißig Stück über das Land. Sie fraßen nicht. Auch ihnen war das Gras hier zu sauer. Sie sahen allerdings gut aus; sie mussten von fetten Weiden in Texas kommen.

„Ein Viehtreck“, erkannte Sieben Federn. „Sie müssen entlaufen sein. Die Weißen haben es vielleicht noch nicht bemerkt, denn sonst kämen sie, um sie zurückzuholen.“

Blitzhand drehte sich halb zu seinem Stammesgefährten um. „Ich denke, dass es Manitous Wille ist, dass sie es auch künftig nicht bemerken“, sagte er leise. „Viel frisches gutes Fleisch. Sehr viel Fleisch. Mehr als an unseren eigenen Tieren. Der Winter wird diesmal erträglicher werden.“

„Es gibt nicht genug Weideland für diese Tiere“, gab Sieben Federn zu bedenken. „Es sind fast noch einmal so viele, wie unsere Herde Köpfe zählt.“

„Wir werden sie schlachten und dörren. Wir werden nicht hungern.“

„Deine Gedanken sind meine Gedanken, Blitzhand“, sagte Sieben Federn. „Also fangen wir sie ein. Von nun an sind es unsere Rinder. Manitou hat sie uns geschenkt.“

Sie ritten scharf an und umrundeten die dreißig Rinder in einem weiten Bogen. Dann begannen sie, sie anzutreiben, dem Zeltdorf entgegen.

Den Weißen tat es bestimmt nicht weh, wenn ihnen drei Hände voll Rinder abgingen. Sie hatten doch viele hundert mal hundert. Aber für das kleine Seminolen-Dorf am Canadian war es ein göttliches Geschenk.

Rio Grande Charly Sammelband 5 Western Romane

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