Читать книгу Rio Grande Charly Sammelband 5 Western Romane - W. K. Giesa - Страница 23
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ОглавлениеHin und wieder hörte Clay Jordan in der Ferne Schüsse. Jedes Mal hoffte er, dass seine Männer es fertigbrachten, ein Rudel der Tiere zusammenzutreiben. Er ritt mit Cal Weisman, einem ergrauten Cowboy, der von Anfang an mit dabei gewesen war. Sie durchstreiften das Gelände. Spuren fanden sie jede Menge, aber es dauerte Stunden, bis sie endlich ein paar Tiere sahen.
Eine Handvoll war es nur. Die Rinder schienen müde geworden zu sein. Sie gingen nur noch sehr langsam. Einige blieben sogar stehen, und das Rudel zog sich schon auseinander.
„Die Müdigkeit treiben wir den Biestern aus“, knurrte Weisman. „Heute früh konnten sie rennen wie irre. Los, auf mit euch! Bewegt euch!“ Er gab seinem Pferd die Sporen und ritt mit wilden Schreien auf die Tiere los, um sie hochzuschrecken. In der Tat wurden sie nervös.
Clay Jordan zog den Revolver, um ein paar Schüsse in die Luft abzufeuern. Der Lärm müsste die Rinder endgültig davon überzeugen, dass es besser war, davonzulaufen – vom Lärm weg, in die Richtung, die Jordan und Weisman wünschten. Von zwei Seiten kamen sie jetzt im spitzen Winkel. Jordan schoss. Auch Weisman feuerte eine Kugel in die Luft.
Da knallte ein dritter Schuss. Er kam aus der Ferne. Aber der Schütze war nahe genug, dass Jordan die Kugel noch an sich vorbeipfeifen hörte.
Er drehte sich halb im Sattel. Da sah er sie.
Drei Männer sprengten von Westen her auf sie zu. Sie schwangen Gewehre.
Ging das denn schon wieder los?
Jordan zügelte seine Stute. „Aufpassen, Cal!“, schrie er Weisman zu. „Überfall!“ Aber der alte Cowboy schien es nicht zu hören.
Jordan holsterte den Colt und zog die Winchester aus dem Scabbard. Seine Stute tänzelte unruhig. „Ruhig, ganz ruhig“, murmelte Jordan. Er zielte, so gut es ging, und schoss. Die Kugel verfehlte ihr Ziel. Aber auch die drei Männer, die heranritten, konnten nicht genau zielen. Trotzdem pfiffen Jordan die Kugeln um die Ohren.
Er stieß die Winchester zurück in den Scabbard und ritt los. Weisman versuchte das gute Dutzend Longhorns in der Richtung zu halten. Aber allein hatte er keine Chance. Die Tiere begannen sich zu zerstreuen. Wenn er links wieder ein paar auf den Weg zurückbrachte, brachen rechts andere aus und versuchten querfeldein davonzulaufen.
Aber jetzt merkte er plötzlich, dass mehr Männer da waren, als es sein durften. Sein Hut flog ins Gras, von einer Kugel durchlöchert. Ein paar Zentimeter tiefer, und der Zufallstreffer hätte Weisman erwischt
Er drehte sich um und feuerte auf die anreitenden Banditen. Aber er hatte seine Munition verschossen. Mit einem Wutschrei ergriff er die Flucht. Auch Jordan sah, dass es keinen Sinn hatte zu kämpfen. Er gab die Rinder auf und folgte Weisman. Allein hatte er gegen drei Banditen keine Chance.
Eine halbe Meile weiter hielten sie an und sahen zurück. Sie wurden nicht verfolgt. In der Ferne versuchten die Banditen, die Rinder wieder zusammenzutreiben. Weisman schüttelte den Kopf und lud seinen Colt nach.
Auch Jordan ersetzte die verschossene Munition.
„Ich kann‘s nicht glauben, Captain“, sagte der Grauhaarige. „Die versuchen mit unseren Rindern abzuhauen. Sollen wir zurück und es ihnen zeigen?“
Jordan presste die Lippen zusammen. Es schmerzte, zuzusehen, wie andere sich um seine Tiere bemühten.
„Lass es erst mal sein, Cal“, sagte er gepresst. „Das Dutzend macht den Kohl auch nicht mehr fett. Wir reiten einen Bogen und versuchen festzustellen, ob noch mehr Banditen hier sind. Viehdiebe … verdammt, unten in Texas würden wir sie jetzt zu Paaren treiben.“
Aber sie waren nicht in Texas. Sie waren selbst versprengt. Und die anderen waren Schießer, die skrupellos jeden aus dem Sattel holen würden, der sie an ihrem Tun zu hindern versuchte. An Brynner und dem anderen Cowboy hatten sie es unter Beweis gestellt.
Clay Jordan ballte die Fäuste.
Warum?, fragte er sich wieder. Warum das alles?
An einer anderen Stelle sahen zwei Banditen verblüfft, dass nicht Rancher Jordans Leute, sondern Indianer sich um ein paar Dutzend Rinder kümmerten. Die beiden Raureiter sahen sich an.
„Hast du Worte, Mann?“, knurrte der Bärtige. „Die klauen das Vieh einfach. Das darf doch nicht wahr sein!“
„Ich schätze, dass wir sie genau so daran hindern werden, wie wir Jordans Männer hindern sollen“, sagte der Hagere. „Die Schießen ‘raus und drauf. Wenn hier einer Rinder zusammentreibt, dann sind wir das.“
Der Bärtige hob die Hand. „Warte“, murmelte er. „Das sind Indianer, verstehst du? Rothäute!“
„Um so besser. Wir knallen sie ab, und fertig!“
„Du verstehst nicht“, warnte der andere. „Du weißt nicht, wie viele noch im Hinterhalt lauern. Die machen uns fertig, wenn wir Pech haben. Oder schlimmer, sie nehmen uns gefangen und …“
„Die paar Männlein? Los, die kaufen wir uns!“ Er ritt an, geradewegs hinter den beiden Seminolen her, die die Rinder ihrem Dorf entgegentrieben. Mit gemischten Gefühlen folgte der Bärtige ihm. Er fühlte, dass es falsch war. Streit mit den Indianern konnten sie sich nicht leisten. Und Crocket würde es nicht gutheißen, wenn sie eine Indianerschlacht provozierten. Die Rothäute waren für gewöhnlich verdammt rachsüchtig – und tödlich.
Aber er konnte den Hageren nicht einfach so ins Verderben reiten lassen. Mit einem Fluch folgte er ihm. Der Hagere begann zu schießen …