Читать книгу Rio Grande Charly Sammelband 5 Western Romane - W. K. Giesa - Страница 24
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ОглавлениеJordan und Weisman waren zum Camp zurückgeritten. Bret Santer hatte das Kunststück fertiggebracht, aus den wenigen noch brauchbaren Überresten, die nach der Zerstörung des Küchenwagens verblieben waren, ein halbwegs genießbares Essen zu zaubern. Auch andere Cowboys fanden sich nach und nach wieder im Camp ein.
„Nichts zu machen, Captain“, sagte einer von ihnen, der den anderen aus der Seele sprach. „Okay, hin und wieder haben wir ein paar Stück Vieh gesichtet. Aber jedes Mal gab‘s Feuerzauber, wenn wir die Tiere zusammentreiben wollten. Ich hab die Schnauze voll.“
„Ich auch …“
„Sie sind in der Überzahl“, sagte Jordan rau. „Sie sind auch hinter den Rindern her. Cal und ich haben gesehen, wie sie mit unseren Tieren verschwanden. Drei Mann. Ihr seid nicht die einzigen, die sie mit heißem Blei eingedeckt haben.“
Mit der Zeit stellte sich heraus, dass die Outlaws Jordans Cowboys unter genauer und ständiger Beobachtung hatten. Überall, wo die Männer versuchten, versprengte Rinder einzufangen, knallte es.
„Dagegen kommen wir nicht an, Captain“, sagte Weisman. „Ich habe keine Lust, mich abschießen zu lassen, und ich denke, den anderen geht es genauso. Stimmt‘s?“ Er sah in die Runde.
Die anderen Cowboys nickten.
Jordan nagte an der Unterlippe. „Ich gebe nicht auf“, sagte er. „Wir werden mit dieser Bande aufräumen. Wir bleiben zusammen. Und wenn sie wieder schießen, machen wir sie nacheinander fertig.“
„Da mache ich nicht mit, Captain“, widersprach Weisman. Der Grauhaarige hatte sich inzwischen zu einer Art Sprecher für die anderen entwickelt, nachdem Brynner tot war. „Wir sind Cowboys, keine Revolvermänner. Wir sind auch keine Killer. An einem Weidekrieg mit Banditen bin ich nicht interessiert.“
Jordan sah in die Runde.
„Die schießen uns doch ab wie die Hasen“, sagte Bret Santer, der Koch.
„Und gleichzeitig treiben sie in aller Seelenruhe unsere Tiere zusammen! Das lasse ich nicht zu“, sagte Jordan wütend. „Wir müssen dagegen an. Wir dürfen nicht aufgeben. Wir brauchen die Rinder.“
„Aber es sieht so aus, Captain, als kriegten wir sie nicht mehr.“
Jordan breitete die Arme aus. „Dann … geht nichts mehr. Das ist euch doch allen klar? Ich weiß nicht, wie ich euch dann bezahlen soll.“
Weisman hustete trocken. „Captain … das Geld … wir schnallen den Riemen eben alle ein wenig enger, dann geht es schon. Dann kommen wir da durch.“
Jordan schüttelte den Kopf.
„Matt hätte es euch sagen können. Es reicht einfach nicht. Diese Rinderherde aufzuziehen und anzufüttern, hat eine Menge Geld gekostet. Kredite werden fällig. Es geht um mehr als nur um euer Geld. Und das kann ich euch nicht bezahlen.“
Er schluckte heftig. „Ich kann euch dann nur noch sagen: Tut mir leid, aber ihr müsst euch einen anderen Boss suchen.“
Die Männer sahen sich unbehaglich an. Sie wussten, was das bedeutete.
Jordan war einer der wenigen Rancher, der seine Cowboys auch im Winter behielt und bezahlte. Normalerweise verdingten sich die Cowboys im Frühjahr, wenn die Arbeit begann, und gingen im Herbst nach dem Viehtrieb wieder. Nur eine kleine Stamm-Mannschaft verblieb, um die notwendigen Ausbesserungsarbeiten durchzuführen. Nicht mehr, als unbedingt gebraucht wurden. Die anderen mussten zusehen, wie sie über den Winter kamen. Wer während der Arbeitszeit nicht genug Geld zusammengespart hatte, hatte Pech.
Jordans Männer waren das aber nicht gewohnt. Die Aussicht, plötzlich ohne Quartier und Verpflegung zu sein, erschreckte sie doch.
Aber Weisman schüttelte den Kopf. „Lieber hungern und frieren, als tot oder zum Krüppel geschossen“, sagte er. „Captain, du weißt, dass ich nicht feige bin. Ich gehe jeden Bullen mit den bloßen Fäusten an. Aber ich lasse mich nicht von ein paar Outlaws abschießen.“
„Dann schlag mal was Besseres vor“, fauchte Jordan ihn an. Er wusste, dass er in seinem Zorn ungerecht war. Er wusste, dass Weisman recht hatte. Er selbst hätte sich wahrscheinlich nicht anders verhalten. Aber dennoch … es war Jordans Besitz, der hier vor seinen Augen verschwand. Seine Existenz, für die er gearbeitet hatte, und die anderen mit ihm. Das wollte er nicht einfach aufgeben. Nicht kampflos!
„Wir sind keine Revolvermänner, habe ich vorhin gesagt“, begann Weisman rau. „Aber vielleicht solltest du ein paar Revolvermänner anheuern.“
„Die wachsen auch überall auf den Bäumen, eh?“, knurrte Jordan immer noch wütend.
„Das nicht. Aber in der nächsten Stadt, vielleicht“, überlegte Weisman. „Clinton liegt doch hier in der Nähe. Und es gibt auch noch ein paar andere Orte auf dem Weg.“
„Wir sind hier in Oklahoma, nicht in Texas“, versuchte Jordan den Grauhaarigen auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. „Wenn du hier im Territorium einen siehst, der schnell mit dem Colt ist, dann ist er ein Bandit. Oklahoma ist das Land der Gesetzlosen.“
Weisman grinste. „Captain, warum wollen wir nicht Wölfe gegen Wölfe schicken? Du könntest es wenigstens mal versuchen. Wenn sie sich gegenseitig niederknallen, können doch ehrliche Leute aufatmen.“
„Du hast unmögliche Vorstellungen“, stöhnte Jordan.
„Aber ziemlich realistische, Captain … denk mal drüber nach. Das ist mein Vorschlag. Anders kommen wir nicht weiter.“
„Lass mir Zeit, darüber nachzudenken. In der Zwischenzeit sollten wir doch mal versuchen, ein paar Rinder zurückzuholen. Diese verdammten Kerle können doch nicht überall sein!“
„Ohne mich“, sagte Weisman. „Wenn du meinst, dass du uns entlassen musst, gehe ich lieber gleich. Aber ich reite nicht noch einmal einem Outlaw vor die Gewehrmündung. Nenn mich ruhig feige, Captain. Du weißt, dass ich es nicht bin. Aber ich bin auch vorsichtig, und vor allem bin ich nicht lebensmüde.“
Verdammt, wir stehen hier und reden und reden, dachte Jordan bitter. Und in der Zwischenzeit verstreut sich die Herde immer mehr, und die Banditen haben alle Chancen, immer mehr Tiere zusammenzutreiben.
Ohnmächtiger Zorn kochte in ihm.
Aber er konnte seine Männer nicht zwingen zu reiten. Die Grenze der Autorität war erreicht.
Ein Traum, ein Lebenswerk, endete hier auf dem Chisholm-Trail in Oklahoma.
Das hier war schlimmer, als wenn sie ihm unten in Texas die Ranch niedergebrannt hätten. Es kam so überraschend. Und es war für sie alle so entmutigend.
Wer auch immer hinter dem Überfall steckte – er hatte Jordan und seine Crew an der empfindlichsten Stelle entscheidend getroffen.