Читать книгу Rio Grande Charly Sammelband 5 Western Romane - W. K. Giesa - Страница 33
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ОглавлениеCharly Wash sah Jordans Camp schon von Weitem. Die dünne Rauchfahne, die vom Lagerfeuer aufstieg, verriet ihm, dass er sich in der richtigen Richtung bewegte. Schon nach kurzer Zeit konnte er Männer und Pferde sehen. Bei weiterer Annäherung erkannte er die verkohlten Reste des Küchenwagens und zwei flache Hügel, aus denen Holzkreuze aufragten.
Inzwischen hatten die Männer auch Charly bemerkt. Sie erhoben sich von ihren Plätzen und sahen ihm misstrauisch entgegen. Einige nahmen ihre Gewehre zur Hand.
Charly tat nichts, was sie veranlassen konnte, zu schießen. Er hielt direkt auf das Feuer zu. Ein sehniger Mann Mitte der fünfzig stand dort, breitbeinig, die Daumen hinter der Gürtelschnalle verhakt.
„Ich bin Charly Wash“, sagte der Texaner. „Ich suche Clay Jordan und schätze, dass ich hier richtig bin.“
„Ich bin Clay Jordan“, sagte der Sehnige. „Charly Wash? Du hast einen texanischen Slang. Bist du mit den Washs von der Kreuzbalken-Ranch verwandt?“
Charly nickte. „Darf ich absteigen? Habt ihr Kaffee für mich?“
„Willkommen, Wash. Bret, gib ihm eine Tasse.“ Jordan stellte die Männer vor, die um ihn herumstanden und Charly Wash abschätzend ansahen.
Von der Kreuzbalken-Ranch hatten die schon gehört, konnten sich aber nicht vorstellen, was einer von den Washs hier tat. Ihr Misstrauen blieb. Auch Clay Jordan ließ Charly nicht aus den Augen, der seinen Hengst an den Resten des Küchenwagens anleinte.
Bret Santer hielt ihm eine Blechtasse entgegen. „Heiß“, sagte er. „Eine Bohne mehr drin als sonst. Zur Feier des Tages.“
„Ich wüsste nicht, was hier gefeiert werden könnte“, sagte Charly und nippte an dem heißen Gebräu.
„Abschied“, sagte Santer knapp.
„Was machen Sie hier, Wash?“, fragte Jordan.
„Ich habe drei von Ihren Cowboys getroffen. Drüben in Clinton“, sagte Charly. „Sie erzählten von dem Überfall, der hier stattgefunden hat. Das waren Männer, mit denen ich eine Rechnung offen habe.“ Er deutete auf seinen Kopfverband. „Deshalb bin ich hier. Ich glaube, Sie können ein wenig Hilfe gebrauchen,Jordan.“
„Vielleicht.“ Jordan musterte Charly eingehend. Er betrachtete die tiefhängende Waffe mit dem Kolben, der nach häufiger Benutzung aussah. „Für den Sohn eines Ranchers etwas ungewöhnlich, nicht?“
Charly zuckte mit den Schultern. „Man lernt, wie man sich zur Wehr setzen muss“, sagte er. „Oklahoma ist ein wildes Land.“
„Das haben wir gemerkt. Okay, Wash. Hilfe können wir immer gebrauchen. Bleiben Sie bei uns, wenn Sie auf unserer Seite stehen.“
Er konnte sich nicht entsinnen, dass er jemals mit den Washs Streit gehabt hätte. Und wenn dieser große Junge seinen Colt nicht nur zur Zierde trug, konnte er wirklich eine Hilfe sein.
„Captain, das bringt doch nichts“, sagte Cal Weisman. „Wash ist ein einzelner Mann. Mit einem Mann mehr kommen wir auch nicht gegen die Outlaws an. Wir sollten aufgeben.“
„Nein“, sagte Jordan starrköpfig. „Hast du nicht selbst vorgeschlagen, ich sollte ein paar Revolvermänner anheuern? Wash, nennen Sie Ihren Preis.“
„Ich bin kein Revolvermann“, sagte Charly. „Und ich will Ihr Geld nicht, Jordan. Ich will nur, dass diese Kerle zur Rechenschaft gezogen werden.“
„Wie schön“, höhnte Weisman.
Charly sah ihn scharf an. Weisman senkte den Kopf und trat nervös einen Schritt zurück.
„Der Anführer der Bande heißt Crocket“, sagte Charly. „Kennen Sie ihn?“
„Crocket?“, wiederholte Jordan. „Crocket … nicht, dass ich wüsste. Wer soll das sein? Woher wissen Sie den Namen?“
Charly grinste und wies wieder auf seinen Verband. „Ich hatte schon in Clinton mit der Bande zu tun. Ach – Ihre drei Cowboys, die mir den Weg hierher gezeigt haben, bringen einen von den Banditen nach Clinton zum Sheriff. Wir haben ihn geschnappt.“
„Wie schön“, wiederholte Weisman. „Mit vier Leuten einen Banditen. Das sind aber an die zwanzig Mann.“
Charly ging nicht darauf ein. Er nahm den letzten Schluck aus der Blechtasse und reichte sie Bret Santer. „Ist noch was da? – Ich möchte wissen, was dieser Crocket sich davon verspricht, einen Viehtreck zu überfallen. Da steckt doch etwas dahinter. Umsonst sammelt man nicht so viele Männer.“
Jordan schüttelte den Kopf. „Ich begreife es einfach nicht“, sagte er. „Vielleicht sollten Sie Crocket selbst danach fragen, wenn wir ihn tatsächlich erwischen.“
„Crocket … der Name erinnert mich an was“, sagte Weisman. „Captain … das war damals noch in der Army. Erinnerst du dich nicht? Da hatten wir einen Crocket.“
Jordan sah ihn verblüfft an. Man konnte förmlich sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Dann nickte er.
„Ja, richtig … Crocket“, sagte er. „Sergeant Noah Crocket … aber welchen Grund könnte er haben? Vorausgesetzt, er ist mit diesem Banditen identisch?“
„Denk mal nach, Captain“, sagte Weisman. „Denk mal ganz scharf nach. Sergeant Noah Crocket. Er hat allen Grund, dich zu hassen. Weißt du nicht mehr, was damals passierte?“
„Doch“, murmelte Jordan. „Ich erinnere mich allmählich. Aber … es kann nicht sein. So lange kann kein Mensch hassen.“
„Vielleicht erzählen Sie mal, was damals los war“, bat Charly neugierig. „Das bringt vielleicht Licht ins Dunkel.“
Jordan nickte. „Setzen wir uns. Es ist eine lange, böse Geschichte, Männer …“