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Mit dreizehn Jahren kommt Käthe aus der Schule. Sie will schnell Geld verdienen, hängt sich einen kleinen Bauchladen um und verkauft in der Friedrichstraße die billigen Parfüms, Streichhölzer und Zigaretten aus dem Laden der Mutter.

Trotzdem sie sich schäbig anzieht, sieht sie entzückend aus. Ein Madönnchen, das zarte Gesicht von buntem Tuch eingerahmt, ein schmaler Körper, dessen frühreife Fraulichkeit aus den Kinderlumpen scheint.

Sie verkauft ausgezeichnet. „Unsre südliche Jöre“ wird der Liebling der Kleingewerbler dieser Straße. Die Nachtportiers, die Kellner, die Dirnen schieben ihr Kunden zu oder kaufen bei ihr zu ermäßigten Preisen. Die Anzüglichkeiten der flanierenden Männer scheint sie nicht zu verstehen. Sie verkauft wirklich nur ihre Ware.

Eines Tages greift ein betrunkener alter Herr sie tätlich an. Käthe zertrümmert in einem Zornanfall mit ihrem Laden den steifen Hut des Alten und bearbeitet seinen kahlen Schädel mit einem aufgerafften Pflasterstein. Es entsteht ein Riesenauflauf. Käthe und ihr Angreifer müssen auf die Polizeiwache. Etliche Passanten drängen nach. Bezeugen die Berechtigung der Abwehr. Am heftigsten gestikuliert zu ihren Gunsten Professor Dr. Selbiger aus Dresden, ein spitzbärtiger Menschenfreund, durch Paßkarte als Oberrealschuldirektor ausgewiesen.

Acht Tage später reist Käthe, durch Selbiger mittels einer bedeutenden Summe vom Mutterherzen losgerissen, nach Dresden, wo sie in einer Villa halbwegs Hellerau von der runden, freundlichen Frau Selbiger und ihrem eckigen Sohn Thomas in Empfang genommen wird.

Schicksale gebündelt

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