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Im Mai 1927 läuft der Dampfer „Güteborg“, Kapitän Fredrichsen, Surubaja an. Er hat die Route Ceylon, Aden, Port Said, Neapel, Hamburg, Kopenhagen.

Eine Stunde vor der Abfahrt betritt Käthe Besser das Schiff in einem crêmegelben Spitzenkostüm, tief verschleiert. Der Boy, der sie auf die Palme klettern lehrte, trägt den bescheidenen Handkoffer.

Sie läßt sich beim Kapitän melden, steht schmal und klein in der Kajüte. Sie will ohne Geld nach Deutschland. Fredrichsen zuckt die Achseln. Käthe schlägt den Schleier zurück. Der Kapitän errötet. Welche Augen! Er liebt sie schon. Er ist zu allem bereit, wenn sie ihn nur wiederlieben will.

Käthe sieht sich kummervoll den alten Seemann an. Das rostbraune, gefurchte Gesicht mit dem weißen Schnurrbart, die breiten Schultern, die sich schon nach innen krümmen, die behaarten Hände. Dann schließt sie die Augen müde, öffnet und schließt sie noch einmal. Mausgrau blinken die Augendeckel im bronzenen Gesicht. Dann entblößen sich langsam die Zähne. Wahrhaftig: da es sein muß, lächelt sie.

Käthe lebt in der engen Kajüte. Man hört tags Menschen laufen, Musik, Geschrei. Wasser sieht sie vorbeigehen und ab und zu ein anderes Schiff. Spätabends darf sie eine Stunde neben dem Kapitän oben im Steuerhaus sitzen. Fredrichsen ist rasend vor Liebe und Eifersucht. Wenn er nachts zu ihr kommt, schwankt er in seiner Erregung wie ein Betrunkener.

Wochen gehen hin. Man kommt nach Aden. Das Schiff stolpert langsam durchs Rote Meer. Draußen, drinnen, tags, nachts ist es bleiern heiß. Käthe liegt auf nassen Laken in der Kajüte. Nie, denkt sie, wird das vorübergehen. Es wird bleiben, wenn es auch vorbei ist.

Als das Schiff eines Nachts für zwei Stunden in Suakin anlegt, geht sie in einem Anfall von Verrücktheit von Bord. Läuft sinnlos wie im Traum durch die elenden Hafengassen, wird von Fredrichsen eingeholt, zurückgetragen. Er schlägt sie, nimmt ihr die Kleider weg. Weint. Gut, denkt sie, gut, gut. Jetzt heißt es wirklich: Sterben oder Leben. Und sie wählt Leben, indem sie dem Peiniger stöhnend die Arme um den Nacken legt.

Schicksale gebündelt

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